Ich befasse mich im Voraus nicht immer eingehend mit den Testgeräten. Sie kommen auch so auf meinen Arbeitstisch und ich bin Überraschungen nicht abgeneigt. Beim FiiO M17 staunte ich dann nicht schlecht: Die «Maschine» bringt mehr als ein halbes Kilo auf die Waage und ist weder für Hosen- noch Jackentaschen geeignet. Dazu gibt es auch noch ein Dock – mit integriertem Lüfter – für die schwebende Platzierung auf dem Desktop. Weiter hat der FiiO M17 einen deutlich martialischen Touch, vergleichbar mit diesen «heavy duty»-Laptops aus den Filmen des «Mission Impossible»-Genres. Und das schöne Lederetui ist auf der Rückseite mit einem Kühlgitter bestückt, das die Luft oder gar den Luftstrom des Lüfters (im DK3 Multifunction Dok) ungehindert zirkulieren lässt.
Wer nun gerne wissen möchte, was in diesem geräumigen Gehäuse so alles drin steckt, der kann sich gerne zurücklehnen und – wie ich – die Assembly Animation reinziehen. Für Techno-Freaks ist das wirklich ein Hochgenuss.
Besonderheiten des FiiO M17
Der FiiO M17 ist mit dem im Lieferumfang enthaltenen Multifunktionsdok DK3 als Desktop-Musikplayer ausgelegt. Sein Gewicht von 610 g (ohne das Dok) erlaubt problemlose Portabilität. Die mobile Nutzung ist zwar möglich, aber man sollte vorsichtig sein: Gewicht und Grösse allein und die suboptimale Unterbringung in Jackentaschen und dergleichen ist das eine, die Betriebstemperatur das andere. Wer den FiiO M17 mobil einsetzt, zum Beispiel bei Zugfahrten oder im Flugzeug, sollte die Wärmeentwicklung des Geräts im Auge behalten und für einen gut belüfteten Standort sorgen.
Zwecks guter Kühlung findet man auf der Rückseite des hochwertigen Etuis mit Leder-Haptik ein Lüftungsgitter eingelassen. Auf dem DK3-Dok platziert liegt dieses Gitter exakt über dem zweistufigen Lüfter. Letzterer ist alles andere als geräuschlos und dient sich beim Musikhören nicht wirklich an. Sein Einsatz beginnt eher in den Pausen oder bei höherer Lautstärke und eingeschränkt mit geschlossenen Kopfhörern. Im Testbetrieb stellte sich keine besorgniserregende Wärmeentwicklung ein. Ich würde den Ventilator nicht als wirkliche Notwendigkeit beurteilen. Man kann das Gerät ja auch einmal ausschalten und pausieren lassen, wenn es denn wirklich warm geworden ist.
Der eigentliche Vorteil beim Dok ist die Stabilität auf dem Tisch und damit die optimale Bedienbarkeit des Touchscreens und der seitlichen Bedienelemente. Alle Audio-Anschlüsse/Ausgänge sind auf der oberen Schmalseite zu finden, genauso wie das Lautstärkerad. Auf der unteren Schmalseite findet man die verschiedenen USB-Ein/Ausgänge, den Slot für eine Chipkarte beliebiger Speichergrösse, die Buchse für die Stromversorgung und einen SPDIF-Digital-Ein/Ausgang (spezifizierbar) als RCA-Stecker. Für den SPDIF und die Ladebuchse stehen Abdeckungen bereit. Die Stromversorgung kann für das Laden des Akkus (9200 mAh = ca. 10 Stunden Betrieb) oder direkt – ohne Ladefunktion – verwendet werden.
Die beiden ES9038PRO DAC-Chips sollen einen hochgradig originalgetreuen Klang verantworten. Die zwei THXAAA-788-Verstärker sorgen mit ihrer beeindruckenden Leistung dafür, dass jeder Kopfhörer mühelos angetrieben werden soll. Der Gain kann um bis zu 16 dB erhöht werden. Das stellt sogar stationäre Geräte zuweilen in den Schatten. Für die maximale Lautstärke beim sogenannten erhöhten Over-Ear-Modus reicht der Akkubetrieb nicht aus. In dem Fall ist der Anschluss der Stromversorgung notwendig.
Der FiiO M17 besitzt vier Kopfhörer-Ausgänge, sodass die meisten Kopfhörer direkt – ohne zusätzliche Geräte – angeschlossen werden können. Weiter ist ein Koaxial-Ein- oder -Ausgang vorhanden: Als Digitalausgang für externe DACs oder als Digitaleingang für die Nutzung des M17 als DAC. Dazu zwei USB-C-Ports für High-Speed-Datentransfers, schnelles Akkuladen, USB-Host-Modus und die Möglichkeit, externe DACs oder USB-Datenträger zu verwenden.
Die Lautstärke kann in 120 Stufen entweder über das Drehrad an der Oberseite oder über die Tasten an der rechten Seite des M17 eingestellt werden.
Der Nutzungsumfang und auch die Leistung des FiiO M17 ist mit stationären Musikservern mit integriertem DAC vergleichbar. In diesem Bereich dürften die Besitzer denn auch den grössten Nutzen sehen, kombiniert mit der willkommenen Portabilität und der grosszügigen Konnektivität mit jedem erdenklichen Kopfhörer. Der Hersteller will in diesen Anwendungsbereich vorstossen. Die Nutzer werden sich auch überlegen, ob ein stationäres Gerät an der HiFi-Anlage überhaupt noch erforderlich ist.
Die wichtigsten Spezifikationen
Der FiiO M17 arbeitet auf Wunsch mit zwei Betriebssystemen: Das eine basiert auf Android 10 und unterstützt alle Android-Apps – bevorzugt solche, die in irgendeiner Form oder für jedwelche Streamingdienste Musik bereitstellen. Das andere System nennt sich FiiO Music und ist als FiiOs proprietärer, audiophiler Musikplayer zu verstehen.
Hört man Musik ab Streamingdiensten, bevorzugt HiRes, dann verwendet man die jeweilige App des Streaming-Anbieters – zum Beispiel Tidal oder Qobuz. Hört man gespeicherte Musik ab dem internen Speicher im Gerät oder der verwendeten SD-Karte, deren Speichergrösse unbegrenzt ist, dann verwendet man FiiO Music. Zudem kann man mit FiiO Music problemlos auf Musik-Speicherorte im Netzwerk zugreifen.
Der Player unterstützt Airplay und DLNA. Er kann mit einem Smartphone mittels FiiO Link fernbedient werden. Das ist praktisch, weil der FiiO M17 ja nicht mobil verwendet wird. Der M17 kann mit Bluetooth 5.0 sowohl senden als auch empfangen. Alle Codecs sind vorhanden. Externe DA-Wandler, Digitaleingänge von Verstärkern oder von Aktivlautsprechern kann man mit dem USB 2.0 Typ C Port oder über den SPDIF-Ausgang (co-axial) anspielen.
Mit der «all to DSD-Funktion» wird auf Wunsch jedes eingehende PCM-Musiksignal vor der Weiterverarbeitung in DSD konvertiert. Ich möchte mich über den Nutzen einer solchen Zusatz-Konvertierung nicht äussern. So viel sei gesagt: Ich bin froh, dass man das deaktivieren kann. Und FiiO ist froh, dass man dieses Feature anpreisen kann. MQA wird ebenfalls und mit 8-Fach-Codierung unterstützt.
Der M17 unterstützt eine Vielzahl von Codecs (digitale Formate):
DSD: DSD64/128/256 (.iso, .dsf, .dff),DST iSO
DXD: 352.8K/24bit
APE FAST/High/Normal: bis maximal 384 kHz/24 Bit
APE Extra High: bis maximal 192 kHz/24 Bit
APE Insane: bis maximal 96 kHz/24 Bit
Apple Lossless: bis maximal 384 kHz/ 32 Bit
AIFF: bis maximal 384 kHz/32 Bit
FLAC: bis maximal 384 kHz/32 Bit
WAV: bis maximal 384 kHz/32 Bit
WMA LOSSLESS: bis maximal 96 kHz/24 Bit
MQA 8xdd
Verlustbehaftete (lossy) Codecs wie MP3 etc. werden natürlich ebenfalls unterstützt.