TESTBERICHT
Seite 1 / 2
ARTIKEL
Publikationsdatum
24. Mai 2024
Themen
Drucken
Teilen mit Twitter

Die Marke Eversolo – geschrieben eversolo – gehört zu der seit 2014 bestehenden Shenzen Zidoo Technology Co. Ltd. Das Unternehmen will ca. 80 % seiner Audiogeräte ausserhalb Chinas in Südostasien, Europa und Amerika verkaufen. Stand heute. Zidoo ist auf Geräte in den Bereichen Homecinema und HiFi spezialisiert. Im Audiobereich stehen Streaming-Lösungen im Zentrum.

Die Marke Eversolo gibt es noch nicht lange. Sie dient wohl dem Zweck einer verbesserten internationalen Wahrnehmung und hat einen angelsächsischen Klang. Einige Produkte sind zurzeit sowohl unter den Marken Zidoo als auch Eversolo erhältlich. Die Webseiten der beiden Marken sind weitgehend identisch aufgemacht.

Eversolo-Geräte werden weltweit sowohl über Vertriebskanäle als auch direkt ab «Fabrik» bzw. Webshop verkauft. In der Schweiz verantwortet Portacomp AG den Verkauf an den Fachhandel und direkt via Webshop. Das Unternehmen Eversolo bestehe personell aus beeindruckenden 60 Mitarbeitern in Forschung und Entwicklung (Software und Hardware R&D) und ca. 90 Mitarbeitenden in Produktion und Administration. Ich hoffe, richtig gerechnet zu haben. Diese Zahlen sowie Informationen auf der Website lassen den Schluss zu, dass Zidoo auch für andere Marken entwickelt und produziert. Privates Label als OEM (Original Equipment Manufacturer).

Der Name Eversolo ist hingegen nicht glücklich gewählt. Er klingt englisch, hat aber keine eigentliche Bedeutung und wirkt eher negativ besetzt. «Ever-so-low» wurde von meinem angelsächsischen Umfeld fragend angemerkt. Im Grunde ist es einfach ein Name, der von einem Hersteller aus China ausgewählt wurde, um Englisch zu wirken. Es gibt viele ähnliche Beispiele. Es mag keine grosse Bedeutung haben, doch als aufstrebende Marke würde ich sorgfältiger vorgehen.

Der Eversolo DMP-A6 lässt sich vollständig über den Touchscreen bedienen.Der Eversolo DMP-A6 lässt sich vollständig über den Touchscreen bedienen.

Grosser Funktionsumfang

Um die zahlreichen Mitarbeitenden bezahlen zu können, braucht es – als weitgehend unbekannte Marke – grosse Volumen. Das erfordert Produkte mit einem grossen Leistungsversprechen und Leistungsumfang. Es muss den Anwender praktisch «umhauen». Genau diesen Eindruck hat man beim Eversolo DMP-A6, dem günstigsten Gerät der Marke. Der Anwendungsumfang ist unglaublich und die Bedienung äusserst grosszügig.

Während viele Hersteller bei ihren «Einstiegsgeräten» auf innere Werte setzen und auf Luxus verzichten bzw. abspecken, setzt Eversolo auf das volle Programm. Man kann nicht nur praktisch alles machen, was man von einem Streaming-Gerät erwartet, man hat auch den vollen Bedienungs-Luxus zur Verfügung – inklusive grossem LCD-Touchscreen – und dies alles zu einem Kampfpreis von 899 CHF.

Auch die Rückseite glänzt mit hochwertigen Komponenten: Die Analogausgänge und alle RCA-Stecker sind einzeln verschraubt. Die drei kleinen WiFi-Antennen, eine davon ist für Bluetooth reserviert, erinnern an ganz hochwertige Hochfrequenz-Messgeräte aus der Messtechnik. Die Beschriftung ist ebenso vorbildlich gedruckt und das Gehäuse orientiert sich an High-End-Massstäben.

Die Anschlussmöglichkeiten sind nicht nur sehr grosszügig, sondern auch von hoher Qualität (Verarbeitung und Komponenten). Eine der drei Stummelantennen ist für den Bluetooth-Empfang reserviert.Die Anschlussmöglichkeiten sind nicht nur sehr grosszügig, sondern auch von hoher Qualität (Verarbeitung und Komponenten). Eine der drei Stummelantennen ist für den Bluetooth-Empfang reserviert.

Bevor ich das Gerät zum ersten Mal mit Strom versorgte, fragte ich mich, warum es in diesem Bereich eigentlich so teure Geräte gibt, die wenig hermachen, die vielleicht gerade noch ein Farbdisplay aufweisen, meistens aber nur einen On/Off-Schalter. Und dennoch kosten sie das 5- bis 10-fache des Eversolo, der so viel mitbringt.

avguide.ch meint

Viele Hersteller von High-End-Streamern rechtfertigen die hohen Preise nicht nur mit ihrer Technologie, sondern auch mit den «feinen Zutaten», die sie verwenden. Das sind besondere Elektronik-Komponenten. Besonders weit oben sind hochwertige Kondensatoren und ausgefeilte Quarz-Taktgeneratoren, die bei kontrollierter Temperatur operieren. Stromversorgungen sind ebenfalls hoch im Kurs. Es dreht sich auch viel um «Digital-Noise». Was damit gemeint ist, wird dann nicht so genau definiert.

Der kleine Footprint erlaubt es, das Gerät sehr flexibel zu platzieren.Der kleine Footprint erlaubt es, das Gerät sehr flexibel zu platzieren.

Der DMP-A6 kann mit einem SSD-Speicher von maximal 4 TB ausgerüstet werden. Die SSD-Karte ist nicht im Lieferumfang dabei, kann aber einfach eingesetzt werden. Wer mit dem DMP-A6 CDs rippen oder direkt abspielen möchte, kann ein passendes USB-CD-Laufwerk anschliessen. Zum Abspielen von CDs allein können auch die klassischen CD-Laufwerke genutzt werden. Für sie stehen SP/DIF-Digitaleingänge (coaxial und Toslink) zur Verfügung.

Im Zentrum steht aber eindeutig die Nutzung von Streamingdiensten, was bei der rasanten Verbreitung nicht verwundert. Man kann auf dem DMP-A6 seinen Account der Musikdienste Tidal, Qobuz, Spotify, Apple Music, HighResAudio, Amazon, Deezer und Napster anmelden. Bei Tidal und Spotify steht auch die Connect-Variante zur Verfügung. Wer Roon bevorzugt, kann den DMP-A6 als Endpoint (Roon ready) nutzen.

Als DA-Wandler kommen 2ES9038Q2M von ESS zum Einsatz. Wer sich damit auszukennen glaubt, kann gerne oben das Datenblatt anklicken. Der DA-Wandler «unterstützt» (akzeptiert eingangsseitig) natives DSD512 und PCM-Formate mit bis zu 32 Bit und 768 kHz Taktrate. Wer sich dem Prinzip «schneller, höher, weiter» verschrieben hat oder einfach gerne der Werbung Glauben schenkt, kommt mit diesen Superlativen auf seine Kosten. Bei mir hier liegt nicht viel DSD auf Speichermedien herum. 32 Bit habe ich auch noch nie konsumiert und ab 96 kHz hört bei mir der Spass auf.

Dazu verweise ich an dieser Stelle an unseren Beitrag über digitale Mythen und einen weiteren Beitrag über den Audio-Daten-Dschungel.

Bleiben wir abschliessend beim Marketing: Der Eversolo DMP-A6 lässt punkto Funktionsumfang keine Wünsche offen. Alles ist vorhanden, ob man es braucht oder nicht.

Übersicht zu diesem Artikel
Seite 1:
Seite 2: