«Auf OLED folgt OLED+» verkündete TP Vision, der Hersteller von Philips TV, an der IFA. Und meinte damit zwar keine neue Technologie, aber den Umstand, dass die 2019er-Generation der OLED-Fernseher im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert wurde.
Bereits der Vorgänger hatte im avguide-Test (nachzulesen: hier) mächtig gepunktet: Brillante OLED-Bilderpracht chic verpackt und mit einem integrierten Soundsystem made by Bowers & Wilkins kombiniert, welches die maue Tonqualität moderner Flachbild-TVs weit hinter sich lässt. TP Vision, der Hersteller von Philips-Fernsehern, führt die Zusammenarbeit mit dem britischen Audio-Spezialisten fort und intensivierte sie bei der Kreation des 55OLED+934 sogar noch.
Die B&W-Ingenieure hatten sozusagen freie Hand, ein Soundsystem zu gestalten, welches die typischen Hürden des Fernsehers überschreitet: Normalerweise fehlt es hier nämlich schlichtweg an Platz, um eine nennenswerte Schallleistung zu realisieren. So bekam der 934 kurzerhand eine akustisch völlig eigene Tonabteilung im Stile einer Soundbar spendiert. Das separate Lautsprechergehäuse dient als Tischfuss und verfügt über einen minimalistischen, angewinkelten Metallarm, auf dem das Display ruht. Alternativ kann man den Fernseher auch an der Wand montieren. So sieht er fast noch eleganter aus als auf dem Lowboard, denn die Soundbar steht weniger weit vor. Die passende Halterung ist im Übrigen serienmässig dabei.
Die Tonabteilung verfügt über insgesamt sieben neu entwickelte Lautsprechersysteme. Sie sitzen je in ihren eigenen, akustisch optimierten und stabilen Gehäusen. Die Idee dahinter: In das TV-Chassis integrierte Schallwandler regen das gesamte Gehäuse zu Schwingungen an, was nicht nur akustische Nachteile im Sinn klangverschlechternder Resonanzen, sondern auf lange Sicht durchaus auch Materialermüdungen zur Folge haben kann. Zumal dann, wenn man mit dem Fernseher raumfüllenden Heimkino-Sound realisieren möchte.
Dies beherrscht der 55OLED+934: Das ansprechend designte und mit edlem Stoff von Kvadrat bespannte Lautsprechergehäuse ist extrem stabil aus dickwandigem, Fiberglasverstärkten ABS gefertigt und verhindert mit verwindungssteifen, inneren Rippen unerwünschte Vibrationen. Verglichen mit dem Soundsystem des letztjährigen OLED 903 bietet dieses Design das doppelte Volumen, was wiederum grössere Treiber ermöglichte: Im Innern finden sich vier 30-mm-Mitteltöner, zwei entkoppelte 19-mm-Titanium-Hochtöner (eine B&W-Spezialität) sowie ein zentral angeordneter 80-mm-Subwoofer in einer ausgeklügelten Bassreflex-Konstruktion.
Dolby Atmos inklusive
Doch damit nicht genug: Zusätzlich bietet der OLED+934 zwei nach oben abstrahlende 50-mm-Dolby-Atmos-Lautsprecher, die oben am Gehäuse montiert sind und so die besondere räumliche Höhendimension ermöglichen. Der OLED+934 ist nämlich der erste Philips TV mit 2.1.2-Dolby-Atmos-Spezifikation. Dies wird auch im Streaming-Zeitalter zum Thema, denn beispielsweise auf Netflix finden sich immer mehr Spielfilme und Serien, die (im englischen Originalton) mit Dolby-Atmos-Tonspur abrufbar sind. Der OLED+934 erkennt und dekodiert automatisch Dolby-Atmos-Inhalte. Alternativ können durch die Aktivierung des Movie-Modus am TV auch nicht-Dolby-Atmos-kodierte Inhalte hochgerechnet werden, um den einhüllenden Klang über die Elevation-Lautsprecher bei jedem beliebigen Soundtrack zu geniessen.
Insgesamt 50 Watt Verstärkerleistung sorgen für eine beachtliche Klangfülle selbst in grösseren Räumen. Über einen Subwoofer-Ausgang kann man die Tieftonleistung noch ergänzen. Aber auch so kann der +934 problemlos so laut, dass man spätabends wohl gerne mal den «Night Mode» aktivieren wird, um die Nachbarn nicht zu ärgern. Viel wichtiger: Bei mietergerechtem Pegel agiert die Soundabteilung ausgesprochen sauber, klar und dynamisch. Transparenz und Verfärbungsfreiheit sind für einen Fernseher exzellent und erfüllen so hohe Ansprüche, dass man sich ohne Reue auch Klassik-Konzerte oder Opern über diesen Fernseher anhören kann. Im Menü «Toneinstellungen» kann man entweder aus vier Voreinstellungen den passenden Klangcharakter auswählen oder dies dem «KI-Modus» überlassen: Er wird dann je nach Inhalt automatisch angepasst. Den optionalen 5-Band-Equalizer muss man eigentlich kaum je bemühen. Höchstens bei wandferner Aufstellung kann man den Bereich um 100 Hz leicht anheben. So kommt dann auch die MTV-Generation dank sattem Tiefton und insgesamt vitaler Gangart auf ihre Kosten.
Deutliches Plus beim Klang
Der Fortschritt bezüglich der Tonqualität im Vergleich zum Vorgängermodell ist doch sehr erheblich. Er betrifft nicht nur die insgesamt deutlich höhere unverzerrte Maximallautstärke – gerade auch im Bass. Der Sound löst sich viel besser vom Fernseher. Wo die Klangperspektive beim OLED 903 selbst bei aktiviertem Virtual Surround stets relativ niedrig gehalten wird, erschliesst der OLED+934 nun wie von Zauberhand die räumliche Dimension nach oben hin.
Richtig phänomenal wahrnehmbar wird dies bei Dolby-Atmos-kodierten Soundtracks. Aber auch Dolby-Digital- oder DTS-Ton profitiert vom simulierten «Elevations»-Effekt. Lediglich bei Standard-Zweikanalton hält sich der Zugewinn in Grenzen. Dennoch: Dolby Atmos spendiert der Soundabteilung des OLED +934 einen enormen Zugewinn – insbesondere, weil eben dedizierte Lautsprecher dafür zum Einsatz kommen. Dies ist nicht unerheblich, wenn man schaut, wie gross das Angebot von Atmos- und anderen Surround-kodierten Filmen beispielsweise auf Netflix bereits ist – Tendenz steigend.