TESTBERICHT
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Publikationsdatum
26. August 2023
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Wer sich heute auf gut assortierten Webshops verschiedener Anbieter nach True-Wireless-Ohrhörern mit aktiver Auslöschung von Umgebungslärm und Zusatzfunktionen aller Art umsieht, der wird mit einer wahren Flut von Produkten vieler Marken konfrontiert. Hinter jeder Marke steckt Marketing. Und so steht jeder Ritter in blank polierter Rüstung auf dem Feld – und der Interessent weiss nicht so recht, wer sich in der Rüstung verbirgt. Was steckt dahinter? Nun gibt es Marken, die über eine grosse Bekanntheit auch ausserhalb von Fachkreisen und besonders interessierten Kreisen verfügen, und es gibt Marken, bei denen man das nicht so recht weiss. Bevor wir uns mit dem Testbericht des ANC-Ohrhörers (oder In-Ear) EAH-AZ80 TWL von Technics befassen, einige Worte zu Technics:

Die Marke Technics wurde 1965 von der japanischen Firma Panasonic (einer Tochtergesellschaft von Matsushita Electric Industrial Co., Ltd.) gegründet. Technics wurde schnell bekannt für seine hochwertigen Audioprodukte, insbesondere Plattenspieler und HiFi-Komponenten. Einer der bahnbrechendsten Momente in der Geschichte von Technics war die Einführung des Plattenspielers SL-1200 im Jahr 1972, der zu einem Standardwerkzeug für DJs auf der ganzen Welt wurde und die Entwicklung der elektronischen Musik massgeblich beeinflusste.

In den folgenden Jahrzehnten setzte Technics immer wieder Massstäbe in der Audiotechnologie. In den 1970er- und 1980er-Jahren brachte die Marke innovative HiFi-Komponenten wie Verstärker, Lautsprecher und Kassettendecks auf den Markt. In den 1990er-Jahren führte Technics wegweisende Technologien wie Direct Drive und Digitalverstärkung ein. Mit dem Aufkommen digitaler Audiotechnologien und der Abnahme physischer Medien, insbesondere Schallplatten, geriet Technics im Laufe der Zeit in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Jahr 2010 stellte die Marke vorübergehend die Produktion ihrer legendären SL-1200-Plattenspieler ein, was bei Audiophilen und DJs für Enttäuschung sorgte.

2016 erlebte Technics eine Wiedergeburt, als die Marke den Plattenspieler SL-1200G und später den Technics SL-1200GR auf den Markt brachte, um auf die anhaltende Beliebtheit von Vinyl und den DJ-Markt zu reagieren. Bis heute hat Technics sein Produktsortiment deutlich erweitert, um moderne High-End-Audiotechnologien anzubieten, darunter hochwertige Kopfhörer, drahtlose Lautsprecher und Audiokomponenten, die sowohl analoge als auch digitale Musikquellen unterstützen.

Insgesamt kann man sagen, dass Technics eine lange Geschichte in der Entwicklung von audiophilen Produkten hat und sich trotz Herausforderungen immer wieder angepasst hat, um sowohl traditionelle als auch moderne Audio-Enthusiasten anzusprechen. Die Marke ist für ihre Innovationen in der Audiotechnologie und ihre einflussreichen Beiträge zur Musikindustrie bekannt.

Geöffnete Ladestation/Tragebox mit entnommenem In-Ear.Geöffnete Ladestation/Tragebox mit entnommenem In-Ear.

Der Teufel steckt im Detail

Der EAH-AZ80 In-Ear von Technics ist mit ca. 300 CHF nicht billig. Es gibt auf dem Markt wesentlich günstigere In-Ears, die sich rein äusserlich nur geringfügig vom Technics unterscheiden. Preislich ist das Gerät im sogenannten Premium-Bereich zu finden und dort in Gesellschaft sehr bekannter Brands wie Bose, B&O, B&W, Sony oder Sennheiser.

Der EAH-AZ80 verfügt über zwei akustische Kontrollkammern, eine abgestufte Kammer direkt vor der 10-mm-Alu-Membran in Richtung des Kanals, der zum Ohr führt und eine weitere hinter dem Magnetsystem, welches dem dynamischen Treiber dient. Im Bild in der Mitte sind dies die orangen Zonen. Die 10-mm-Alu-Membran ist im Bild rechts gut sichtbar. Die Kontrollkammern sollen vor allem einen natürlichen Mitteltonbereich gewährleisten und dazu die verzerrungsarme Basswiedergabe der grossflächigen Membran fördern.

Keine Fotos, sondern Renderings: Gut sichtbar sind die klangrelevanten, akustischen Kontrollkammern hinter dem Schallwandler und vor der 10-mm-Membran. Dazu eine Menge Elektronik.Keine Fotos, sondern Renderings: Gut sichtbar sind die klangrelevanten, akustischen Kontrollkammern hinter dem Schallwandler und vor der 10-mm-Membran. Dazu eine Menge Elektronik.

Abgesehen von der Musikwiedergabe verfügt der EAH-AZ80 von Technics über intuitive intelligente Funktionen, die über das «normale Programm» hinausgehen. Hervorheben möchten wir die Funktion der Mehrpunktverbindung mit drei Geräten: Der Anwender kann drei Bluetooth-Geräte mit den Ohrhörern verbinden. Die Quellen wechseln dann nach Wunsch nahtlos. Eine Einschränkung ist der LDAC-Codec. Ebenso relevant ist die dank Spracherkennung besonders klare Sprachübertragung, auch bei schwierigen Verhältnissen punkto Umgebungsgeräuschen und die wählbaren Umgebungsgeräusch-Modi. Ein Modus behandelt alle Geräusche gleichberechtigt. Der andere Modus fokussiert auf menschliche Stimmen, z. B. im Fall von Lautsprecherdurchsagen.

Sieben verschiedene Grössen: von XS1 bis XL.Sieben verschiedene Grössen: von XS1 bis XL.

Die Anpassung der Ohrhörer an den Gehörkanal erfolgt mit Ohrstücken von sieben verschiedenen Grössen. Dafür sollte man sich wirklich etwas Zeit nehmen. Die Grösse M ist als Standard montiert. Machen Sie wie ich die Probe aufs Exempel. Dafür gibt es in den Einstellungen der Audio Connect App eine Einmessung mit Testsignalen. Man wird aufgefordert, mindestens zwei Hörstücke zu vergleichen. Eine optimale Anpassung bringt einen optimalen Bassbereich und dazu guten Komfort.

Die Wirkung der Geräuschunterdrückung hängt ebenfalls von einer optimalen Anpassung ab. Ich konnte es an den eigenen Ohren feststellen: Ich begann mit Grösse M und dachte, das passt, stellte aber fest, dass ich bei ausgeschalteter Geräuschunterdrückung ein seltsam hohles Klangbild bekam, nicht aber mit eingeschalteter Geräuschunterdrückung – was natürlich richtig ist. Die App empfahl mir beim Test die Ohrstücke der Grösse L – und plötzlich hatte ich mit und ohne Geräuschunterdrückung ein sehr ähnliches Klangbild (abgesehen von den Geräuschen natürlich).

Separat erhältlich: Praktisches Qi-Ladegerät. Ladestation einfach drauflegen, egal, ob mit den Ohrhörern oder ohne.Separat erhältlich: Praktisches Qi-Ladegerät. Ladestation einfach drauflegen, egal, ob mit den Ohrhörern oder ohne.

Das Ladepad ist sehr praktisch und kann getrost am Arbeitsplatz (zu Hause oder im Unternehmen), installiert werden. Praktisch ist vor allem, dass die Ladestation/Tragebox ohne die Ohrhörer auf diese Weise geladen werden kann, während man mit den Ohrhörern unterwegs ist. Sind die Ohrhörer in der Tragebox versorgt, laden sie sich via Ladepad ebenfalls auf. Punkto Ladung ist das nicht nur komfortabel, sondern auch flexibel, indem es jeder Situation Rechnung trägt.

Geöffnete Ladestation mit beiden In-Ears in den Buchten, passgenau und präzise kontaktiert.Geöffnete Ladestation mit beiden In-Ears in den Buchten, passgenau und präzise kontaktiert.
Die ergonomische Form bringt einen sicheren und komfortablen Sitz in den Ohrmuscheln.Die ergonomische Form bringt einen sicheren und komfortablen Sitz in den Ohrmuscheln.

Die ergonomische Form sichert einen guten Halt in der Ohrmuschel. Aber auch die Ergonomie der Bewegung des Einsetzens ist durchdacht: Wenn man zum Beispiel den linken Ohrhörer logisch mit Daumen und Zeigefinger ergreift und ans linke Ohr führt, ist man punkto Lage bereits richtig unterwegs für das beherzte Einsetzen in die Ohrmuschel. Man kann eigentlich nichts falsch machen. Es funktioniert auch mit geschlossenen Augen einwandfrei – und besser als mit vielen anderen In-Ears, die ich kenne.

Noise Cancelling in der Praxis

Um Noise Cancelling zu testen, braucht man Noise. Saisonal bedingt – wir hatten gerade eine Hitzewelle – blies mir der Tischventilator, leise zwar, aber trotzdem ein bestimmtes Quantum Luft pro Zeiteinheit an die Birne und im Flur tickte die schöne Comtoise-Wanduhr. Wenn ich die Geräuschunterdrückung aktiviere und auf der Skala auf «Max» oder 100 % stelle, höre ich ohne Musik zu spielen wirklich nichts, ausser Körperschall-induzierte Geräusche wie den Atem, die Tastatur beim Schreiben oder das Strömungsgeräusch des Luftstroms vom Ventilator etc.

Wenn ich die Geräuschunterdrückung beim Musikhören ein- und ausschalte, dann höre ich in etwa dasselbe Klangbild. Mit Geräuschunterdrückung dünkte mich der Klang vor allem bei Stimmen und bei der räumlichen Abbildung besser und aufgeräumter als ohne Geräuschunterdrückung. Den «Effekt» konnte ich auch beobachten, wenn keine Umgebungsgeräusche vorhanden waren oder wenn ich die Regelung auf null setzte. Obwohl das für die Geräuschunterdrückung spricht, leuchtet mir das nicht ganz ein. Ich dachte immer, dass der Einfluss einer aktiven Geräuschkompensation auf den Klang leicht negativ wäre – und ich machte bisher auch diese Erfahrung. Hier ist es eher umgekehrt ...

Wenn man das Umfeld mitbekommen will, kann man die Umgebungsgeräusche zuschalten und in ihrer Intensität regeln. Im Modus «Aufmerksamkeit» höre ich die Stimmen wesentlich deutlicher als andere Geräusche. Das funktioniert ausgezeichnet.

Nicht unter der Lupe

Die standardisierte Tipperei auf die Ohrhörer für Titelsprung, Stopp und so weiter funktioniert reibungslos. Aber ich habe mich nicht im Detail damit befasst. Die Tipperei gibt mir persönlich auf die Nerven. Ich bediene die Musik lieber auf dem Smartgerät. Ich habe mich auch nicht mit der Entgegennahme von Telefongesprächen befasst. Der Hersteller garantiert diesbezüglich einwandfreie Funktion und ich telefoniere nicht besonders gerne.

Beim Öffnen der Ladestation wird kurz der Ladezustand angezeigt. Die LED leuchtet grün, gelb oder rot. Die Bedeutung der Farben ist wohl eindeutig.Beim Öffnen der Ladestation wird kurz der Ladezustand angezeigt. Die LED leuchtet grün, gelb oder rot. Die Bedeutung der Farben ist wohl eindeutig.
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