TESTBERICHT
Seite 1 / 2
ARTIKEL
Publikationsdatum
2. Oktober 2020
Themen
Drucken
Teilen mit Twitter

Wer bis anhin einen vernünftigen HiFi-Lautsprecher mit durchgehend guten Eigenschaften gesucht hat, ist öfter bei der «Einsteigerklasse» von Bowers & Wilkins gelandet: Die 600er-Serie versprach überdurchschnittlich guten Klang bei moderatem Preis – und dies bei mehr als ordentlicher Verarbeitung. Die drei Modelle 607 (Test: nachzulesen hier), 606 (Testbericht: hier) und 603 wurden nur zur Generation S2 «Anniversary Edition» überarbeitet. Das ist tatsächlich eine Jubiläumsausgabe, denn die allererste Version aus dieser Lautsprecherfamilie (die DM602) datiert aus dem Jahr 1995.

25 Jahre später ist doch einiges an technischem und klanglichem Fortschritt erfolgt, wie wir beim Hörtest des mittleren Modells 606 S2 zufrieden feststellen durften. Aber auch im direkten Vergleich zum Vorgänger kann man nun deutlich mehr Detailauflösung und eine feinere Ansprache konstatieren. Der Grund dafür liegt wohl darin, dass Bowers & Wilkins bei der «Anniversary Edition» in die Trickkiste gegriffen und eine neu entwickelte Frequenzweiche mit besseren Bauteilen sowie Bypass-Kondensatoren spendiert hat.

Bei Letzteren handelt es sich um winzige Kapazitäten im Bereich von 10 nF, welche parallel zu den grösseren Kondensatoren im Signalweg geschaltet werden. Diese Massnahme ist nicht neu und wurde schon in den 80er-Jahren (beispielsweise von JBL) angewandt. Der Vorteil besteht wohl darin, dass man bei einem überschaubaren Aufpreis eine Klangverbesserung ähnlich wie mit sündhaft teuren audiophilen Kondensatoren realisieren kann.

Kaum sichtbar: Die winzigen blauen Bypass-Kondensatoren auf der neuen Frequenzweiche (hier vom Modell 603) wirken Wunder.Kaum sichtbar: Die winzigen blauen Bypass-Kondensatoren auf der neuen Frequenzweiche (hier vom Modell 603) wirken Wunder.

Sicherlich gibt es technische Erklärungen für Klangunterschiede zwischen nominell identischen technischen Bauteilen. Viel interessanter ist jedoch, ob Lautsprecher mit dermassen feingetunten Frequenzweichen nachvollziehbar besser tönen. Diesen Nachweis hat Bowers & Wilkins jüngst schon bei der 700er Signature-Serie vollbracht, die im direkten Vergleich zur Standardversion deutlich filigraner und räumlich offener klingt (nachzulesen hier). Und auch die neue 606 «Anniversary Edition» tönt ungleich viel transparenter und brillanter als die Vorgängerin.

Feine Zutaten

Der Hochtöner der letzten beiden 600er-Generationen war schon so gut, dass er für die Neuausgabe nur unwesentlich überarbeitet werden musste. So verfügt er nun über einen schöneren Zierring mit filigran gestaltetem Schutzgitter. Geblieben ist die Konstruktion mit angekoppeltem akustischem Ausgleichsvolumen, worin sich der rückwärtig abgestrahlte Schall virtuell «totlaufen» kann. Die doppellagige Aluminiumkalotte agiert ausgesprochen resonanzarm. Die obere Materialresonanz liegt bei unhörbar hohen 38 kHz. Metallischer Beiklang ist diesem Hochtöner absolut fremd.

Mit ausschlaggebend für den fein-detaillierten Klang: Der 25-mm-Kalottenhochtöner der 606.Mit ausschlaggebend für den fein-detaillierten Klang: Der 25-mm-Kalottenhochtöner der 606.

Auch der 16,5-cm-Tiefmitteltöner konnte vom Vorgänger übernommen werden. Ebenso wie bei den teureren Modellen der 700er- und 800er-Serie kommt hier das neuartige Membranmaterial Continuum zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine patentierte Eigenentwicklung aus der Bowers&Wilkins-Forschung. Im Unterschied zum früher verwendeten (ebenfalls aus geflochtenen Aramidfasern bestehenden) Kevlar fällt das Partialschwingungsverhalten bei der Continuum-Membran deutlich gesitteter aus. Dadurch werden die Mitten offener wiedergegeben.

Trotz der günstigen Preisklasse kommt kein billiges Chassis aus Stahlblech, sondern ein stabiler Druckgusskorb zum Einsatz. Das Finish der 606 S2 ist rundum sehr sauber. Natürlich darf man in dieser Preisklasse kein Echtholzfurnier oder Hochglanzlackierung erwarten. Neu gibt es die Foliengehäuse nebst Mattschwarz und Mattweiss auch in Eiche hell mit weisser Front, was sehr gediegen (und gar nicht rustikal) ausschaut. Passende Originalständer von B&W gibt es für günstige CHF 205.- das Paar.

Das rückwärtige Anschlussfeld ist für Bi-Wiring ausgelegt. Die Bassreflexöffnung ist aerodynamisch gerundet.Das rückwärtige Anschlussfeld ist für Bi-Wiring ausgelegt. Die Bassreflexöffnung ist aerodynamisch gerundet.
Übersicht zu diesem Artikel
Seite 1:
Seite 2: