Als Nachfolger zum PMD660 bringt Marantz den PMD661 Recorder mit einigen wesentlichen Verbesserungen, aber leider auch zumindest einer bedauernswerten Auslassung. Doch alles der Reihe nach.
Der erste Eindruck ist hervorragend: Klein, übersichtlich, sauber und stabil gebaut, alle Anschlüsse leicht zugänglich und am richtigen Ort, und auch das Zubehör ist komplett: ein USB Kabel, der Netzadapter, ein Audiokabel Cinch auf Mini-Stereo-Klinke, eine 1GB SD Karte und ein Tragriemen, sowie ein gedrucktes Handbuch in vier Sprachen!
Die PDF Dateien des Handbuchs in neun Sprachen befinden sich auf der CD. Ebenfalls auf der CD befindet sich ein PMD Mark Editor, den ich, da nur für «Windows XP Service Pack 2 oder neuer», nicht testen konnte.
Volle Ausstattung
Da nur wenige Taster und Regler vorhanden sind, konnten diese, trotz der geringen Gehäuse- abmessungen von 165 x 93 x 36 mm, relativ gross gehalten werden.
Das neue OLED Display beansprucht etwa einen Viertel der Geräteoberfläche und ist aus jedem Winkel und auch bei voller Sonneneinstrahlung perfekt lesbar - eben OLED.
Auch bei den Anschlüssen hat Marantz nicht gegeizt: Der Kopfhörerausgang ist eine vollwertige 1/4 Zoll Buchse, die Linienausgänge farbcodierte Cinchbuchsen.
Die umschaltbaren XLR Mik/Line Eingänge verfügen über zuschaltbare Phantomspeisung. Hier wäre es natürlich luxuriöser, wenn Neutrik Kombibuchsen verbaut würden, damit der Linieneingang auch mit Klinkensteckern benützt werden könnte.
Zusätzlich erhielt der PMD661 einen S/PDIF Digitaleingang, eine aus meiner Sicht praktische und lobenswerte Ergänzung.
Fast scheu an den Rand gedrängt gibt es noch einen zweiten Linieneingang in Mini-Stereo-Klinke (deshalb das beigelegte Audiokabel).Auch gut, aber der Wunsch nach Neutrik Kombibuchsen bleibt trotzdem bestehen.
Der SD Kartenslot ist unter einer Klappe verborgen und unterstützt auch SDHC Karten. Die Daten können via USB2 Port direkt auf einen Rechner übertragen werden.
Aufzeichnungsformate
Unkomprimierte Stereoaufnahmen sind im WAV Format in 16 oder 24 Bit Linear PCM in 44.1, 48 oder 96 kHz möglich. Zudem unterstützt der PMD661 MP3 Kompression in Bitraten von 320, 256, 192, 128 und 64 kb/s.Stromversorgung
Natürlich kann man den Recorder mit dem Netzgerät betreiben, oder aber mit vier AA Batterien (entweder Einweg Alkalibatterien oder Ni-MH Akkus).
Die angegebene Aufnahmezeit soll mit Alkalibatterien bis zu 5 Stunden betragen (nicht getestet, doch habe ich für meinen gesamten, über mehrere Tage verteilten Test ein einziges Set Ni-MH Akkus benützt, und die Anzeige zeigte immer noch halb volle Batterien an).
Presets
Wer schon mit einem Vorgängermodell Kontakt hatte, weiss, dass die meisten Aufnahmeeinstellungen (ausser die Schalterstellung des Mic/Line-Einganges) in den drei Presets abgelegt sind.
Diese Presets kann man relativ leicht seinen Bedürfnissen anpassen. In den meisten Fällen sollten drei genügen, doch würden fünf oder sechs Presets die Flexibilität erhöhen, vor allem im Hinblick auf die erweiterten Anschlussmöglichkeiten.
Und natürlich kann ich es nicht lassen, die Vorzüge direkter Zugriffsmöglichkeiten herauszustreichen: Ein Pad Schalter z.B. würde die Anpassung der Eingangsempfindlichkeit extrem beschleunigen.
Aufnahmequalität
Wer seine Aufnahmen nachbearbeiten will, wählt natürlich das WAV Format in höchster Auflösung.
Etwas problematischer werden Aufnahmen mit den internen Mikrofonen, die zwar gegenüber dem Vorgängermodell verbessert wurden, jedoch immer noch nicht vom Gehäuse entkoppelt sind.
Somit wird jede Geräteberührung auf der Aufnahme festgehalten. Einzige Abhilfe ist hier die Montage des Recorders auf einem Fotostativ (Gewinde ist auf der Unterseite vorhanden) und evtl. die zusätzliche Anschaffung der Fernbedienung.
Unverständlich ist für mich das Weglassen des Limiters, der gerade bei Live Aufnahmen ein letzter Rettungsring war, sind doch schon einzelne Übersteuerungen bei Digitalaufnahmen irreparabel.
Also bleibt nichts anderes übrig, als für die manuelle Aussteuerung genügend Reserve einzuplanen und eher zu leise aufzunehmen.
Ärgerlich
Bevor ich diese Zeilen verfasste, machte ich wirklich viele verschiedene Versuche mit diversen Einstellungen. Doch das Resultat war immer ernüchternd dasselbe: Die automatische Aussteuerung ist eine Katastrophe, die höchstens bei Sprachaufnahmen, z.B. einem spontanen Interview, zur Anwendung kommen kann.
Für Musikaufnahmen fand ich sie wirklich unbrauchbar, da - auch mit entsprechenden vorgeschalteten Pads - ein Kompressorpumpen die Aufnahmen unakzeptabel machte.
Schade, denn dies ist der einzige Mangel, den ich feststellen musste. Und dabei war der «beschränkte» Limiter im PMD660 gut, oder zumindest praktisch und brauchbar.
Digital in
Vermutlich fiel der Entscheid über den digitalen Input erst in letzter Minute, denn die Preset Möglichkeiten sind in dieser Sparte etwas verwirrend.
Wer schon mit S/PDIF gearbeitet hat, weiss, dass sowohl die Sampling Rate als auch die Aussteuerung vom Abspielgerät vorgegeben werden. Trotzdem muss man im Preset die korrekte Sampling Rate eingeben, sonst setzt es eine Fehlermeldung ab.
Das ist besonders ärgerlich, wenn man DAT-Aufnahmen kopieren will, die ja meistens in 48 kHz, aber auch in 44.1 kHz erfolgen konnten. Man muss also bei jeder DAT-Kassette erst schauen, welche Sampling Frequenz benützt wurde und danach das Preset entsprechend anpassen, bevor man aufnehmen kann.
Einfacher wäre es, wenn im Preset nach der «Input = D.IN» Wahl die Sampling Frequenz auf «auto» springen würde. Ebenso sollte die Aussteuerungswahl (manual/ALC) ausgegraut sein, da man ja nichts wählen kann.
Auch das Handbuch informiert nur minimal über den digitalen Eingang.
Abgesehen davon finde ich den zusätzlichen S/PDIF-Eingang enorm praktisch.
Wiedergabe
Die Vermutung, dass die internen Minilautsprecher allerhöchstens zu Kontrollzwecken verwendet werden können, wird beim ersten Playback bestätigt.
Sagen wirs so: Es ist nett, dass Marantz diese Kontrollmöglichkeit eingebaut hat. Doch die meisten Benützer werden ohnehin mit Kopfhörern ausgerüstet sein.
Und es ist gut, dass das PMD661 mit einer vollwertigen 6,3 mm Stereoklinkenbuchse ausgestattet wurde. Der Kopfhörerausgang hat auch genügend Saft.
Weitere Funktionen
Was ich nicht besonders testete (da im Rechner komfortabler zu erledigen) sind die Möglichkeiten der «Pitch Control», des «Skip back», das Setzen und Löschen von Markern sowie Schneide- und Kopiermöglichkeiten, die im Gerät direkt abrufbar sind.Fazit
Der Marantz PMD661 ist ein gelungener Recorder und ein würdiger Nachfolger des PMD660, wurden doch diverse wichtige Verbesserungen verwirklicht.
Es scheint, also ob man bei Marantz Leute entwickeln lässt, die das Gerät auch wirklich im Einsatz testen und neue Ideen einbringen.
So gefallen zusätzlich Konstruktionsdetails wie die leicht abgeschrägte Pegelanzeige, die auch noch überblickbar bleibt, wenn man sich das Gerät mit dem beiliegenden Riemen umhängt.
Neben der hervorragenden Audioqualität und der Vielseitigkeit besticht der PMD661 auch mit dem OLED Display, das in jeder Aufnahmesituation (sogar bei direkter Sonneneinstrahlung) leicht lesbar ist.
Der Verkaufspreis von SFr. 990.00 ist meiner Ansicht nach zwar absolut gerechtfertigt, doch muss sich der Marantzrecorder sowohl in Ausstattung als auch im Preis gegen mindestens zwei Mitbewerber behaupten. Ob er das schafft, werden weitere Tests zeigen.