Radiohören hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Noch funktionieren die meisten Radioempfänger über FM/UKW, doch werden wir mehr und mehr mit der Drohung konfrontiert, dass diese analoge Technologie überholt sei und deshalb digitalen Neuerungen wie DAB+ und HD Radio Platz machen müsse.
Doch das Internet sowie der Satellitenempfang haben uns schon zu verwöhnen begonnen, bevor DAB endlich (und nicht eben überzeugend) zum Einsatz kam. Dass wir Radioprogramme nicht nur aus unserem unmittelbaren Lebensbereich, sondern aus aller Welt empfangen können, fasziniert mehr und mehr Hörer.
Zwar kann man Internetradio auch via Computer hören, doch ist die Senderauswahl verglichen mit den Webradios, wesentlich kleiner (zumindest mit der mir bekannten Software). Im weiteren möchte man beim Radio hören den Rechner lieber für andere Dinge nutzen resp. gar nicht erst einschalten müssen.
Zwei Testkandidaten
Die getesteten Geräte sind WiFi tauglich, können also kabellos mit dem Internet verbunden werden, sofern die Wohnung/das Haus WiFi-fiziert ist. Persönlich habe ich mit WiFi nicht nur gute Erfahrungen gemacht (sogar Haustiere können negativ darauf reagieren) und bevorzuge die problemlosere und Elektrosmog freie Ethernet-Kabel-Verbindung. Da man ja für alle Webradios ohnehin eine Steckdose benötigt, kommen bei mir Powerline-Adapter zum Einsatz.
Die beiden hier vorgestellten Modell können zwar via USB Musikdateien abspielen, aber keine Radioprogramme aufzeichnen, was jedoch auf analogem Weg (über Line out) möglich ist.
Freecom MusicPal
Äusserlich unverändert ist dieses Modell vom deutschen Festplattenspezialisten Freecom schon seit mehreren Jahren auf dem Markt. Doch intern hat sich einiges getan, so dass der MusicPal 2010 firm- und softwaremässig auf dem neusten Stand ist.
Der MusicPal verfügt über einen eingebauten Lautsprecher, ein 6-zeiliges, gut lesbares (nicht Grafik fähiges) Display, zwei Taster sowie zwei grosse Bedienungselemente auf der Front.
Mit dem Gerät werden der notwendige Netzadapter, eine kleine Fernbedienung, ein gedruckter Quick Install Guide, eine CD mit dem PDF Manual und einer Zusatzsoftware, ja sogar ein Ethernetkabel geliefert. Nur die uPnP Software (für Music Streaming) muss man sich, je nach Computersystem, selbst beschaffen.
Die Installation ist denkbar einfach (sowohl für WiFi als auch für Ethernetkabel), die Schritte im Display logisch und klar geführt, was auch für die Senderwahl zutrifft.
Einstellungen
Der MusicPal kann entweder intern oder bequemer und ausführlicher über das Webinterface (oben erwähnte Zusatzsoftware) konfiguriert werden. Und es gibt viel einzustellen - wenn man will. Nicht alles ist immer ganz logisch (zumindest für mein Logikempfinden), doch ist wirklich alles anpassbar. Einen Überblick über sämtliche möglichen Einstellungen bietet die Seite 68 des 120seitigen PDF Handbuchs, ein empfehlenswerter Einstieg.
Erfreulich ist, dass sich der MusicPal merkt, wo man zuletzt war, so dass man sich nicht erneut durch den gesamten Menu-Dschungel kämpfen muss. Internet Radiostationen und lokale Musikdateien via Media Server können auf einfache Weise der Favoritenliste beigefügt werden, wo sie auf Knopfdruck wieder direkt abrufbar sind.
Weitere Funktionen
Die Bedienung des MusicStreamers ist genau so einfach wie die Benützung des Webradios, sofern man eine (nicht mitgelieferte) uPnP Software installiert und korrekt konfiguriert hat.
Beim Anschluss diverser USB Speichermedien (Sticks und Festplatten) musste ich feststellen, dass der MusicPal ausschliesslich FAT formatierte Medien lesen kann, was ich jedoch nirgends dokumentiert fand.
Die Firmware kann äusserst einfach über die Internetverbindung aktualisiert werden, ein nicht zu unterschätzender Vorteil, umsomehr die Updates in Deutschland programmiert werden.
Der MusicPal kann natürlich auch als Musik-Wecker verwendet werden. Uhrzeit inkl. Datum werden via Internet immer auf dem neusten Stand gehalten, laufen jedoch auch ohne Web-Verbindung weiter.
Wünsche
Natürlich gibt es immer offene Wünsche, die jedoch meist persönlicher Natur sind. Trotzdem will ich meine nicht verschweigen:
An der Konstruktion lässt sich nicht viel verändern. Trotzdem wäre eine seitliche USB Buchse sowie der Kopfhöreranschluss auf der Front für einen leichteren Zugang wünschenswert.
Firmwaremässig sollte es möglich sein, weitere Dateiformate zu integrieren. Mit der rasanten Verbreitung von AAC (iPods) und Flac drängen sich diese zwei Audioformate richtiggehend auf. Auch wäre es wünschenswert, wenn an der USB Buchse auch Mac und Win7 formatierte Medien erkannt würden.
Das nächste Firmwareupdate kommt bestimmt. Man darf also hoffen.
Klang
Über den internen Lautsprecher (mono) klingt der MusicPal nicht überwältigend, aber für Nachrichten oder Hintergrundsmusik genügend. An die Stereoanlage angeschlossen ist dann der Sound erwartungsgemäss ausgezeichnet.Verdikt
Der MusicPal von Freecom ist ein ausgereifter Webradioplayer mit einer liebevoll gepflegten, übersichtlichen Firmware, die die Bedienung für die meisten Funktionen einfach gestaltet. Dass das Display nicht grafikfähig ist, also keine Album Art zeigen kann, ist beim empfohlenen Verkaufspreis von CHF 189.00 verschmerzbar, stimmt doch sonst eigentlich (fast) alles.Sagem My Web Tuner 500
Von der französischen Firma Sagem Communications SAS stammt der ausser-gewöhnlich gestylte «My Web Tuner 500». Das in schwarzem Hochglanz gehaltene, eigenwillige Gehäuse lässt keine Knöpfe oder andere Bedienelemente zu.
Einzig auf der Rückseite befindet sich ein Netzschalter. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass man für die Bedienung des My Web Tuner 500 (ab sofort hier nur noch MWT genannt) eine Fernbedienung benötigt. Diese ist dafür voll ausgewachsen und trotz der vielen Taster übersichtlich und aufgeräumt - ein echter Pluspunkt.
Nach dem Einschalten fiel mir das etwas antiquiert anmutende Display auf: Die grobe Auflösung und die Symbole erinnern mich an meinen altehrwürdigen Commodore 64 Rechner.
Der MWT wird mit einem gedruckten Installationshandbuch (6 Sprachen zu je 24 Seiten) und einer CD mit dem ausführlichen PDF Handbuch sowie dem notwenigen, separaten Netzteil ausgeliefert.
Installation
Einstellungen
Weitere Funktionen
Neben der Weckerfunktion (eigene Taste auf der Fernbedienung - gut!), für die man jedoch die Stereoanlage eingeschaltet lassen muss (weniger gut) und dem Webradio-Tuner sind - wie eingangs erwähnt - ein Mediaplayer und ein MP3 Reader (via USB) integriert.
Der Mediaplayer wird nur für Windowsuser erläutert, die Windows Media Player Software vorausgesetzt. Er läuft jedoch auch mit der Twonky Software (Windows, Linux, Mac) problemlos.
Etwas mehr Mühe bereitete mir der USB-MP3 Player, da er nur meinen FAT formatierten MP3 Player erkannte, bei anderen Medien Fehlermeldungen oder «No Device» anzeigte. Erfreulich jedoch, dass auf der Fernbedienung gleich Tasten für den MP3 Player vorhanden sind. Abgespielt werden neben MP3 auch WMA und WAV Dateien, leider keine neueren Formate.
Wunschzettel
Die Bedienung könnte in einigen Punkten deutlich verbessert resp. vereinfacht werden. Da wäre beispielsweise das Firmwareupdate, das momentan nur via Rechner > Website > Download > USB-Stick oder Festplatte möglich ist. (Die MusicPal Variante ist da wesentlich benutzerfreundlich). Oder das nicht veränderbare Springen der Anzeige auf Datum und Zeit, ohne zusätzliche Angabe, was momentan läuft. Dazu muss man wiederum eine Taste auf der Fernbedienung drücken.
Es gäbe noch mehr Kleinigkeiten zu verbessern (z.B. sollte der Einschaltknacks eliminiert werden), Dinge, die alle mit einem Firmware Update zu lösen sind.
Dass die eigenwillig gestaltete Hardware durch einen leichter zugänglichen USB Anschluss auf der Seite oder gar auf der Front möglicherweise «verschandelt» würde, ist mir klar - praktischer wäre es jedoch alleweil.