TESTBERICHT
ARTIKEL
Publikationsdatum
15. Juni 2009
Themen
Drucken
Teilen mit Twitter

Mit dem "Cinema 21:9" präsentierte Philips im letzten März der Fachwelt eine Weltneuheit. Seit Mai ist er nun mit der unspektakulären offiziellen Modellbezeichnung 56PFL9954H in der Schweiz erhältlich: Der erste Fernseher, der mit einem Seitenverhältnis von 21:9 echtes Cinemascope aus dem Kino bildschirmfüllend nach Hause bringt. Avguide hatte die Gelegenheit während drei Wochen eines der ersten Exemplare in der Schweiz zu Testen.

Der "Cinema 21:9" besitzt die Höhe eines 42 und mit 142 Zentimetern die Breite eine 56 Zoll Fernsehers. Trotz der zweifellos stattlichen Masse wirkt eher jedoch keineswegs protzig oder aufdringlich. Den Produktdesignern ist es gelungen dem "Cinema 21:9" mit runden Ecken und einer schmalen Zarge ein elegantes Erscheinungsbild mit einer gewissen Leichtigkeit zu verabreichen.

Bereits im Lieferumfang enthalten ist die Halterung für die Wandmontage. Dank einem vereinfachten Montagesystem gelingt die präzise Ausrichtung ohne spezielle Hilfsmittel. Hingegen nur gegen Aufpreis gibt es den alternativen Standfuss.

Für Filmliebhaber

Der Philips "Cinema 21:9" macht schon in der Namensgebung klar, dass er sich speziell an den Filmliebhaber wendet. Während man nämlich bei Fernsehübertragungen gerade die Umstellung vom 4:3 auf das 16:9 Format vollzog und heute ausschliesslich Flachbildfernseher mit diesem Format im Angebot sind, wird Mehrzahl der Kino Blockbusters im anamorphen Cinemascope Verfahren mit einem Seitenverhältnis von 2,39 zu 1 aufgezeichnet, was praktisch exakt einem Verhältnis von 21:9 entspricht. Das Cinemascopeverfahren wurde in den 50er Jahren eingeführt, unter anderem um trotz dem aufkommenden Fernsehen Argumente für den Kinobesuch zu haben. Das extrem breite Format erwies sich als sehr angenehm für die Augen und lässt einem so richtig ins Filmerlebnis eintauchen.

Gemäss Philips Marktbeobachtungen sind mehr als 65 Prozent aller DVDs und Blu-rays in Filmbibliotheken oder 90 Prozent aller auf Amazone erhältlichen Hollywood Titel im 21:9 Format mit 1920x820 Bildpunkten gespeichert. Auf einem Full-HD 16:9 Fernseher mit 1980x1080 Pixel Auflösung abgespielt, werden die überzähligen 260 Pixel unweigerlich als schwarze, horizontale Balken dargestellt, immerhin ein Viertel der nutzbaren Displayfläche!

Viele Leute zoomen daher das Bild auf, sofern es die Automatik am Fernseher nicht gleich selber vornimmt, schneiden jedoch damit die Seitenränder nicht unwesentlich ab. Anders der "Cinema 21:9": Er skaliert das Blu-ray Signal auf sein riesiges Display mit 2560 x1080 Pixel hoch. Da seine Seitenverhältnisse bereits stimmen, erhält man erstmals einen Fernseher, der das gesamte im Kino übliche Format ohne schwarze Ränder bildschirmfüllend abbilden kann. Eine Weltpremiere!

Echter Kinospass

Das Erlebnisse Filme ab Blu-ray im vollen Kinoformat anzuschauen ist phänomenal. Mit einem im Wohnzimmer üblichen Sehabstand von drei bis vier Metern kommt echtes Kinofeeling auf. Rein subjektiv wirkt das Bild gegenüber einem 42 Zoll 16:9 Fernseher trotz gleicher Bauhöhe massiv vergrössert. Weite Prärielandschaften in "Dance with the Wolves" oder Actionszenen in den Häuserschluchten New Yorks (King Kong) bekommen plötzlich eine ganz neue, grossartige Dramatik, wie man es eben aus dem Kino kennt.

Obwohl das Signal des Blu-ray Players um Faktor 1.3 hochgerechnet wird, sieht man dies dem Bild keineswegs an. Die Detailschärfe ist nur noch mit faszinierend zu bezeichnen. Das Bild hat eine hervorragenden Tiefenschärfe und wirkt dadurch ungemein plastisch.

Die Perfect Pixel HD Engine sorgt für die Bildaufbereitung des Cinema 21:9

Verantwortlich für die hohe Detailtreue ist Philips Bildaufbereitung "Perfect Pixel HD Engine". Die von Philips über die Jahre beständig weiter entwickelte Software hat inzwischen ein sehr hohes Niveau erreicht und ermöglicht Reaktionszeiten des Panels von einer Millisekunde, was den "Cinema 21:9" zum zur Zeit schnellste LCD der Welt macht. Eine neuartige, dynamische Kontrastverstärkung erhöht das Kontrastverhältnis um bis zu 40 Prozent. Bei manchen Filmen wirkt Abgrenzung der Bildelemente aber etwas zu ausgeprägt. Die Zurückname der Intensität der Kontrastverstärkung korrigiert das.

Mit der Einführung der "200 Herz Clear"-Technik gab man dem "Cinema 21:9" ein weiteres Goodie auf den Weg. Sie sorgt nicht nur für eine erhöhte Bildwiederholrate, sondern auch das zwischen zwei Bildern eine kurze Dunkelphase eingefügt wird, was bei Kameraschwenks zu einem sehr natürlich Bildverlauf ohne Schärfenverlust führt. Das Bewegtbild des "Cinema 21:9" gehört den auch zum Besten, was die Industrie zur Zeit anzubieten hat. Das Bild ruckelt bei schnellen Bewegungen denn auch deutlich weniger als zum Beispiel im Kino.

Der Schwarzwert wurde bei den Philips Fernsehern im letzten Jahr mit Einführung einer neuen Backlight-Technologie verbessert und erreicht nun nahezu die Werte eines guten Plasmas. Entsprechen ausgeprägt sind die Farbkontraste. Sogar bei zurückgesetzter Farbsättigung sind die Farben intensiv und gut abgegrenzt. LCD typische, überstrahlte Farbflächen und ausgebleichtes Schwarz gehören der Vergangenheit an. Der "Cinema 21:9" überzeugte dann auch ab Blu-ray oder HD Festplattenspieler mit einer sehr natürlichen und akkuraten Farbbalance. Gesichter haben einen sehr schönen Hauttonus.

Für echten Kinospass ist die Tonwiedergabe so entscheidend wie die Bildqualität. Vor einigen Jahren kaufte Philips eine Belgische Firma von Spezialisten für Audiobearbeitung. Die aus der Akquisition entstanden Lösungen flossen darauf in diverse Produkte ein. Inzwischen kann man behaupten, dass Philips bei der schwierigen Tonwiedergabe aus LCD-Fernsehern die Spitzenposition einnimmt. Beim "Cinema 21:9" sorgen zwei in die Rückwand eingelassene Subwoofer sowie zwei Breitbandtreiber für einen Flachbildschirm beeindruckendes Klangvolumen. Erstaunlich selten kam der Wunsch nach einem zusätzlichen Soundsystem auf.

Dem geübten Ohr entgeht zwar nicht, dass hier durch Komprimierung und Stereoverbreiterung und andere Klangtuningmassnahmen elektronisch massiv nachgeholfen wird. Doch wenn kümmerts. Das Ergebniss ist ein gerade im Tieftonbereich erstaunlicher druckvoller Filmsound bei gleichzeitig hoher Sprachverständlichkeit. Die Stimmen besitzen zudem ein sehr angenehmes, warmes Timbre. Nervende Zischlaute sucht man vergeblich.

Stimmungsmacher

Mit der Umgebungsbeleuchtung Ambilight hat Philips seit Jahren einen Stimmungsmacher im Köcher, der das Wohnzimmer zum kleinen Erlebnispark macht. Auch beim "Cinema 21:9" kommt das Ambilight natürlich zum Einsatz. In der aktualisierten Version Spectra 3 wird die Bildinformation des oberen sowie der beiden seitlichen Displaysegmente dynamisch ermittelt und über eine LED-Kette auf die rückseitige Wand projiziert.

Die Umgebungsbeleuchtung ist ein Softfaktor und soll neben der optischen Aufhellung die Sehergonomie verbessern. Gemäss Forschungen der SMPTE (Society of Motion Picture and Television Engineers) reduziert Umgebungslicht die Augenbelastung beim Fernsehen und verbessert die wahrgenommenen Kontraste und Farben. Die Strombelastung des Ambilight ist dank den LEDs gegenüber früher relativ gering, trotzdem bringt es der "Cinema 21:9" im Betrieb insgesamt auf satte 300 Watt.

Die Umgebungsbeleuchtung Ambilight Spectra 3 sorgt für Atmosphäre und verbessert die SehergonomieDie Umgebungsbeleuchtung Ambilight Spectra 3 sorgt für Atmosphäre und verbessert die Sehergonomie

Fernsehzentrale

Fernsehsendungen im 16:9 Format haben im "Cinema 21:9" infolge des verbreiterten Displays links und rechts einen schwarzen Balken, was im Vergleich zum Bild ab Blu-ray mal erst etwas kümmerlich aussieht. Das Bild lässt sich jedoch auf die volle Displaygrösse aufziehen, wozu die Modi "16:9-Zoom" und "Super-Zoom" zur Verfügung stehen. Der erstere beschneidet einen beträchtlicher Teil des vertikalen Bildes, während de zweiten das Bild staucht und Personen quasi auf Knopfdruck an merklich an Körperfülle zulegen. Welchen Modus man wählt oder die seitliche Balken akzeptiert hängt stark von der Sendung ab. Während man Roger Federer schon gerne über den ganzen Centercourt im Bild hat, stört das Superzoom bei Newsendung überhaupt nicht. Bei Hollywood Filmen liegt man dann mit dem Seitenverhältnis von 21:9 wieder meist richtig und kann sie ohne schwarze Balken geniessen.

Nicht alle Bildverarbeitungstechnologien, welche bei HD-Filmen für hohe Bildqualität sorgen, sind auch fürs Fernsehbild gleich geeignet. Nimmt man zum Beispiel die Kontrasterhöhung und Farbsättigung über das sehr detaillierten Bildschirmmenü etwas heraus, ergibt sich ab digitalem Kabeltuner ein recht angenehmes und harmonisches Fernsehbild mit natürlicher Farbgebung. Für die verschiedenen Anwendungszwecke bietet das Menü fixe Presets an. Leider lassen sich für Fernsehen und Filme nicht je eigene Voreinstellungen speichern.

Bei elektronischen Programmführer setzt Philips auf das Angebot von tvtv. Voraussetzung ist eine eingerichtete Internetverbindung über WLAN oder Ethernet-Kabel. Eigentlich eine sehr gute Wahl, den die Information von tvtv sind jederzeit aktuell und ausführlich redaktionell betreut. Leider werden in der Programmübersicht neben dem Sendetitel keine weiteren Angaben zum Genre oder Art der Sendung gemacht. Dazu muss man die Detailinformation aufrufen, was wegen der Trägheit der Verbindung zu lange dauert und damit unpraktisch wird. Auch eine Anzeige nach Sparten würde man eigentlich erwarten. Da bleibt noch Raum für zukünftige Verbesserungen in einem der nächsten Firmeware Updates.

Elektronischer Programmguide von tvtvElektronischer Programmguide von tvtv

Net TV - Internet im Fernseher

Als einer der ersten Fernseher aus Eindhoven ist der "Cinema 21:9" mit dem neuen Feature von Philips, Net TV, ausgerüstet. Mit Net TV wird der Fernseher zum Internetbrowser. Philips setzt hier auf den Norwegischen Opera-Browser, mit dem sich theoretisch - ausgenommen von Seiten mit Flashanimationen oder Java Applets - alle Internetseiten anzeigen lassen. Die Texteingabe der URL erfolgt - analog zum Mobiltelefon - mit Hilfe der Buchstabenkombinationen auf der Fernbedienung.

In der Praxis wird man jedoch vornehmlich das eigens von Philips aufgebaute Net TV Portal nutzen. Dessen Angebote sind mit dem offenen IP-TV Standards CE-HTML für die Darstellung auf dem Fernsehbildschirm optimiert. Philips offeriert dabei länderspezifische Inhalte. Für die Schweiz ist man zur Zeit mit diversen nationalen Inbietern noch am Aufbau des Angebotes.

Wählt man als Land "Deutschland" sieht man schon genauer, wohin die Reise führt. Für unsere nördlichen Nachbarn findet sich bereits ein relativ grosses Angebot mit Contentfeeds von Onlineportalen zu Fussball, Tagesaktualitäten, Prominews, Kinotrailern, Wirtschafts- und Wetternachrichten sowie Games und Produtkneuheiten aus der Unterhaltungselektronik. Ein Hit ist der auch für die Schweiz schon freigeschaltete und sehr schön aufgemachte Webradio-Player. Auch ein YouTube-Client darf natürlich nicht fehlen. Navigiert durch die Angebote wird mit der Wipptaste der Fernbedienung. Die Inhalte wurden von einer externen Agentur zusammengestellt und sind durchs Band hochwertig und informativ.

Gemäss Philips soll Net TV vor allem zunehmend den Teletext ablösen und nicht unbedingt das Internetbrowsen am Computer ersetzen. Im diesem Kontext macht das Angebot auch wirklich Sinn, den mit der Interneterfahrung am Computer kann Net TV nicht konkurrenzieren. Dazu ist der integrierte Prozessor zu langsam und der Aufruf der Seiten entsprechend träge. Auch die Navigation mittels Fernbedienung ist noch nicht der Weissheit letzter Schluss. Schon bald sehnt man sich nach Maus und Keyboard oder zumindest einer Fernbedienung mit integriertem Trackball. Beim Stöbern im riesigen YouTube Archiv mag so nicht richtig Freude aufkommen.

Net TV bringt die Informationen von Online-Portalen auf den Fernseher (im Bild das länderspezifische Angebot für Holland)Net TV bringt die Informationen von Online-Portalen auf den Fernseher (im Bild das länderspezifische Angebot für Holland)

Multimedia Player

Dank DLNA-Zertifizierung und WiFi-Fähigkeit spielt der Cinema 21:9 auch Multimediadateien von externen Servern, die man sich auf dem Compurer oder einem NAS-Speicher eingerichten hat. Als Betriebssystem verwendet Philips eine Linuxvariante. Entsprechend einfach und locker geht die Netzwerkinstallation von statten.  Ein Wizard führt in drei einfachen Schritten durch die Einbindung eines drahtlosen und kabelgebunden Netzwerks.

Unkompliziert spricht der "Cinema 21:9" dann UPnP-Mediaserver (Universal Plug and Play) wie TVersity, TwonkyMedia oder auch Exoten wie den linuxbasierten Mediatomb an. Bei den unterstützten Format zeigt sich aktuelle Firmware mit JPEG, GIF und PNG für Bilder, MP3, WMA und AAC für Audio sowie MPEG-4, H.264 und AVI für Video weniger wählerisch als bei vorhergehenden Modellen. Aktuelle HD-Mediaplayer bieten diesbezüglich aber immer noch eine deutlich grössere Vielfalt an. Aus was für Gründen auch immer fehlt zum Beispiel das bei HD-Filmen sehr beliebte MKV-Format. Wählt man eine nicht unterstützt Datei an, quittiert die Software dies öfters mit einem Hänger, der sich erst durch einen Neustart beheben lässt.

Fazit

Der "Cinema 21:9" ist zur Zeit wohl die schönste Art sich das Kino ins eigene Wohnzimmer zu holen. Die Bild- und Tonqualität bei HD-Filmen sind ein Genuss und setzen zur Zeit Masstäbe. Dank dem gelungenen, zeitlosen Design wirkt er zudem trotz einer Breite von 142 Zentimeter verführerisch elegant.

Das mit dem "Cinema 21:9" eingeführte Net TV dürfte bald auch in der Schweiz - wie jetzt schon in Deutschland - mit hochwertigen Inhalten eine gut aufbereitet Alternative zum Teletext anbieten. Für "Internet gewohnte" ist das Tempo beim Seitenaufbau allerdings zu langsam und die Navigation per Fernbedienung zu limitiert.

Angesichts des einzigartigen Displays im Cinemascopeformat, der umfassenden Ausstattung und der hohen Verarbeitungsqualität darf man den "Cinema 21:9 " auch für 6699 Franken jedem Filmliebhaber, der es sich leisten kann, bedenkenlos an Herz legen. Ich gab ihn jedenfalls nur ungern wieder her.

STECKBRIEF
Modell:
56PFL9954H
Profil:
Der Philips Cinema 21:9 bringt als erster LCD das Cinemascopeformat aus dem Kino ohne schwarze Balken ins Wohnzimmer.
Pro:
Bildformat für Kinofilme;Bildqualität;Tonqualität;Design
Contra:
Elektronischer Programmführer träge;Wenig unterstützte Videoformate
Preis:
6,699.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2009
Vertrieb:
Masse:
1418 x 691 x 105 mm
Gewicht:
31,9 kg
Farbe:
scharz
Analog Input:
Ja
Analog Output:
Ja
Audioformate:
AAC LC, MP3, AC3, LPCM, WMA
Auflösung:
2560 x 1080
Bildformate:
2.39:1, 21:9
Bildmasse:
142
Digital Input:
Nein
Digital Output:
Ja
Kontrast:
80.000:1
Leistungsaufnahme:
300 W
Leistungsaufnahme Standby:
0,15 W
Leuchtdichte:
500 cd/m2
Reaktionszeit:
1 ms
Schnittstelle:
Scart, HMDI, Ethernet, WiFi
Video Input:
Ja
Video Out:
Ja
Videoformate:
480i - 1080p