
Der Trend nach Heimkino scheint ungebrochen. Subjektiv betrachtet erfreuen sich aber vor allem die sogenannten Soundbars zunehmender Beliebtheit. Klangverbesserer für die meist mies klingenden, flachen Fernseher sind die breiten Einzellautsprecher allemal und auf den ganzen Kabelsalat verzichten die meisten Leute liebend gerne. Warum also überhaupt in ein Surround-System investieren, bei welchem gleich fünf Lautsprecher plus Subwoofer im Wohnzimmer rumstehen müssen?
Sowohl die Argumente dafür wie auch die dagegen sind vielfältig. Eine Ästhetikerin oder einen Ästhetiker von dessen Nutzen zu überzeugen, erscheint umso schwieriger, da sowohl Soundbars wie auch 5.1 Systeme das Wohnzimmer optisch kaum aufwerten können. Möchte man zum guten Bild auch einen guten Sound, so wird es jedoch unumgänglich, sich zusätzliche Boxen ins Wohnzimmer zu stellen. Während Soundbars oftmals mit psychoakustischen Effekten und einer Umlenkung der Klänge via Wände arbeiten, lassen nur Surround-Systeme mit mehreren Lautsprechern echtes Kinofeeling aufkommen.
In diesem Test nehmen wir das Home Entertainment-System HTB7530D von Philips genauer unter die Lupe und zeigen, dass neben Klangaufwertung noch so einiges mehr möglich ist.
Die Position ist entscheidend
Bevor man sich für ein Surround-System entscheidet, sollte man genau abklären, wie und wo man die Satellitenlautsprecher platzieren kann. Ob direkt an die Wand geschraubt oder auf einem Stativ platziert, Varianten gibt es einige. Möglicherweise muss dazu das eine oder andere Möbelstück verschoben werden. Denn der Raumklang kann sich grundsätzlich nur optimal entfalten, wenn die Lautsprecher gleichmässig und in der korrekten Höhe um die Sitzposition angeordnet sind. Um den Surround Sound auch bei leicht ungleichmässiger Verteilung optimieren zu können, bietet Philips im App „MyRemote“ die Funktion „SurroundMe“. Zuerst wird die Distanz des Zuhörers zum TV definiert ,anschliessend die Position jedes einzelnen Lautsprechers im virtuellen Wohnzimmer auf dem Smartphone abgebildet. Dies senkt oder erhöht den Lautstärkepegel je nach Distanz.

3D-Lautsprecher?
In einer einzigen grossen Kartonschachtel werden Center- und Satellitenlautsprecher, ein Subwoofer und ein Blu-ray Player mit integriertem Mehrkanalverstärker geliefert. Für das iPhone (bis Modell 4S) gibt es eine Dockingstation, welche an das Hauptgerät angeschlossen werden kann. Die Philips-typische ovale Fernbedienung ist etwas zu leicht ausgefallen, die Tasten sind jedoch sinnvoll und übersichtlich angeordnet.
Zuerst gilt es, sich einen Überblick über die Einzelkomponenten zu verschaffen. Durch die klare farbliche Kodierung der Lautsprecherkabel ist das korrekte Anschliessen einfach zu bewerkstelligen. Der unscheinbare Subwoofer ist aus Holz gefertigt, verfügt über einen 16,5 Zentimeter Woofer und ist frontseitig mit Klavierlack überzogen. Dank seinen geringen Abmessungen kann er vielerorts platziert werden.
Der Center- und die Satellitenlautsprecher mit den silbernen Chassis sind mehrheitlich aus Kunststoff gefertigt und mit einem schwarzen Metallgitter versehen. Dies erklärt möglicherweise auch das geringe Gewicht von nur knapp einem Kilo pro Lautsprecher. Die schwarzen Anschlusskabel fallen wie bei vielen Mittelklasse Surroundanlagen eher dünn aus. Dies hat zumindest den Vorteil, dass sie weniger auffallen und gut in der Sockelleiste oder in einem schlanken Kabelkanal verstaut werden können. Speziell an den Lautsprechern sind die unterschiedlichen Abstrahlwinkel der Membranen. Philips möchte damit den Bereich vergrössern, in welchem der Surround Sound optimal ist und nennt sie dem allgemeinen Trend entsprechend 3D.
Das Herzstück des Systems ist der Blu-ray Player mit dem integrierten Mehrkanalverstärker. Dessen Front ist in glänzendem Schwarz gehalten und mit berührungssensitiven Tasten versehen, welche lediglich leicht angetippt werden müssen. Da die Reaktion stark verzögert erfolgt, kann es vorkommen, dass man den Befehl doppelt gibt.
Bei keinem Teil des Philips HTB7530D gibt es bezüglich Verarbeitung etwas zu bemängeln. Obwohl viel Kunststoff verbaut wurde, wirkt das System nicht billig.
Vom Fernseher zum Smart TV
Die Inbetriebnahme des Systems funktionierte im Praxistest relativ flott. Ohne Komplikationen konnten im ersten Anlauf die wichtigsten Einstellungen vorgenommen und das System mit dem Netzwerk verbunden werden. Die drahtlose Variante funktioniert ebenso gut wie die kabelgebundene. Anschlüsse gibt es reichlich: drei HDMI, ein koaxialer sowie ein optischer Anschluss, USB, Chinch, ein Line-in und weitere Ein-und Ausgänge erlauben eine Vielzahl von Zuspielern und Empfängern von Signalen.
Mit der Einbindung des HTB7530D ins Netzwerk ergeben sich viele interessante Möglichkeiten. Sie macht zudem jeden Fernseher zu einem Internet-fähigen Gerät. So können mit diesem Heimkino-System nicht bloss DVD und Blu-ray (auch in 3D) wiedergegeben, sondern auch eine Vielzahl von Internetradiostationen gehört oder Inhalte via DLNA vom Computer gestreamt werden. Weiter hat man Zugriff auf das Smart TV Portal von Philips, über welches wiederum verschiedene Apps wie zum Beispiel Youtube, Cineman oder diverse Mediatheken von Fernsehsendern aufgerufen werden können.

Fernbedienung, Smartphone oder Tablet
Wie bei immer mehr Fernsehern und Stereoanlagen üblich, lässt sich auch dieses Heimkinosystem via Smartphone bedienen. Mit der App MyRemote für iOS und Android gelingt dies ebenso gut wie mit der Fernbedienung. Voraussetzung ist einzig, dass das Smartphone und die Heimkinoanlage im gleichen Netzwerk angemeldet sind. Das Surfen im Netz verläuft in akzeptabler Geschwindigkeit, wobei im Test hin und wieder Verbindungsfehler aufgetreten sind.
Mit der Funktion SimplyShare können Inhalte vom Smartphone und von anderen im Netzwerk eingebundenen Geräten (z.B. Notebook, Tablet, NAS) auf den Fernseher übertragen werden. Dank der herstellerübergreifenden DLNA-Zertifizierung funktioniert die Übertragung von Bildern und Musik problemlos. Die Ladezeiten beim HTB7530D sind erstaunlich kurz.
Nicht so beim Internetradio: Zwar gibt es eine gigantische Auswahl von Sendern aus aller Welt, eine Entdeckungsreise exotischer Sender war jedoch nicht möglich, da nach jedem Untermenü erneut und unerträglich lange geladen werden musste. Um dieses Problem wenigstens teilweise zu umgehen, ist es hilfreich, seine Lieblingssender zu den Favoriten hinzuzufügen. Sie von dort aus abzurufen, geht wesentlich schneller.
Raumklang
Zentral bei diesem Hörtest war das Surround Erlebnis. Als Beispiel diente die Action Komödie „The Green Hornet“ auf 3D Blu-ray, in welcher sich heulende Motoren, laute Musik oder wilde Schiessereien beinahe im Minutentakt abwechseln. Über den kräftigen Center des HTB7530D wurden die Dialoge verständlich und mit einer natürlichen, angenehmen Klangfarbe wiedergegeben. Das Gefühl vom „Mittendrin-sein“ wird jedoch erst durch die vier Satellitenlautsprecher ermöglicht. Diese leisten je 135 Watt (RMS) und verfügen damit über genügend Reserven. Sowohl Effekte wie auch Filmmusik kommen gut zur Geltung. Nicht optimal voreingestellt war der Subwoofer. Der Pegel ist in der Grundeinstellung im Vergleich zu den restlichen Lautsprechern viel zu hoch und muss daher dringend gesenkt werden. Wie bei Bassreflex-Gehäusen üblich, sind die Tiefen nicht allzu präzise. Um Filme zu geniessen, liefert der Subwoofer jedoch ein gutes Fundament.
Wer das System auch als Stereoanlage verwenden möchte, kann dies grundsätzlich tun. In den Surround Einstellungen kann zwischen automatischer Quellenerkennung, Film, Musik und Stereo gewählt werden. Je nach Auswahl werden alle oder nur zwei Lautsprecher (plus Subwoofer) unterschiedlich stark bespielt. Klanglich geben sich Satelliten wie auch Center natürlich und auch die hohen Frequenzen werden für ein Heimkinosystem dieser Preisklasse gut aufgelöst. Tendenziell sind im Stereobetrieb der Bass und die Höhen eher zu kräftig, während die mittleren Frequenzen etwas untergehen.

Fazit
Das HTB7530D von Philips kann in die Mittelklasse der Surround-Systeme eingeordnet werden. Es wertet jeden Flachbildfernseher enorm auf, so auch den eigentlich gut klingenden TV der 7000er Serie von Philips, mit welchem wir die Heimkinoanlage im Test kombiniert haben. Besonders geeignet ist das 5.1 Surround-System, um Filme zu schauen; einer guten Stereoanlage kann es klanglich nicht das Wasser reichen. Alle gängigen Audio- und Videofomate werden abgespielt, und sowohl zwei- wie auch dreidimensionaler Filmgenuss ist möglich.
Die Einbindung ins Heimnetzwerk eröffnet die Welt des smarten Fernsehens und erzeugt einen spürbaren Mehrwert. Speziell SimplyShare und der freie Zugang ins Internet gefallen. Nachgebessert werden sollte dringend bei den langen Ladezeiten beim Internetradio und bei der Verbindungsqualität.
Das Philips Home Entertainment-System HTB7530D ist zum fairen Preis von 999.-Franken zu haben und bietet über den eigentlichen Zweck hinaus einige interessante Möglichkeiten.