TESTBERICHT
Rega Aya im Test.Rega Aya im Test.

In den letzten drei Jahren hat so mancher sein Urlaubsgeld in Luxusartikel gesteckt, anstatt auf Reisen zu gehen. Darum macht es den Anschein, dass im Highend-Bereich eine gewisse Sättigung eingesetzt hat. Umso erfrischender, dass Rega mit den Aya nicht einfach dasselbe in Grün präsentiert, sondern tatsächlich mit ein paar cleveren Lösungen aufwartet. Ein toller Lautsprecher zu einem so fairen Preis ist beliebt, denn so etwas kann man sich im Fall der Fälle wohl doch noch leisten.

Obwohl Treiber wie auch Gehäusematerial komplette Eigenentwicklungen darstellen, gestaltet sich der Verkaufspreis der Rega Aya mit 1799 Franken äusserst moderat. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Rega Aya Lautsprecher komplett in England hergestellt und gefertigt werden. Das ist bei so manchem Hersteller weniger der Fall – auch wenn meist nur Teile von der Stange zum Einsatz kommen. Der Zeitpunkt für die Lancierung solcher «Vernunft-Lautsprecher» wie den Aya scheint gut gewählt.

Lösungen mit Bedacht

Die Treiber sind gezielt für diese Anwendung als 2.5-Wege-System in einem recht kompakten Bassreflexgehäuse entwickelt. Das Gehäuse ist aus GRC hergestellt, einem Verbundwerkstoff aus Glasfaser und Beton. GRC steht für «glass reinforced cement» und wird nebst Kostengründen auch wegen der guten akustischen Eigenschaften eingesetzt. Wenn sich die dynamischen Lautsprecher bewegen, erzeugen sie Vibrationen. Diese Vibrationen können kaum vollständig eliminiert werden. Auch nicht durch Beton.

Ein gutes Lautsprechergehäuse bewirkt, dass Schwingungen nicht zu inakzeptablen Verfärbungen durch Resonanzen führen, aber dass sie auch nicht «tot gedämpft» werden. Mit ihrem GRC-Gehäuse, welches auch aufgrund geschwungener Formen den stehenden Wellen vorbeugt, gelingt das sehr effektiv. Der einfache Test, bei welchem mit den Fingern ans Gehäuse geklopft wird, erzeugt bei den Aya ein angenehmes Geräusch, das dem von Holz oder Knochen ähnlich ist. Meiner Erfahrung nach ist das gut, denn wir sind uns diesen Klang auch evolutionstechnisch gewohnt.

GRC-Gehäuseaufbau der Aya.GRC-Gehäuseaufbau der Aya.

Die leichten und nur schwach bedämpften Papiermembranen erzeugen diese gewisse klangliche Textur, welche von vielen Audiophilen sehr geschätzt wird. Der Rega-ZRR-Hochtöner ist sehr klein und weist dadurch ein ausgewogenes Abstrahlverhalten auf. Diesen Hochtöner kann man übrigens für andere Rega-Modelle als Upgrade kaufen.

Treiber der Aya aus der hauseigenen Entwicklung.Treiber der Aya aus der hauseigenen Entwicklung.

Es reicht aber nicht aus, nur preiswerter zu sein als andere Hersteller. Auch wenn sich einige davon vorwiegend durch teure Marketingkampagnen oder schickes Design etabliert zu haben scheinen. Solche «No nonsense»-Konzepte wie jene von Rega müssen primär durch das Resultat überzeugen. Sonst sind sie so schnell wieder weg, wie sie erschienen sind.

Ich finde, Rega macht das prima! Auch im direkten Vergleich zu meinen eigenen, zigfach teureren Audio Note AN-E SEC, aber ebenso im Vergleich zu all dem, was unser Wohnzimmer im Laufe der Jahre bereits durchlaufen hat.

Praxis

Mit einer Höhe von rund 90 cm und dem Fussabdruck von etwa 20 cm x 25 cm bringt der kompakte Standlautsprecher etwas weniger als 15 kg auf die Waage. Die Verarbeitung ist wertig und tadellos. Das Design nüchtern und stimmig, aber nicht langweilig. Diese Beschreibung passt im Übrigen auch gut zum Klangcharakter. Aber dazu gleich mehr …

Durch das spezielle Gehäusematerial bestehen in der Herstellung zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten. Diese Möglichkeiten wurden aber nicht voll ausgereizt. Dies zum Vorteil des Erscheinungsbildes, wie ich meine. Clever finde ich die Dreibein-Lösung. Das solide Eigengewicht ruht darauf wackelfrei, und man muss schon ordentlich damit kollidieren, damit die Box zu kippen droht. Die Farbauswahl fällt leicht, denn es gibt sie nur in Grau.

Wackelfreies Dreibein, mit Anschlussterminal.Wackelfreies Dreibein, mit Anschlussterminal.

Geschützt werden die Membranen allenfalls mit einer optionalen Abdeckung, welche von den meisten Hörern ohnehin nicht verwendet wird. Auch dies ein bewusster Entscheid, um den Kaufpreis so niedrig wie möglich zu halten. Wobei die filigrane Hochtonkalotte permanent mit einem eleganten, dreiarmigen Bügel geschützt ist.

ZRR-Hochtöner von Rega.ZRR-Hochtöner von Rega.

Die Aya verfügen selbstverständlich nicht über Biwiring-Anschlüsse. Alles andere wäre in Anbetracht der konsequent umgesetzten Kosten/Nutzen-Rechnung auch völlig fehl am Platz. Dennoch sind alle Bauteile von ausgesuchter Qualität und jedes mechanische Teil ist sauber verbaut. Äusserst kleinliche Betrachter könnten sich an einzelnen Kleber-Spuren stören. Diese einzelnen Schlieren sind jedoch lediglich auf der von vorne nicht sichtbaren Kante zwischen Rückteil und Frontplatte des Gehäuses vorhanden. Ein Foto würde dies nicht angemessen repräsentieren, weshalb an dieser Stelle darauf verzichtet wird.

Hörtest

Für den Hörtest habe ich diverse DAC und Verstärker zur Hand. Ich streame ausschliesslich ab Qobuz. Alle Kombinationen funktionieren richtig ordentlich. Welcher Klang bevorzugt wird, hängt primär von den Präferenzen des Hörers ab. Die Aya mögen aber durchaus ein bisschen mehr Kontrolle als selbst mein 65 kg schwerer Single-ended-Trioden-Boliden aufzubringen vermag. Aus dem Produktportfolio des Importeurs läge etwa ein Cyrus-Vollverstärker oder dann der hauseigene Rega Elex MK4 nahe. Ich bin überzeugt, dass eine solche eierlegende Wollmilchsau einen klanglich und budgetmässig idealen Partner darstellen würde.

Seitenansicht der Aya.Seitenansicht der Aya.

Was mir rasch auffiel, ist die tonale Balance dieser Lautsprecher. Tatsächlich hat die Präsentation, wie bereits beim Gehäuse erwähnt, etwas Nüchternes, das jedoch bemerkenswert stimmig anmutet. Alles erscheint angenehm luftig und fein strukturiert. Nicht aufdringlich, aber auch nicht emotional distanziert.

Angaben zum Frequenzgang macht der Hersteller keine. In unserem Wohnzimmer standen aber schon unzählige Lautsprecher. Darunter auch einige sehr grosse Exemplare sowie Referenz-Subwoofer. Tiefgang haben diese kompakten Lautsprecher für mein Empfinden ausreichend. In der Abstimmung des Bassreflex-Systems wählte man einen guten Kompromiss aus Stärkung des Grundtonbereichs und Impulstreue. Der Bass klingt im Allgemeinen sauber strukturiert, die Aya neigen auch bei wandnaher Aufstellung nicht zum Dröhnen. Selbstverständlich wird die unterste Oktave nicht mehr wiedergegeben. Fehlen tut diese Oktave in der Regel nicht. Actionfilm-Fans und Bassfetischisten empfinden aber möglicherweise anders.

In den Mitten könnten sich eufonisch veranlagte Hörer gegebenenfalls etwas mehr Schmelz wünschen. Wer es aber gerne ausreichend akkurat mag, fühlt sich von den Aya sicherlich angesprochen. Ich empfinde den Mittelton als angenehm schlackenfrei und freue mich darüber, gut nachvollziehen zu können, wie vielfältig das klangliche Repertoire von akustischen Instrumenten sein kann. Schön ist auch, dass die Aya nicht zur Akribie oder zum Sezieren verleiten, denn insgesamt sticht nichts hervor und es klingt schlicht und schlüssig. Wer nun befürchtet, dass die Emotionen auf der Strecke bleiben könnten, kann beruhigt sein. Dies ist nicht der Fall!

Klanglich würde ich den Hochton nicht weit entfernt von guten Folienwandlern einordnen. Der ZRR-Hochtöner spielt mit luftiger Leichtigkeit, klingt «crisp & fresh», aber nicht aufdringlich oder künstlich. Zischlaute oder die Obertöne bei Schlag- oder Blasinstrumenten werden authentisch wiedergegeben und der Applaus bei guten Live-Aufnahmen, klingt sanft perlend bis schmetternd tobend – je nach Begeisterung und Veranlagung des Publikums. Anstrengend oder nervig wird es aber auch nach langem Hören nicht.

Rega Aya in Wohnraumumgebung.Rega Aya in Wohnraumumgebung.

Die Aya lösen gut ab und die räumliche Zeichnung wirkt realistisch. Winkelt man die Aya nur leicht ein, scheint die Bühne fassbar weit und die Tiefenstaffelung ist glaubhaft. Wird stärker eingewinkelt, wächst der Sweetspot etwas, aber Bühnenbreite und -tiefe nehmen ab. Ich bevorzuge bei diesen Lautsprechern eine nicht stark angewinkelte, wandnahe Aufstellung mit einer Basisbreite, welche etwas enger ausfällt als beim gleichseitigen Dreieck. Die Zeitrichtigkeit macht einen sehr guten Eindruck, denn nebst guter Loslösung und räumlicher Zeichnung klingen Transienten sanft und klar umrissen. Die gute Impulstreue führt zu einer bemerkenswerten Feindynamik. Fester zulangen können die Aya auch. Zu den Paradedisziplinen würde ich «Lärmorgien» jedoch nicht zählen. Orchestrale Musik stellt aber grundsätzlich kein Problem dar.

Wie bereits einleitend erwähnt, verfügen die Aya über eine Feinzeichnung, die etwas angenehm Selbstverständliches hat. Es wird nichts verschluckt, aber es wird einem auch nichts übertrieben um die Ohren gehauen. Insgesamt würde ich den Klang etwas stärker auf der intellektuellen Seite als auf der emotionalen Seite einordnen. Festzustellen ist weder ein «Oberbass-Bäuchlein», noch eine Mittenbetonung und auch keine Effekthascherei im Hochtonbereich. Es klingt involvierend, aber nicht einnehmend. Zum Glück trifft dies auch bei geringer Lautstärke zu, und nicht erst mit ordentlich Saft dahinter! Das ist mir persönlich sehr wichtig, denn mehrheitlich hört man nicht besonders laut – vor allem, wenn man lange hören möchte.

Fazit

Die Rega Aya beeindruckten mit ihrer Leistung, und das unabhängig von ihrer Preisklasse. Die grundlegende Konzeption des Gehäuseaufbaus und die tadellose Verarbeitung zeugen vom hohen Know-how der Engländer. Ihr kompaktes und schlichtes Design ist ebenso ansprechend wie ihr angenehmer und ausgewogener Klang. Sie entspricht in ihrer unkomplizierten Anwendung den Anforderungen moderner Wohnräume, die sich nicht immer akustischen Idealvorstellungen anpassen lassen. Wenn man am Ende der qualitativen Bewertung auch noch einen niedrigen Kaufpreis berücksichtigt, kann man durchaus von einem Ergebnis «nahe am Optimum» sprechen.

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