TESTBERICHT
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Hörtest

Für den Hörtest habe ich diverse DAC und Verstärker zur Hand. Ich streame ausschliesslich ab Qobuz. Alle Kombinationen funktionieren richtig ordentlich. Welcher Klang bevorzugt wird, hängt primär von den Präferenzen des Hörers ab. Die Aya mögen aber durchaus ein bisschen mehr Kontrolle als selbst mein 65 kg schwerer Single-ended-Trioden-Boliden aufzubringen vermag. Aus dem Produktportfolio des Importeurs läge etwa ein Cyrus-Vollverstärker oder dann der hauseigene Rega Elex MK4 nahe. Ich bin überzeugt, dass eine solche eierlegende Wollmilchsau einen klanglich und budgetmässig idealen Partner darstellen würde.

Seitenansicht der Aya.Seitenansicht der Aya.

Was mir rasch auffiel, ist die tonale Balance dieser Lautsprecher. Tatsächlich hat die Präsentation, wie bereits beim Gehäuse erwähnt, etwas Nüchternes, das jedoch bemerkenswert stimmig anmutet. Alles erscheint angenehm luftig und fein strukturiert. Nicht aufdringlich, aber auch nicht emotional distanziert.

Angaben zum Frequenzgang macht der Hersteller keine. In unserem Wohnzimmer standen aber schon unzählige Lautsprecher. Darunter auch einige sehr grosse Exemplare sowie Referenz-Subwoofer. Tiefgang haben diese kompakten Lautsprecher für mein Empfinden ausreichend. In der Abstimmung des Bassreflex-Systems wählte man einen guten Kompromiss aus Stärkung des Grundtonbereichs und Impulstreue. Der Bass klingt im Allgemeinen sauber strukturiert, die Aya neigen auch bei wandnaher Aufstellung nicht zum Dröhnen. Selbstverständlich wird die unterste Oktave nicht mehr wiedergegeben. Fehlen tut diese Oktave in der Regel nicht. Actionfilm-Fans und Bassfetischisten empfinden aber möglicherweise anders.

In den Mitten könnten sich eufonisch veranlagte Hörer gegebenenfalls etwas mehr Schmelz wünschen. Wer es aber gerne ausreichend akkurat mag, fühlt sich von den Aya sicherlich angesprochen. Ich empfinde den Mittelton als angenehm schlackenfrei und freue mich darüber, gut nachvollziehen zu können, wie vielfältig das klangliche Repertoire von akustischen Instrumenten sein kann. Schön ist auch, dass die Aya nicht zur Akribie oder zum Sezieren verleiten, denn insgesamt sticht nichts hervor und es klingt schlicht und schlüssig. Wer nun befürchtet, dass die Emotionen auf der Strecke bleiben könnten, kann beruhigt sein. Dies ist nicht der Fall!

Klanglich würde ich den Hochton nicht weit entfernt von guten Folienwandlern einordnen. Der ZRR-Hochtöner spielt mit luftiger Leichtigkeit, klingt «crisp & fresh», aber nicht aufdringlich oder künstlich. Zischlaute oder die Obertöne bei Schlag- oder Blasinstrumenten werden authentisch wiedergegeben und der Applaus bei guten Live-Aufnahmen, klingt sanft perlend bis schmetternd tobend – je nach Begeisterung und Veranlagung des Publikums. Anstrengend oder nervig wird es aber auch nach langem Hören nicht.

Rega Aya in Wohnraumumgebung.Rega Aya in Wohnraumumgebung.

Die Aya lösen gut ab und die räumliche Zeichnung wirkt realistisch. Winkelt man die Aya nur leicht ein, scheint die Bühne fassbar weit und die Tiefenstaffelung ist glaubhaft. Wird stärker eingewinkelt, wächst der Sweetspot etwas, aber Bühnenbreite und -tiefe nehmen ab. Ich bevorzuge bei diesen Lautsprechern eine nicht stark angewinkelte, wandnahe Aufstellung mit einer Basisbreite, welche etwas enger ausfällt als beim gleichseitigen Dreieck. Die Zeitrichtigkeit macht einen sehr guten Eindruck, denn nebst guter Loslösung und räumlicher Zeichnung klingen Transienten sanft und klar umrissen. Die gute Impulstreue führt zu einer bemerkenswerten Feindynamik. Fester zulangen können die Aya auch. Zu den Paradedisziplinen würde ich «Lärmorgien» jedoch nicht zählen. Orchestrale Musik stellt aber grundsätzlich kein Problem dar.

Wie bereits einleitend erwähnt, verfügen die Aya über eine Feinzeichnung, die etwas angenehm Selbstverständliches hat. Es wird nichts verschluckt, aber es wird einem auch nichts übertrieben um die Ohren gehauen. Insgesamt würde ich den Klang etwas stärker auf der intellektuellen Seite als auf der emotionalen Seite einordnen. Festzustellen ist weder ein «Oberbass-Bäuchlein», noch eine Mittenbetonung und auch keine Effekthascherei im Hochtonbereich. Es klingt involvierend, aber nicht einnehmend. Zum Glück trifft dies auch bei geringer Lautstärke zu, und nicht erst mit ordentlich Saft dahinter! Das ist mir persönlich sehr wichtig, denn mehrheitlich hört man nicht besonders laut – vor allem, wenn man lange hören möchte.

Fazit

Die Rega Aya beeindruckten mit ihrer Leistung, und das unabhängig von ihrer Preisklasse. Die grundlegende Konzeption des Gehäuseaufbaus und die tadellose Verarbeitung zeugen vom hohen Know-how der Engländer. Ihr kompaktes und schlichtes Design ist ebenso ansprechend wie ihr angenehmer und ausgewogener Klang. Sie entspricht in ihrer unkomplizierten Anwendung den Anforderungen moderner Wohnräume, die sich nicht immer akustischen Idealvorstellungen anpassen lassen. Wenn man am Ende der qualitativen Bewertung auch noch einen niedrigen Kaufpreis berücksichtigt, kann man durchaus von einem Ergebnis «nahe am Optimum» sprechen.

Übersicht zu diesem Artikel
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STECKBRIEF
Modell:
Aya
Profil:
Preiswerter, emotional involvierender Standlautsprecher mit ausgewogen nüchternem Klang und Design.
Pro:
Unaufdringlicher, ausgewogener Klang
Dennoch emotional involvierend
Gute Low-Level-Performance und allgemein hohe Durchhörbarkeit
Offener und transparenter Klangcharakter mit ausreichend Tiefgang
Einfach ins Wohnzimmer integrierbar, aufgrund von schlichtem Design und geringen Platzierungsansprüchen
Fundierte technische Lösungen
Keine Effekthascherei
Contra:
Kaum prestigeträchtig und nicht sonderlich imposant (in allen Belangen)
Farbauswahl inexistent
Dreibein-Lösung nicht besonders «bodenschonend»
Klebereste bei genauer Inspektion erkennbar
Preis:
1,799.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2023
Vertrieb:
Masse:
258 x 871 x 215 mm
Gewicht:
14,1 kg
Farbe:
Grau