TESTBERICHT
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Kraftvoller Klang

Das feine Klangspektrum analoger Schallplatten ist wie gemacht für die Qualitäten des P9 Signature.Das feine Klangspektrum analoger Schallplatten ist wie gemacht für die Qualitäten des P9 Signature.

Diese Eigenschaft fiel natürlich auch auf beim probeweisen Einsatz am – selbstverständlich nach heutigen Massstäben hoffnungslos veralteten – iPhone des Autors. Die wenige dort gespeicherte Musik, vorwiegend Rock in vernachlässigbarer Auflösung, schob der P9 mit erkennbar sattem Grundton an die Trommelfelle. Das war schon erstaunlich, was da an Druck und Pegel ankam. Vor allem: sauber und bis zu strammen Lautstärken unverzerrt.

Doch ebenso schnell wie diese Erkenntnis wuchs diejenige, dass dieser Hörer nicht für die tosende Umwelt des Outdoor-Einsatzes gebaut wurde. Jedenfalls nicht in erster Linie. Wer würde schon einen Porsche ausschliesslich zum Getränke-Einkauf nutzen?

Nein, der P9 will sich an grossen Aufgaben messen. Also wurde er an langer Leine an die grosse Heimanlage angestöpselt, um dort seine Reserven auszutesten, seine Fähigkeiten zu beweisen und seinen Anspruch einzulösen, in die Top-Klasse vorzudringen.

Der Autor rezensiert ein weites Spektrum an Musik, am liebsten entweder hochauflösend digital oder feinstmechanisch auf Vinyl gespeichert. Und da lief Bowers’ neues Flaggschiff zu grosser Form auf. Gerade hat Audio Fidelity die 1975er Produktion von Weather Reports "Tale Spinnin’" auf Stereo-SACD herausgebracht.

Zum Klangvergleich mit dem betagten Vinyl zog der Autor nun also den P9 heran. Tatsächlich deutlich besser als der P7 arbeitete dieser die markigen Basslinien von Alphonso Johnson heraus, widmete sich mit mehr Nachdruck den Drums von Ndugu, liess das Sopran-Saxophon von Wayne Shorter kräftiger strahlen. Nicht unbedingt heller – der P9 zählt mit seiner eher zahmen Abstimmung in den obersten Höhen nicht unbedingt zu den Brillanz-Vortäuschern dieser Welt.

Aber er konnte durchaus die Nuancen aufzeigen, mit denen sich etwa Beckenschläge im alten analogen und im neuen digitalen Medium unterschieden. Doch auf die Dauer war die penible Analyse feinster Strukturen nicht sein Job. Sein Job war vielmehr, das langzeittaugliche Geniessen zu fördern. Die fast komplette Abwesenheit von nervtötenden Verzerrungen prädestinierte ihn auch zum Durchören ausladender Progressive-Rock-Werke wie Dream Theaters "Metroplis Part 2".

Das braucht Pegel, aber nicht Klirr – und der P9 gab das eine und verweigerte das andere. Dass die virtuosen Schlagzeug-Attacken von Mike Portnoy genauso ihre beeindruckende Wucht wahrten wie die unfassbare Gitarrenarbeit von John Petrucci ihre Nuancen – das war dem britischen Edel-Hörer hoch anzurechnen. Sein kraftvoller Klang baut vor allem auf einem glaubhaft starken Grundtonfundament auf.

Auf diesem Fundament konnte er auch grossartige Orchesterklänge mauern. Die erhabene Klangkathedrale einer Bruckner-Sinfonie erwuchs wie selbstverständlich mit durchaus originalnaher Lautstärke. Wir wollen aber nicht verschweigen, dass zu diesem Langzeitgenuss auch ein kapitaler Kopfhörerverstärker gehört. Am Ausgang eines normalpreisigen CD-Spielers oder unterdurchschnittlichen Vollverstärkers fühlt sich der B&W-Hörer weniger wohl. Der Klang dickt ein, wirkt bemühter, weniger selbstverständlich. Ein kraftvoller "Headamp" hilft da schon mächtig auf die Sprünge.

Der doch recht massige Hörer trug sich auch über längere Hördistanzen mühelos. Natürlich wurde es unter den Muscheln mit zunehmender Dauer auch recht warm, aber nach kurzem Belüften zog man sich ohne Widerwillen nur zu gerne wieder die Ledermuscheln über.

Einzig die Offenheit und Spritzigkeit sehr teurer elektrostatischer Hörer geht dem geschlossenen, dynamischen P9 ein wenig ab. Aber die kosten ja auch gleich nochmals mehr, brauchen ein Speiseteil und sind nur bedingt reisefertig.

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