TESTBERICHT
Seite 5 / 6

Wo rohe Kräfte sinnvoll walten....

Über massive, vergoldete Lautsprecheranschlüsse kommt die volle Kraft der Endstufe zu den Boxen.

Tatsache ist: diese Class-D-Endstufe hat, trotz verblüffend kompakter Abmessungen, eine brachiale Kraft. Und diese kann bei extremen Pegeln kleinen oder gar mittelgrossen Boxen gefährlich werden.

Wer das DSP-Programm mit der individuellen Entzerrung für Revox-Lautsprecher wählt, bekommt gleichzeitig ein Power-Management geschenkt. Während eine grosse Standbox, wie die Revox L120, die volle Kraft der Endstufe zu spüren bekommt, wird zum Beispiel der Basspegel bei einer zierlichen schlanken Säulenbox Re:sound G Column bei höheren Lautstärken automatisch limitiert.

Bei Boxen anderer Hersteller entfällt natürlich dieses Power Management und dann heisst es aufgepasst, denn wo rohe Kräfte aus Versehen mal sinnlos walten...

M100 in Concerto

Mit anspringend frischem und quicklebendigem Klangbild meldeten sich die vom M100 angesteuerten Revox L120 zum musikalischen Einsatz. Wer glaubte, dass nur Elektrostaten, Bändchensysteme und Co. das erforderliche Feingefühl für klangliche Höhenflüge hätten, wird hier eines besseren belehrt.

Denn was die hier eingebauten und sündhaft teuren Kalotten der L120 an Klangdefinition zu bieten haben, sprengt den Rahmen des heute üblichen. Doch nicht nur die Hochtöner der L120 sind bekanntlich eine Klasse für sich, die ganze Abstimmung der Box ist sehr gut gelungen. Das Zusammenspiel mit der M100 klappt bestens.  

Dieses brillante Gespann zeichnet Klangkörper sehr nahe und rückt den Hörer hautnah an das musikalische Geschehen. Dies jedoch in kultivierter Manier und ohne penetrant zu wirken. So lässt diese Kombination Streicher wohl hell, aber nicht grell, Blechbläser brillant schmetternd, doch nie billig scheppernd erklingen.

Ähnliches gilt für die Wiedergabe eines grossen Konzertflügels: Hochpräzise Diskantanschläge, perlende Mitten und ein kraftstrotzendes Fundament sind die idealen Voraussetzungen, um die volle Potenz dieses Instrumentes in den Abhörraum zaubern zu können. Charakterstark, sehr präsent, doch ohne übertriebene Kehligkeit, erschienen Solo-Stimmen wie zum Beispiel diejenige von Rebecca Pidgeon. Wer allerdings auf wohlig warm getönte Klänge stand, war hier ganz klar an der falschen Adresse.

PWM-Verstärker im Element

Spielt zwar nur den CD-Layer einer Hybrid-SACD, doch diesen in audiophiler Manier.

Dass die PWM-Endstufen im Bass immer Herr der Lage sind, bewiesen sie nicht nur bei grossen Kirchenorgeln mit fundamental tiefen und erst noch hochpräzisen Bässen, sondern auch bei den brachialen Bassimpulsen des „Harlen Nocturne“ von David Sanborn.

Die schiere Kraft der M100 liess die beiden 16 cm Bass-Chassis der L 120 doch ab und zu an die Grenzen kommen. Dies jedoch nur bei Pegelorgien, die man seinem Gehör - und auch den Nachbaren - besser nicht zumutet. Tatsache ist, dass der Limiter bei der grossen L120 nicht eingreift und sie die volle Wucht zu spüren bekommen. Nicht zuletzt dank des Soft-Clipping-Verhaltens der Class-D-Endstufe im Leistungs-Grenzbereich verkrafteten die L120 die volle Leistung ohne Schaden zu nehmen.

Ganz anders die Situation dann bei der ultraschlanken Säulenbox Columne G. Wer hier mal ordentlich auf die Pauke hauen will, sollte unbedingt das entsprechende DSP-Programm wählen. So kann ihr auch ein berüchtigter Boxenkiller der High-End Test Record Impression keinen bleibenden Schaden zufügen.

Ohne das Gehör mit Pump- und anderen Regeleffekte zu belästigen, werden allzu starke Impulse elegant und effizient limitiert. Was die M100 an einer Columne G klanglich zu bieten hat, erreicht verständlicherweise nicht das Niveau einer L 120, ist jedoch auch für anspruchsvolle Musikfreunde höchst erfreulich.

Übersicht zu diesem Artikel
Seite 1:
Seite 2:
Seite 3:
Seite 4:
Seite 5:
Seite 6: