
Kugelförmige Lautsprecher haben üblicherweise den Nachteil, dass man sie kaum vernünftig aufstellen kann. Bei einem kleinen, runden Outdoor-Speaker ist die Platzierung beziehungsweise die Installation nicht so wichtig. Doch bei einem Wireless-Lautsprecher fürs Wohnzimmer muss man sich schon zweimal überlegen, ob es denn ein rundes Modell sein soll – oder nicht doch besser eine herkömmliche, mehr oder weniger rechteckige Box. Der Elipson W35 hat dazu aber mehrere gute Ideen auf Lager, wie sich der runde Lautsprecher in der Wohnumgebung einrichten lässt.
Mit runden Dingern kennt sich Elipson bestens aus. Die französische Firma produziert bereits seit den 1940er-Jahren Lautsprecher. Der Name Elipson ist eine Wortkreation aus den Begriffen «ellipse» und «son» (Deutsch: Ton, Klang). Seit der Neuausrichtung der Firma im Jahr 2008 sind es insbesondere die runden Lautsprecher (die Modelle Planet M und Planet L), aber auch die edlen Lautsprecher herkömmlicher Formen, die es der audiophilen Community angetan haben. Nun bringt Elipson mit dem neuen Wireless-Lautsprecher W35 einen Lautsprecher, der sich ins kabellose Netzwerk integrieren lässt.
Installation und Aufstellung
Für den W35 gibt es unterschiedliche Standfüsse und Aufstellungsmöglichkeiten. Wir testen das Gerät mit dem dreibeinigen Tripod. Dieser besteht aus drei einzelnen Beinen, die an die Befestigungsplatte unter der Kugel angeschraubt werden müssen. Mitgeliefert werden Schrauben und entsprechende Inbusschlüssel, sodass mit der Montage sofort beginnen kann. Das Anschrauben ist wegen der Kugelform zwar etwas knifflig, klappt aber problemlos in wenigen Minuten. Danach steht der Lautsprecher elegant auf den drei dünnen Stelzen auf einer Höhe von 90 Zentimetern und kann beliebig im Raum aufgestellt werden. Der Tripod kostet 169 Franken, den W35 gibt es für 879 Franken.
Der dreibeinige Ständer ist elegant und lässt sowohl die Musik als auch den Lautsprecher in jedem Raum gut zur Geltung kommen. Alternativ zum Dreibeinständer gibt es von Elipson auch eine entsprechende Wandhalterung (89 Franken) sowie einen Standfuss mit einem Bein (169 Franken) sowie eine Deckenhalterung (109 Franken), um den W35 wie eine Lampe von der Decke baumeln zu lassen. In der Nähe von spielenden Kindern sollte man die Kugel gut sichern. Nicht, dass jemand auf die Idee kommt, damit Fussball zu spielen, oder den Sputnik-Lautsprecher mit dem hohen Schwerpunkt beim Herumrennen anrempelt und umstösst.

Kraftkugel an der kurzen Leine
Schade ist, dass das Stromkabel nur zwei Meter lang ist. Der W35 hat keinen Akku und muss entweder in der Nähe einer Steckdose aufgestellt oder mit einem Verlängerungskabel versehen werden. So schön sich die kugelige Silhouette auf dem eleganten Standfuss in der Wohnumgebung macht, so störend ist das plumpe Kabel für die Stromzufuhr.
Der sphärische Lautsprecher hat einen Durchmesser von 35 Zentimetern und wiegt 7,6 Kilogramm. Der Aktivlautsprecher ist also kein Leichtgewicht. So ist es denn auch nicht ganz einfach, das Ding auszupacken, auf den Standbeinen zu installieren und im Raum zu platzieren: Nirgends lässt sich die Kugel richtig greifen, nie lässt sie sich kurz auf eine Kante legen. Allerdings ist die Kugel auf der unteren Seite abgeflacht, sodass sie sich hinlegen oder auch auf einem Sideboard installieren lässt, ohne dass sie gleich davonrollt.

Stereo-Hemisphären
Die Kugelkonstruktion des W35 erlaubt es, im gleichen Gehäuse einen linken und einen rechten Lautsprecher elegant unterzubringen. So enthält der Elipson W35 zwei 16,5-cm-Tiefbassmitteltöner sowie zwei 2,5-cm-Hochtöner. Weil es im Innern der Kugel schon mal warm werden kann, sorgt eine Seidenkalotte mit Kühlkörper auf der Rückseite des Magneten für Kühlung.
Die Lautsprecher sind wie zwei Halbkugeln angebracht und schallen in entgegengesetzte Richtungen ab, sodass sich die Musik gleichmässig im Raum verteilt. Sämtliche Bedienelemente und auch die Anschlüsse befinden sich auf der Aluminium-Einheit, welche sich in der Mitte zwischen den Lautsprechern befindet.
Zusammen haben die Lautsprecher eine Leistung von 350 Watt. So rund der W35 daherkommt, so rund ist auch sein Klang. Wenn auch etwas gar wuchtig im Bass beim Abspielen verschiedener Test-Tracks aus dem Rock- und Elektro-Fundus. Die Nachbarn dürften froh sein, dass die Musikkugel beim Aufdrehen nicht direkt auf dem Boden liegt, sondern sich hoch über dem Boden auf seinen Stelzen befindet. Leider bietet weder der Lautsprecher entsprechende Regler noch die dazugehörige App einen Equalizer, um die Einstellungen von Bass und Höhen individuell zu steuern. Bei ruhigerer, weniger basslastiger Musik ist die Wiedergabe jedoch sehr ausgewogen und angenehm. Am Stereoton aus der «zweiseitigen» Kugel ist nichts auszusetzen, auch wenn die Bedingungen nicht ideal sind. Schliesslich testen wir den W35 nicht als Paar, sondern als zweiseitigen Alleinunterhalter.

Bluetooth oder WiFi
Wireless-Verbindungen können vom Smartphone oder Tablet sowohl via Bluetooth 4.0 als auch WLAN (WiFi) hergestellt werden. Bei Bluetooth ist sogar eine aptX-Verbindung möglich, um bessere Audioqualität zu erhalten. Unterstützt werden die Formate SBC, AAC und aptX mit 24 Bit / 44,1 kHz. Bei den Musikformaten sind fast keine Grenzen gesetzt. Unterstützt werden neben MP3 und AAC auch WMA, WAV, FLAC und AIFF ALAC (Apple Lossless).

Multiroom-fähiges System
Die WiFi-Verbindung lässt es zu, beliebig viele W35 zu koppeln, sodass innerhalb des WLAN-Netzes ein umfangreiches Musiksystem entsteht. Dank Multiroom ist es möglich, entweder überall dieselbe Musik zu spielen oder in den verschiedenen Räumen unterschiedliche Musik zu hören.
Auch die Internet-Musikquellen sind vielfältig. Unterstützt werden in der App etwa Spotify, Tidal, Napster, Qobuz oder Deezer. Auch Internetradiodienste wie TuneIn oder iHeartRadio sind vorhanden. Der Elipson W35 ist zudem Amazon-Alexa-fähig.
Die WLAN-Verbindung zum Lautsprecher geschieht über die dazugehörige App Elipson Player. Dort wählt man zuerst das WiFi von Elipson und verbindet dieses mit dem heimischen WiFi-Netz. Allerdings können ausschliesslich 2,4-GHz-Netze verbunden werden, 5 GHz wird leider nicht unterstützt. Dies dürfte aber nicht der Grund gewesen sein, dass die Wifi-Verbindung im Test gelegentlich nicht klappte. Standortänderungen sorgten für Besserung.
Per Kabel (3,5 mm Klinke analog oder digital optisch, Toslink) können externe Geräte wie ein Fernseher, eine Spielkonsole oder andere Quellen angeschlossen werden, um Musik, aber auch Filmtonspuren oder den Game-Soundtrack mithilfe der 350 Watt des Elipson W35 mächtig aufzumotzen. Am ebenfalls vorhandenen USB-Port können externe Mobilgeräte wie Smartphones oder Tablets aufgeladen werden (5 V / 1 A).
Fernbedienung statt App
Zwar lässt sich der W35 komplett über die App steuern, also über jenes Gerät, das in den meisten Fällen auch gleich als Musikquelle dienen dürfte. Alternativ dazu kann man den Lautsprecher auch über die mitgelieferte Infrarot-Fernbedienung steuern. Etwa, um die Musik zu starten, die als Letztes ausgewählt wurde, den nächsten Song anzuwählen, auf stumm zu schalten oder das Gerät in den Koppel-Modus zu versetzen, um so, ohne aufzustehen, mit dem Smartphone die Koppelung per Wifi zu starten. Per Fernbedienung kann auch eine andere vorhandene Quelle ausgewählt oder vordefinierte Radiostationen angewählt werden. Die App Elipson Player gibt es für iOS- und Android-Geräte.

Fazit
Optisch ist der Elipson W35 einzigartig. Mit einem Preis von 879 Franken ohne Standfuss (Tripod für 169 Franken) ist er kein Schnäppchen. Der kugelrunde Lautsprecher gibt aber auch akustisch viel her, zumal der Alleinunterhalter dank seiner auf zwei Seiten gerichteten Lautsprecher einen guten Raumklang hergibt. Die Bedienung via App und/oder Fernbedienung gelingt zwar gut, doch würde eine etwas vielfältigere App einen Mehrwert bringen. Die Verbindung per Bluetooth ist problemlos, bei WiFi wurde die Verbindung nach dem Aus- und Einschalten einige Male unterbrochen, sodass sie neu hergestellt werden musste. Das liegt aber möglicherweise am Standort des Lautsprechers oder an der Wifi-Qualität des 2,4-GHz-Netzes.
Die Aufstellung auf dem dreibeinigen Ständer erreicht eine angenehme Höhe und gibt ein elegantes Bild ab. Wer allerdings mit spielenden Kleinkindern im Wohnzimmer rechnen muss, bringt die fast 8 Kilo schwere «Box» auf den dünnen Beinchen besser in Sicherheit, wenn die Kleinen herumrennen oder gar auf die Idee kommen sollten, mit der Kugel Fussball zu spielen. Eigentlich sind die Installationsmöglichkeiten flexibel: Alternativ zum Tripod kann eine Wandhalterung oder eine Deckeninstallation gewählt werden.