Video-Maschine
Mit der Panasonic Lumix DC-S5 ist man für jedes Fotoprojekt gut gerüstet. Ihre wahren Werte und Vorzüge zeigt die Kamera jedoch beim Filmen. Hier zieht sie alle Register und ist zurzeit in ihrem Preisbereich die am besten ausgestattete Kamera für engagierte Video-Amateure, Vlogger und YouTuber.
Im Vergleich zur grossen und teureren Lumix S1H wurden zwar einige Videoformate wie 6K, 5,9K, Cinema-4K oder die Intraframe-Komprimierung weggelassen, dennoch lassen die übrigen professionellen Video-Features die Herzen von Filmemachern und Videoproduzenten höher schlagen.
Die Lumix S5 beherrscht sehr viele Aufnahmevarianten. Neben der Videosystemfrequenz (24, 50, 60 Hz), dem Dateiformat (MP4, MOV), der Bildqualität mit Farbtiefe, Farbunterabtastung und Komprimierung (8 Bit, 10 Bit, 4:2:0, 4:2:2, Long GOP, AVC H.264, HEVC H.265), den Bildern pro Sekunde (24, 25, 30, 50, 60) und der Videoauflösung (4K/UHD, 4K-Anamorph, Full-HD) lässt sich auch noch der Bildbereich für die Videoaufnahme auswählen.
«FULL» entspricht dem Bildkreis eines Vollformat-Objektivs, «APS-C» dem eines Super-35-mm-Objektivs und bei «Pixel/Pixel» wird mit einem Pixel auf dem Sensor entsprechend einem Pixel im Video aufgenommen. Damit gibt es zum Beispiel für HD-Aufnahmen mehr Telebereich ohne Qualitätsverlust. Zudem benötigt ein kleinerer Sensorbereich weniger Rechenleistung und der Prozessor wird nicht so schnell heiss.
Im 4K-Videoformat dürfen zudem Anamorphoten1, also speziell konstruierte Kameraoptiken, für anamorphes 4:3-Video eingesetzt werden. Sie erzeugen ein besonders breites Bild, das der menschlichen Wahrnehmung näherkommt als das übliche 4:3 oder 16:9-Filmformat (1).
Natürlich beherrscht die S5 auch HDR-Aufnahmen (High Dynamic Range) mit HLG (Hybrid Log Gamma). Hinzu kommen noch 15 verschiedene Bildstile und V-Log-Aufnahmen mit erweitertem Dynamikumfang für eine starke Bearbeitung des Bildeindrucks («Grading») und dann sind da noch die über 30 Filter für Bildeffekte. Sowie die Zeitlupen- und Zeitraffer-Aufnahmen.
Erleichterung für Vlogger
Vielen Ab-und-Zu-Fotografen und -Filmern sowie Smartphone-Knipsern waren die voluminösen Modelle der Lumix S1-Serie zu klobig und vor allem zu schwer. Dies bekamen auch mobile Vlogger und YouTuber sehr schnell zu spüren, wenn sie die Kamera mit ausgestrecktem Arm vor sich her durch die Gegend hievten.
Mit der Lumix S5 ist das kein Thema mehr. Und dank des optionalen Stativgriffs DMV-SHGR1 lässt sich die Kamera auch noch komfortabel von vorne bedienen.
Kreativ filmen
Mit der Lumix S5 kann im «Intelligenten Automatikmodus» und in den Fotomodi P/A/S/M gefilmt werden. Doch erst im «Kreativen Filme-Modus» lassen sich alle Videofunktionen nutzen und über das Touch-Register Blende, Verschluss, ISO, Tonpegel und Belichtungsausgleich lautlos über das Display verstellen.
Das MOV-Dateiformat erlaubt die meisten Varianten und ist zwingend für Videoaufnahmen mit Farbunterabtastung (YUV) 4:2:2 und 10 Bit Farbtiefe erforderlich. Bei MOV wie MP4 beträgt die maximale Videoauflösung 4K/UHD mit 3840 x 2160 Pixel. Wird im HEVC-Codec, mit 60p oder 50p oder mit 4K/UHD 4:2:2 10 Bit gefilmt, ist die maximale Aufnahmedauer auf 30 Minuten beschränkt.
Interessant ist die Möglichkeit, mit dem flachen Bildstil «V-Log» zu filmen. Mit der Lumix S5 kriegt man die volle Version «V-Log», nicht nur eine abgespeckte wie bei GH5 und GH5s mit «V-Log L». Damit ist die S5 bei den Farbeigenschaften (Color Science) mit den professionellen Filmkameras der VariCam-Reihe von Panasonic kompatibel. Für einen besseren Eindruck der sonst eher flauen und farblosen «V-Log»-Bilder bei der Aufnahme können als Hilfestellung Look-up-Tables (LUTs) zugeschaltet und am Sucher oder Bildschirm angeschaut und über HDMI ausgegeben werden.
Zu dem voreingestellten LUT «Vlog_709» lassen sich weitere LUT-Daten im Format «.vlt» von der Speicherkarte auf die S5 übertragen. Bis zu vier LUT-Dateien können gespeichert werden. So kann zum Beispiel dem Auftraggeber bereits bei der Aufnahme gezeigt werden, wie das Endresultat in etwa aussehen wird, während die aufgezeichneten «flachen» Sequenzen noch genügend Reserven für eine umfassende Bildbearbeitung oder Farbgestaltung (Color Grading) besitzen.
Schneller oder langsamer
Die neue Position S&Q auf dem Moduswahlrad der Lumix S5 steht für «Slow & Quick Video», also für Zeitlupen und Zeitraffervideos. Die Kamera nimmt dann bis zu 180 Bilder pro Sekunde auf, jedoch nur noch in Full-HD-Qualität. Bei einer Wiedergabe mit 25 Bildern ergibt dies eine 7,2-fache Verlangsamung der Szene. Umgekehrt kann mit 30, 15, 10, 5, 2 oder nur einem Bild jede Sekunde aufgenommen werden, was im letzten Fall bei einer 50-Bilder-Wiedergabe zu einem 50-fachen Zeitraffer führt.
Im Foto-Menü gibt es ebenfalls ein Zeitraffer/Animations-Untermenü mit weitergehenden Einstellmöglichkeiten als bei S&Q. Dies ist etwas verwirrend und widerspricht der sonst guten Menü-Logik der Kamera.
Fast perfekt
Gespannt war ich auf den Dauer-Autofokus der Lumix S5 während des Filmens. Denn bei der automatischen Schärfenachführung zeigten die Micro-FourThirds-Kameras Lumix G9, GH5, GH5s sowie die Vollformat-Modelle der S1-Serie, die ich alle schon testen konnte, beim Filmen stets die gleichen Schwächen und Schwierigkeiten. Man konnte sich einfach nicht darauf verlassen. Manchmal funktionierte es, dann wieder nicht.
Bei der neuen Lumix S5 haben die Ingenieure einiges verbessert, dennoch hatte ich ein Déjà-vu-Erlebnis. Der Autofokus arbeitet jetzt zuverlässiger, kommt jedoch immer noch nicht an Sony und Canon heran. Zufällig hatte ich noch eine Nikon Z5 und die Canon R5 und R6 im Test. Sie alle stellten beim AF-Verlagerungstest jedes Mal auch durch eine Fensterscheibe hindurch problemlos nach draussen scharf.
Der Lumix S5 gelang dies einmal, dann wieder nicht und der Autofokus blieb einfach stehen. Ich spielte einige Varianten mit AF-Modi, AF-Feldgrössen und unterschiedlicher AF-Empfindlichkeit und Geschwindigkeit durch. Auch ganz kurzes Schärfepumpen ist mir aufgefallen, und das sieht im laufenden Video einfach nicht professionell aus.
Die folgenden Aufnahmen wurden im Videoformat MOV, Full-HD, 50p, kontinuierlicher Autofokus (AF-C), AF-Mode 2 dauernd und mittenbetonte Belichtungsmessung gefilmt. Die individuellen AF-Einstellungen für Video standen bei AF-Geschwindigkeit auf +3 und AF-Empfindlichkeit auf +2. Als AF-Feld wurde «1-Feld» mit kleinster Feldgrösse gewählt, das sich schon früher als zuverlässigste Einstellung bei diesem Motiv bewährt hatte.
Beim AF-Tracking gab es dann nichts mehr zu meckern. Der Autofokus der Lumix S5 krallte sich an die Ente und verfolgte sie stur bis ins Wasser. Erst als sich mehrere Gefährten hinzugesellten, verlor der AF sein Ziel.
Anmerkung:
- Das anamorphotische Verfahren zeichnet Filme mit speziell konstruierten Kamera-Optiken, den Anamorphoten, auf. Damit wird ein besonders breites Bild erzeugt, das der menschlichen Wahrnehmung näher kommt als etwa das 4:3-Filmformat. Statt das Bild oben und unten zu beschneiden und dadurch Auflösung zu verlieren, verzerren (stauchen) die anamorphischen Linsen zum Rand hin. Bei der Wiedergabe findet dann eine entsprechende Entzerrung (Entstauchung) statt.