Vorstufe und Kopfhörerverstärker
Die Headphone Edition des Uniti Atom verfügt ja anstelle eines Leistungsverstärkers über eine aufgewertete Vorstufensektion mit Cinch- und XLR-Anschlüssen. Als DAC/Vorverstärker kann man dem Atom ebenfalls ein hervorragendes Zeugnis ausstellen: So machte er im Vergleich mit einem bewährten Vertreter der 1000-Franken-Klasse (Project Pre Box DS2 Digital) nicht lange Federlesen und verkündete im Zusammenspiel mit einem Endverstärker Odyssey Kismet und Scan-Speak-Referenzlautsprechern stolz: «Ich spiel in einer anderen Liga».
Insbesondere die Ansprache war deutlich besser. Vokalmusik kam konturierter und gleichzeitig natürlicher mit einer emotionalen Eindringlichkeit, die dem günstigeren DAC/Vorverstärker in diesem Ausmass abging. Die Basswiedergabe wirkte enorm druckvoll und tiefreichend, blieb aber stets auf der konturierten Seite. Von der Höhenwiedergabe des Uniti Atom darf man uneingeschränkt schwärmen.
Zu guter Letzt durfte der Naim noch zeigen, was er als Kopfhörerverstärker drauf hat. Schnell wurde klar, dass die Class-A-Schaltung auch schon preisgünstigen Kopfhörern wie einem niederohmigen AKG K701 (60 Ohm) zu einer verblüffenden Klangtransparenz und gehaltvoller Wiedergabe mit straffem Bass und brillanten Höhen verhalf.
Mehr noch profitierte ein Fidelio X3 (32 Ohm) von Philips (Test nachzulesen: hier). Dieser toll verarbeitete Hörer wird inzwischen für lächerliche CHF 230 angeboten. Der Fidelio präsentiert jedoch – von der Headphone Edition angetrieben – ein Klangniveau, das selbst einem dreimal so teuren Hörer gut angestanden hätte. Fantastische Feinzeichnung, weiträumige Abbildung und druckvoller, tiefreichender Bass – keine Frage: echtes audiophiles Hörvergnügen. Sodann wurde ein Sendy Audio Aiva (Test nachzulesen: hier) symmetrisch per Pentaconn-Stecker angeschlossen: Die resultierende Klangpracht mit wunderbar warmen Timbre und schönen Klangfarben war eine Wohltat für gestresste Gemüter.
Genau in die gegenteilige Richtung tangiert der legendäre Studiohörer AKG K1000 (Impedanz: 155 Ohm), der mittels 4-poligem XLR-Stecker am Atom Anschluss findet: Der für Tonmeister und das Abhören von Aufnahmen entwickelte «Kopflautsprecher» ist für den musikalischen Alltag deutlich zu analytisch ausgelegt und ausserdem sehr anspruchsvoll, was die Elektronik betrifft. Wir nutzten deshalb kurzerhand die DSP-Funktionen von Roon, um den K1000 im Präsenzbereich milder abzustimmen. Und siehe da: Mit passendem Equalizing klingt dieser Hörer nicht nur unerreicht offen und frei, sondern auch langzeitverträglich im Hochtonbereich.
Nach einer zusätzlichen Frequenzanhebung in den unteren Registern agierte der AKG richtig gehaltvoll. Der Atom Headphone Edition machte diese Übung klaglos mit. Obwohl man das Volumen stellenweise auf über 90 stellen musste, zeigte er keine Kompression oder gar Anflüge von Verzerrungen. Damit darf man erfreut feststellen, dass er wohl jeden Kopfhörer zur bestmöglichen Wiedergabe motiviert.
Durchweg gelungen
Der Uniti Atom Headphone Edition von Naim macht alles richtig: Selten ist mir ein All-in-One-Gerät untergekommen, das in allen Disziplinen eine gleichermassen hohe Wiedergabegüte an den Tag legt. Egal, ob man das Streamer-, DAC-, Kopfhörer- oder Vorverstärkerteil des Naim unter die Lupe nimmt: Stets darf man nach ausgiebigem Anhören erfreut konstatieren: Klingt richtig gut. Da zudem auch die Ausstattung überraschend komplett ist und die Praxistauglichkeit/Ergonomie sehr gut ausfallen, kann man auch die Frage nach der Preiswürdigkeit des schön gestylten und toll verarbeiteten Briten positiv beantworten: CHF 3190 sind zwar richtig viel Geld. Im Vergleich zu anderen (meist deutlich teureren) High-End-Vorverstärkern steht der Uniti Atom Headphone Edition jedoch sehr gut da.