Highfidele Klänge ab WLAN?
Wie alle Lautsprecher, so brauchen auch die Chassis der Stereo M eine gewisse Einlaufzeit. So wird der Klang von Stunde zu Stunde besser definiert, die Bässe noch etwas tiefer und knackiger.
Der Hörtest und die Steuerung des Stereo M wird nicht mit irgendeinem Smartphone, sondern mit dem echt audiophilen und WLAN-tüchtigen Pioneer-XDP-300R-HiRes-Player durchgeführt. Äusserst gespannt bin ich nun, ob mein WLAN den Klang meiner Hi-Res-Aufnahmen voll übertragen oder hörbar limitieren würde. Sehr interessant ist der Vergleich der Vivaldi-Cello-Konzerte einmal via analogem Aux-Eingang, via WLAN und sozusagen als Zugabe noch via Bluetooth.
Via analogem Line-Eingang erklingen brillante und feingezeichnete Streicherklänge. Das Cello schwelgt in herrlichen, klaren Kantilenen und auch bogentechnische Feinheiten kommen klar definiert, aber nicht überzeichnet. Ja, so klingt wahrhaft ein Cello! Auch die feinsten Zupfer des leisen Begleit-Cembalos kommen klar und sehr obertonreich. Die Räumlichkeit dieser Aufnahme kann echt faszinieren. Das Klangbild wirkt ausgesprochen räumlich.
Doch via WLAN kommt (für mich wenigstens) die Überraschung: Der Klang ist hat praktisch dasselbe Niveau und unterscheidet sich nur in Nuancen. Der WLAN-Test ist für mich auch nach dem Anhören und Vergleichen von diversen Musikarten wie Jazz-Rock-Pop bestanden und damit abgeschlossen. Kompliment an die Teufel-Sound-Ingenieure.
Ernüchternd ist es, wie diese HiResolution-Aufnahme nach audiophilen Gesichtspunkten beurteilt (!) via Bluetooth wiedergeben wird. Das Cello, ein echtes Meisterinstrument, wird zum Schüler-Cello degradiert. Die Räumlichkeit ist begrenzt und feine Schallrückwürfe, welche die Raumakustik des Aufnahmeraums bestimmen, werden glatt unterschlagen. Dem feinen, leisen Begleitcembalo fehlen Obertöne, und die Zupfer kommen mit deutlich hörbar verringerter Feinzeichnung.
Das zeigt ganz klar die Grenzen der Bluetooth-Übertragung ohne die Erweiterung mit aptX oder LDAC. Natürlich reicht diese Klangqualität für nicht ganz so anspruchsvolle Musik völlig aus, doch echt audiophile Klänge sind da ganz gewiss nicht zu erwarten. So erklingt zum Beispiel eine ältere Asia-Aufnahme wie das Album «Alpha» mit sehr schönen Pop-Songs auch über Bluetooth kaum schlechter als via WLAN.
Klar und neutral
Für mich als Freund warmer, satter klassischer Streicherklänge könnten die Stereo M etwas mehr Schmelz und Charme zeigen. Doch das ist ganz klar Geschmackssache, und wie heisst es doch so schön: Über Geschmack lässt sich nicht streiten, und: jedem Tierchen sein Pläsierchen! Die Stereo M sind ganz und gar keine Klangschmeichler und Schönfärber, sondern klingen grundehrlich und stellen Aufnahmen so dar, wie sie auch aufgenomen wurden. Die Brillanz und Vitalität dieser Systeme kommen ihnen nicht nur bei herrlich swingendem Jazz, sondern auch bei knallharten Rock-Aufnahmen zugute. So ist es absolut erstaunlich, was die Stereo M an unverzerrten Schallpegeln, Dynamik und Vitalität liefern können. Zudem kann man bei gewissen zu hell geratenen Aufnahmen die Klangregler benutzen und die Höhen bei Bedarf dezent absenken, oder bei matten Aufnahmen sogar anheben.
Bei kritischen Solostimmen zeigt sich auch die Qualität des Gehäuses, das erfreulich wenig mitvibrierte. So erklingt Rebecca Pidgeons glockenreine Stimme auch dementsprechend frei von Verfärbungen und wie erhofft: nahezu glockenrein. Beim Tiefstbass-Test mit David Sanbornes ultratiefen Kontra C ist diese Sub-Frequenz mit einer Frequenz von 32,7 Hz (!) zwar deutlich hörbar, aber nicht ganz so kräftig wie erhofft. Ein kraftstrotzendes Kontra C eines Synthesizers von einer Regalbox zu verlangen, ist zugegebenermassen nicht sehr realistisch. Insgesamt hat der Bass aber einen erfreulichen Druck und ist erst noch sehr sauber. Bei sakraler Orgelmusik bringen die Stereo M neben tiefen Bässen auch hochbrillante Mixturen, eine lobenswerte breite Stereoperspektive und eine Klangbühne mit beeindruckender Tiefe.
Im Regal zwischen Bücher eingeklemmt kann sich das Klangbild, wie schon prophezeit, nicht optimal ausbreiten und der Bass kann dominieren. Auf dem Regal klingt es schon besser und wer das letzte Quäntchen Audiophilität aus den Boxen erhalten will, leiste sich die eleganten Ständer und platziere die Stereo M mit einer gewissen minimalen Distanz zu den Rückenwänden. So kann sich auch die bemerkenswerte Räumlichkeit des koaxialen Chassis voll und ganz bemerkbar machen und der Hörer wird mit dieser Aufstellung durch einen transparenten und ausgesprochen räumlichen Klang belohnt.