TESTBERICHT
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Bewegte Bilder

VJ-Einsatz: Mit Anschlüssen für externes Mikrofon und Kopfhörer ist die Nikon Z 7 auch für Videofilmer sehr interessant.VJ-Einsatz: Mit Anschlüssen für externes Mikrofon und Kopfhörer ist die Nikon Z 7 auch für Videofilmer sehr interessant.

Erst war ich sehr skeptisch: Videofilmen mit Nikons Spiegelreflexkameras hinterliess bei mir bisher eher, dezent ausgedrückt, zwiespältige Gefühle. Geräuschvolle hin- und hersuchende AF-Motoren während des Filmens sind nicht das, was ich unter professioneller Videoaufnahme verstehe.

Zudem rät das Handbuch wie schon bei früheren Nikon-DSLRs auch bei der Z 7 eher vom Filmen ab. «Flimmern, Streifenbildung oder Darstellungsfehler sind möglicherweise auf dem Monitor und im endgültigen Videofilm sichtbar», steht da zu lesen. Und weiter: «Es können ausserdem treppenförmige Konturen, Farbsäume, Moiré-Effekte und helle Flecken auftreten», oder «Beachten Sie, dass Rauschen (zufällig angeordnete helle Pixel, Schleier oder Streifen) und unerwartete Farben im Bild auftreten können, wenn Sie ins Livebild hineinzoomen.»

Alles Schnee von gestern und unnötig: Die Nikon Z 7 hat mich beim Videofilmen sehr positiv überrascht. In den Farben und vor allem beim automatischen Scharfstellen. Der neu entwickelte Hybrid-CMOS-Autofokus ist wirklich eine Verbesserung und arbeitet sehr ruhig, zügig und genau. Kein Vergleich mehr zu früher!

Nur im Video-Modus lässt sich der «Permanente Autofokus» einschalten, die meisten übrigen Foto-Einstellungen sowie «Picture-Control» oder «Active D-Lighting» funktionieren auch nach Umschalten in den Movie-Modus. Danach kann bei manchen Menüpunkten zwischen einem eigenen Wert für Video oder «Gemäss Fotoeinstellungen» ausgewählt werden.

Am einfachsten filmt es sich in der Vollautomatik. Mehr Kontrolle hat man im manuellen Modus, wo sich während des Filmens Verschlusszeit und Blende anpassen lassen. Der Einstellring der Nikkor-Z-Objektive ist von manueller Fokussierung auf Autofokus umschaltbar. Dann dient er einer benutzerdefinierbaren Funktion und kann zum Beispiel Blende und Belichtungskorrektur leise und komfortabel ändern.

Videoformate: Erste Menü-Seite zur Wahl von Videogrösse und Bildrate.Videoformate: Erste Menü-Seite zur Wahl von Videogrösse und Bildrate.

Mit der Z 7 und der Z 6 können 4K-UHD-Filme im Vollformat (3840 x 2160 Pixel) mit maximal 30p aufgenommen werden, in Full-HD auch Filme mit 120p. Schärfere 4K-UHD-Filme werden durch das Auslesen aller Pixel erreicht. Die maximale ununterbrochene Aufnahmelänge bei 4K-UHD und Full-HD ist auf 30 Minuten begrenzt. Eine Zeitlupenaufnahme ist in Full-HD-Videoqualität für maximal 3 Minuten möglich.

Mit dem neigbaren Monitor sind auch Aufnahmen auf Bauchhöhe diskret und bequem möglich. Wie beim Fotografieren lässt sich die Schärfe auch beim Filmen per Fingertipp verlagern und das Fokus-Peaking beim manuellen Fokussieren als Hilfe einschalten. Einen wichtigen Unterschied gibt es dennoch. Im Foto-Modus springt der AF regelrecht in die Schärfe, während er beim Filmen angenehm langsam auf den Punkt kommt. Die Geschwindigkeit lässt sich dem Sujet entsprechend anpassen, ebenso die AF-Verfolgungsempfindlichkeit.

Variabel: Die AF-Geschwindigkeit beim Filmen lässt sich anpassen.Variabel: Die AF-Geschwindigkeit beim Filmen lässt sich anpassen.

Mit diesen Möglichkeiten lassen sich schöne Schärfe-Übergänge «fahren». Man stellt zu Beginn der Szene manuell unscharf auf ein schönes Bokeh, und sobald die Aufnahme startet, wird das Bild langsam scharf. Oder man führt einen Reiss-Schwenk aus und die Kamera stellt an dessen Ende gemächlich auf das Motiv scharf.

Zur Filmaufnahmekontrolle stehen unter anderem Anzeigen für Histogramm, Mikrofonpegel oder künstlichen Horizont zur Auswahl. Leider sind sie nicht miteinander kombinierbar. Gleichzeitig Helligkeit und Ton-Aussteuerung kontrollieren geht also nicht. Oder nur über externe Geräte, die sich über die HDMI-Buchse anschliessen lassen. Diese ist – wichtiges Detail im hektischen Filmer-Alltag – in der gegenüber der Micro-Variante deutlich robusteren Mini-Version ausgelegt.

Neben Kamera- und Objektiv-Bildstabilisator lässt sich im Video-Modus zusätzlich ein elektronischer Stabilisator aktivieren, der jedoch den Bildwinkel verringert und dadurch die Brennweite scheinbar etwas verlängert. Diesen sollte man am besten nicht gleich einschalten, die Bildberuhigung ist durch die beiden andern meistens mehr als genügend. Als Beispiel dient das Verfolgen eines Mofa-Fahrers mit Bildstabilisator-Option «Sport» und dem AF-S Nikkor 70–200 mm/2.8E FL ED VR, an die Kamera angedockt über den FTZ-Adapter. Die Stabilisierung erfolgt nur vertikal, der Mopedfahrer bleibt horizontal «flüssig» in Fahrt und im Fokus.

Im Video-Modus lassen sich Fotos aufnehmen, ohne die Filmaufnahme zu unterbrechen. Dazu drückt man einfach den Auslöser vollständig herunter. In der Anzeige blinkt währenddessen ein Fotokamera-Symbol.

N-Log und Timecode

Wer seine Videoszenen später farbkorrigieren möchte, wählt bei der Aufnahme die N-Log-Einstellung für einen grossen Dynamikumfang. Dann bleiben die Details in Lichtern und Schatten erhalten und übersättigte Farben werden vermieden. N-Log-Aufnahmen müssen direkt auf einem externen Gerät aufgezeichnet werden. Ein Schreiben auf die Speicherkarte der Kamera ist nicht möglich.

Da solche Aufnahmen etwas farblos und verwaschen erscheinen, lässt sich eine Darstellungshilfe für die Live-Vorschau des Videomaterials einschalten. Die Farben der Vorschau werden zwar vom endgültigen Film abweichen, dies hat jedoch keine Auswirkungen auf die tatsächlich aufgenommenen Videobilder.

Die Timecode-Funktion der Z 7 erleichtert das Synchronisieren von Video- und Filmmaterial, das mit mehreren Geräten aufgezeichnet wurde.

Die Videobilder der Z 7 können ebenfalls überzeugen, und dies nicht nur bei Sonnenschein. Durch den Vollformat-Sensor und dank des Auslesens aller Pixel (für Insider: kein «Pixel-Binning») sind Aufnahmen auch bei wenig Licht erstaunlich scharf, rauschfrei und farbtreu.

Da sich die Fotobildprofile «Picture Control» auf das Videomaterial legen lassen, sind Filme mit dem gewünschten Look direkt aus der Kamera heraus möglich, ohne nachträgliche Bearbeitung. Es gibt sogar ein rudimentäres Schnittprogramm in der Kamera.

Cutter inside: Die Z 7 bietet kameraintern eine einfache Videoschnittfunktion an.Cutter inside: Die Z 7 bietet kameraintern eine einfache Videoschnittfunktion an.
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