Im Foto-Einsatz
Die Nikon Z 7 liegt dank der tiefen Griffmulde sehr gut in der Hand. Auf der Oberseite befindet sich das verriegelbare Funktionswählrad, vorne auf dem Griff um den Auslöser herum angeordnet sind die Videotaste, der ISO-Knopf und die Belichtungskorrektur-Taste. Der Ein/Aus-Schalter ist ganz nach vorne gerutscht und sitzt über dem vorderen Einstellrad. Das Schulterdisplay ist nicht mehr so grosszügig ausgefallen wie noch bei der D850, lässt sich jedoch immer noch gut ablesen. Ich musste jedoch bewusst darauf schauen und habe es eigentlich gar nicht benötigt, denn es gibt genug Info-Anzeigen im Sucher oder auf dem Monitor während der Bedienung.
Durch das kleinere Gehäuse und den neigbaren Monitor mussten einige der gewohnten Nikon-Tasten anders platziert werden. So befinden sich hinten am linken Rand überhaupt keine Knöpfe mehr, die OK-Taste wurde rechts im Multifunktionswähler eingemittet, darunter sind die Menü- und die Grösser/Kleiner-Tasten angeordnet. Das typische Bedienkonzept wurde jedoch übernommen und Nikon-Fotografen werden sich schnell zurechtfinden.
Leute mit grossen Nasen dürfen sich freuen. Der elektronische OLED-Sucher steht genügend weit vor, damit man nicht dauernd seine Spuren auf dem Monitor hinterlässt.
Die Anzeigen des «i»-Info-Menüs lassen sich neu auch konfigurieren und sie reagieren auf Fingertippen. Überhaupt finde ich den Touchscreen der Z 7 sehr gelungen und optimal ins gesamte Bedienungskonzept integriert. Einzig das Positionieren des Autofokus-Felds mittels Finger auf dem Monitor, während man durch den Sucher schaut, hätte ich mir noch gewünscht.
So muss man dazu den Joystick, von Nikon etwas irreführend als Sub-Wähler bezeichnet, nehmen, was jedoch auch sehr gut funktioniert. Diesen Sub-Wähler habe ich gleich umprogrammiert, damit ich mit ihm auch durch die Menü-Einstellungen scrollen kann, anstatt nur das AF-Feld zu verschieben. Wie den Sub-Wähler lassen sich auch die meisten übrigen Tasten mit anderen Funktionen umbelegen oder ihre Wirkungsweise ändern – jeweils nach Foto- und Video-Einsatz getrennt.
So hatte ich etwas Mühe mit den beiden vorderen Funktionstasten neben dem Bajonett. Standardmässig muss man sie gedrückt halten, um Werte wie zum Beispiel den Weissabgleich zu verstellen. Damit kam ich mit meinen Fingern nicht so recht zu Wege und habe sie deshalb so eingestellt, dass ein Druck darauf die Funktion fixiert, ich den Wert bequem anpassen kann und der nächste Druck die Taste wieder freigibt.
Hilfestellung
Mit der Nikon Z 7 lässt sich in den unterschiedlichsten Konfigurationen fotografieren und filmen. Das Menüsystem ist dementsprechend umfangreich. Nur schon das Autofokus-Menü führt zwölf Unterpunkte auf. Zum Glück erscheinen zu den meisten Punkten nach Drücken des «i»-Symbols ausführliche Hilfe-Texte in verständlichen Deutsch. Besten Dank dafür, Nikon.
Mit der Kamera wird zudem ein 264-seitiges Kompakthandbuch mitgeliefert. Hilft auch das nicht mehr weiter, lässt sich zusätzlicher Lesestoff als PDF-Referenzhandbuch mit 488 Seiten Umfang vom Web herunterladen.
Ein Tipp dazu: Ich wollte wissen, wie man einen direkten Weissabgleich erstellt, was mit Nikon-Kameras im Vergleich zu anderen Lösungen immer noch unnötig kompliziert vonstatten geht. Leider brachte die Suche nach «Weiss» oder «Weissabgleich» in der PDF-Referenz keine Treffer. Erst nachdem ich den Begriff mit scharfem S («ß», «Eszett»), also «Weißabgleich» eingab, kamen die Ergebnisse.
Bei so vielen Einstellungen ist man froh, die am häufigsten gebrauchten unter drei Benutzereinstellungen am Funktionswählrad abspeichern oder bis zu 20 Menüpunkte im Reiter «Mein Menü» sammeln zu können.
Hybrid-Autofokus
Das Funktionswählrad kommt aufgeräumt daher. Neben der grünen Vollautomatik und den PASM-Symbolen gibt es noch die bereits erwähnten drei benutzerbelegbaren Speicher U1 bis U3. Eine Fotomotiv-, Effekte- oder Video-Einstellung fehlt. Für Letztere gibt es einen eigenen Umschalter.
Die Aufnahme-Einstellungen habe ich meistens per «i»-Taste über das Info-Menü aufgerufen und geändert. Entweder durch direktes Tippen auf die Symbole und das Anpassen der Werte durch Wischen über den Monitor, oder mit den Einstellrädern. Vorteil der Räder: Man muss das Auge nicht vom Sucher nehmen.
Dasselbe gilt auch fürs Ändern der ISO-Werte über die ISO-Taste. Hält man sie gedrückt und dreht am vorderen Rad, wird die ISO-Automatik ein- oder ausgeschaltet. Mit dem hinterem Rad verstellt man die ISO-Zahlen. Interessant ist die ISO-Automatik im manuellen Fotomodus «M». Fixiert man hier Belichtung und Blende, lässt sich über die automatische ISO-Anpassung dennoch mit Belichtungsautomatik fotografieren.
Die Z 7 arbeitet mit einem neuen, von Nikon selbst entwickelten Hybrid-CMOS-Autofokus. Dabei sind 493 sogenannte «Focal-plane Phase-Detection AF Pixel» über rund 90 Prozent des Bildes bis nahe an die Ränder des Sensors verteilt. Dieser Phasen-AF wird bei Bedarf zusätzlich von einem Kontrast-AF unterstützt, zum Beispiel bei wenig vorhandenem Licht. Damit fokussiert die Z 7 sehr schnell und genau und erreicht problemlos das Niveau von Spiegelreflexkameras. Vor allem beim Filmen mit den nativen Z-Nikkor-Objektiven war der neue Autofokus sogar aktuellen Kameras wie etwa der D850 überlegen.
Bei unseren Test-Aufnahmen war jedenfalls sehr selten ein Fokus-Pumpen auszumachen, und wenn, dann meist in dunklen Situationen, wo der AF auch merklich langsamer arbeitete. Was weniger überzeugte, war die Motivverfolgung mit Schärfenachführung. Zu oft verlor sie das zu verfolgende Motiv. Ist sie angewählt, kann auch eine Gesichtserkennung hinzugeschaltet werden, was dann wieder besser funktionierte. Eine Augenerkennung gibt es jedoch nicht, dafür kann unter den AF-Messfeldern als kleinste Form die «Nadelspitze» gewählt werden.
Bei Serienaufnahmen hängt die Bildrate stark von der gewählten Bildqualität, der RAW-Bittiefe und des Verschluss-Typs ab. Die theoretisch möglichen neun Bilder pro Sekunde habe ich zwar nicht erreicht, aber 6 bis 7 Bilder bei vollen 45 Megapixel Bildauflösung und JPEG/RAW-Speicherung sind auch sehr respektabel. In der Abenddämmerung waren es dann noch 3 bis 4 Bilder. Leider ist der Pufferspeicher der Z 7 sehr schnell voll, vor allem bei RAW-Aufnahmen, und dann sinkt die Geschwindigkeit erheblich oder die Kamera signalisiert mit «BUSY» eine Zwangspause.
Neben Serienbildern beherrscht die Z 7 natürlich auch die klassischen Belichtungsreihen und sogar Reihenaufnahmen mit unterschiedlichen Weissabgleichen und Fokussierungen. Mit fünf oder neun Belichtungen pro Reihe lassen sich problemlos HDR-Bilder erstellen. Daneben kann die Z 7 über ihre HDR-Funktion Bilder auch direkt in der Kamera zusammensetzen und als neues HDR-Foto abspeichern.
Picture-Control
Beim 45,7 Megapixel grossen, rückwärtig belichteten CMOS-Sensor der Z 7 wird die Sensorfläche nicht nur optimaler ausgenützt als bei herkömmlichen Sensoren, er kann auch nicht ganz senkrecht einfallendes Licht besser aufnehmen. Damit ist er weniger anfällig für Randunschärfen oder Farbsäume (chromatische Aberrationen) und auch die Vignettierung hat man besser im Griff.
Der Sensor misst 35,9 x 23,9 mm, hat also Kleinbildabmessungen und wird bei Nikon als FX-Format bezeichnet. Im 3:2-Bildverhältnis beträgt die höchste Bildauflösung 8256 x 5504 Pixel. Damit lässt sich auch im Nachhinein tief ins Foto zoomen und ohne Qualitätsverluste Bildausschnitte vergrössern.
Die Z 7 liefert eine sehr gute Bildqualität. Die Fotos konnten auch kritische Betrachter überzeugen, ganz gleich, ob sie mit nativen Z-Nikkoren oder über den FTZ-Adapter angeflanschten F-Objektiven geschossen wurden. Bunte Farbsäume oder sonstige Farbstörungen waren auch bei hohen Kontrasten nicht zu erkennen. Bei einigen JPEG-Bildern direkt aus der Kamera wurde ein schwaches Überstrahlen von weissen Flächen bemängelt. Dies war vor allem bei Landschaftsaufnahmen unter strahlender Sonne erkennbar. Interessanterweise war dort immer automatisches «Active D-Lighting» eingeschaltet, das solche Dinge eigentlich vermeiden sollte. Es lohnt sich also, mit den verschiedenen «Active D-Lighting»-Einstellungen zu experimentieren.
Für einige Personen hatten die Bilder eine etwas zu kühle Farbanmutung, schienen zu bläulich. Anderen fiel dies überhaupt nicht auf. Für mich sind die JPEG-Fotos jedenfalls gelungen und dürfen ohne weitere Bearbeitung verwendet werden. Wer neben JPEG auch noch im RAW-Format fotografiert, kann sich natürlich im erweiterten Bearbeitungsspielraum austoben.
Erstaunt hat auch die hohe Detailtreue und das geringe Rauschen trotz der sehr hohen Sensorauflösung. Bis ISO 1000 gibt es nichts zu nörgeln. Auch mit abgeschalteter Rauschunterdrückung sind Aufnahmen bei ISO 3200 noch annehmbar. Oberhalb von ISO 6400 nimmt das Helligkeitsrauschen dann stark zu. Farbrauschen gibt es so gut wie keines. Ein Available-Light-Champion ist die Kamera trotzdem nicht.
Dank einer niedrigen ISO-Empfindlichkeit von 64 eignet sich die Z 7 ideal für Motive bei gutem Licht, etwa Landschaftsaufnahmen oder Studiofotografie, wo sie ihre hervorragende Bildqualität souverän ausspielen kann.
Der Menüpunkt «Stille Auslösung ON» schaltet vom mechanischen auf den elektronischen Verschluss um und erlaubt das geräuschlose Fotografieren. Bewegen sich dabei die Kamera oder das Motiv, zeigen sich je nach Geschwindigkeit und Richtung unterschiedlich starke Verzerrungen an senkrechten Kanten und Flimmern oder Streifenbildung unter bestimmten Lampentypen (sogenannte Rolling-Shutter-Effekte). In der Fotostrecke sind zwei Beispiele von Aufnahmen in Bewegung zu sehen. In solchen Situationen fotografiert man besser wieder mit dem mechanischen Verschluss.
Wer seinen Bildern gleich bei der Aufnahme einen bestimmten Look zuweisen möchte, findet in der Nikon-Picture-Control-Konfiguration 28 verschiedene Bildprofile, die ohne lange Nachbearbeitung ansprechende, natürliche oder künstlerisch verfremdete JPEG-Fotos direkt aus der Kamera liefern. Dabei passt die Kamera ausgehend von der Picture-Control-Konfiguration «Standard» Farbtöne sowie Tonwerte an und sorgt zum Beispiel beim Profil «Porträt» für weichere Hauttöne und bei «Landschaft» für lebhaftere Farben von Bildinhalten wie Himmel, Blätter und Gras.
Wer damit nicht zufrieden wird, darf die Profile auch auf seine Bedürfnisse hin weiter anpassen. Bei der Z 7 wurden zudem die Parameter für die Scharfzeichnung innerhalb der Picture-Control-Konfigurationen um eine neue Option ergänzt, mit der gezielt die Schärfung mittelfeiner Strukturen gesteuert werden kann. Zusammen mit den Parametern «Scharfzeichnung» und «Detailkontrast» können so verschiedene Texturen im Bildausschnitt schärfer oder weicher abgebildet werden. Bei den kreativen Profilen kann zudem die Effektstärke auf Werte zwischen 0 und 100 eingestellt werden.
RAW-Bilder können direkt in der Kamera bearbeitet und Bildgrösse, Weissabgleich, Picture-Control-Stil, Farbraum oder Active D-Lighting im Nachhinein angepasst werden. Das Resultat wird dann als neue JPEG-Kopie gespeichert.