Erwartungen voll erfüllt
Was erwartet man von einem klassischen britischen Vollverstärker? Klar, er sollte das gewisse Etwas an audiophilen Tugenden an den Tag legen, was objektiv schwer zu beschreiben ist, subjektiv aber den täglichen Hörspass nachhaltig steigert. Diese Eigenschaft durften wir allen auf avguide.ch bisher getesteten Vollverstärkern von Rega attestieren – und auch der Elex MK4 macht hierbei keine Ausnahme.
Insbesondere im Zusammenspiel mit einer 703 S3 von Bowers & Wilkins wurde schnell deutlich, dass deren aussergewöhnliche Offenheit in den Mitten und die recht prominente Hochtonabstimmung von der audiophilen Gangart des «Brit-Amps» hörbar profitierte. So erklangen Stimmen (egal, ob bei klassischer Vokalmusik oder bei Folk- und Bluesaufnahmen) enorm ausdrucksstark und natürlich, aber eben niemals zu präsent oder gar aufdringlich. Klassische Streicher oder akustische Gitarren besassen einen angenehm runden Hochtonglanz, dem jegliche artifizielle Aufgesetztheit abging. Der Elex MK4 beherrscht die Kunst der unangestrengten, feinen Hochtonwiedergabe ganz ausgezeichnet – und dies ohne übertriebene Diskretion.
Wie schon der Elicit MK5 punktet auch der neue Elex mit ausgeprägter Spielfreude und vitaler Gangart. Die Standlautsprecher von Bowers & Wilkins wurden zu einer emotional packenden Wiedergabe mit viel Elan animiert. Obwohl die 703 S3 im Tieftonbereich recht niederimpedant ausgelegt ist (> 3,1 Ohm), hatte der Elex MK4 keine Mühe, impulssaubere und druckvolle Bässe aus den zwei 16,5-cm-Tieftönern zu generieren. Theoretische Pegelgrenzen werden unter normalen Wohnraumbedingungen wohl niemals erreicht.
Wer noch mehr Tieftonvolumen und Tiefgang realisieren möchte, kann im Übrigen am Vorverstärker-Ausgang des Elex problemlos einen Aktiv-Subwoofer anschliessen. Dies macht natürlich, insbesondere im Zusammenspiel mit Kompaktboxen, viel Sinn. Aber auch hier ist es erstaunlich, wie viel Klangvolumen der Rega Elex MK4 aus kleinen Lautsprechern zaubert. Selbst eine betagte High-End-Regalbox (mit Scan-Speak-Bestückung) klang topmodern und viel erwachsener, als es die physikalischen Abmessungen eigentlich erwarten liessen.
Dem integrierten DAC Elex MK4 kann man ein ausgezeichnetes Zeugnis ausstellen. Er gibt ab Qobuz gestreamte HiRes-Aufnahmen in 24-Bit/192-kHz in bestechender Feinzeichnung und mit wunderschönen Klangfarben wieder. Auffallend sind die unüberhörbare Klangfülle (die Wiedergabe hat stets «Fleisch am Knochen» und wirkt nie dünn) sowie die ausgeprägte Spielfreude. Da musste schon ein deutlich teurerer Streamer/DAC her (nämlich der brandneue Munich MU von Silent Angel, Test demnächst hier auf avguide.ch), um noch mehr räumliche Transparenz aus einschlägigen HiRes-Referenzaufnahmen zu generieren. Der integrierten DAC des Elex MK4 ist jedenfalls alles andere als eine Verlegenheitslösung. Wie schon beim Elicit MK5 darf man auch hier eine besonders wohltemperierte Digitalwiedergabe attestieren.
Zu guter Letzt durfte auch der Phono-Eingang des Elex zeigen, was er an klanglichem Potenzial draufhatte. Die legendäre Aufnahme «Montreux Alexander» klang via Qobuz in 24-Bit/192-kHz gestreamt zwar noch etwas druckvoller und voluminöser. Punkto Schönheit und Authentizität des Klangs gefiel die Wiedergabe ab Schallplatte (über ein älteres High-Output-Moving-Coil von Audio Technica gehört) jedoch ausnehmend gut. So gut, dass so manch einer diese scheinbar antiquierte Art der Musikwiedergabe eben doch vorziehen wird. Der Elex MK4 bietet beide Varianten – digital wie analog – in gleichermassen überzeugender Manier an.
Fazit
Der Elex MK4 von Rega ist ein audiophiler britischer Vollverstärker, wie er im Buche steht. Sowohl analoge wie digitale Quellen gibt er wunderbar vital und klangschön wieder. Mit seinem Preis von CHF 1549 darf man ihm ein überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis attestieren.