TESTBERICHT
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Der Videoprofi

Prima Filmemacher: Die Panasonic Lumix G9 II wird zwar als Fotokamera vermarktet, beherrscht Videoaufnahmen jedoch genauso gut.Prima Filmemacher: Die Panasonic Lumix G9 II wird zwar als Fotokamera vermarktet, beherrscht Videoaufnahmen jedoch genauso gut.

Einer Lumix G9 II macht im Videobereich so schnell niemand etwas vor. Allein schon die Auswahl an Aufnahmequalitäten ist beeindruckend. Von den über 100 Formaten können die meisten intern aufgezeichnet werden, solange die SD-Karten die Geschwindigkeit mithalten können. Denn im Gegensatz zur GH6 unterstützt die G9 II keine schnellen CFexpress-Karten.

Um dennoch in den Genuss von schnellen 800 Mbps MOV-Videos, Apple ProRes- oder «All-Intra»-Zeitlupenaufnahmen zu kommen, kann über USB-C ein externer SSD-Speicher angeschlossen werden.

Sogar 12-Bit-RAW-Videoaufnahmen lassen sich seit dem Firmware-Upgrade auf Version 2.0 über HDMI an einen kompatiblen externen Recorder ausgeben. Unterstützt werden geeignete Geräte von Atomos und Blackmagic Design.

Die Lumix G9 II hat von der GH6 die komplette Videoabteilung übernommen. Ich habe diese bereits ausführlich im Testbericht zur Lumix GH6 beschrieben und werde in diesem Artikel vor allem den praktischen Video-Einsatz mit der G9 II erläutern.

Qual der Wahl: Eine Menüseite aus dem umfangreichen Videoformat-Angebot der Panasonic Lumix G9 II. Angezeigt werden auch die Speichermöglichkeiten auf SD-Karte und SSD.Qual der Wahl: Eine Menüseite aus dem umfangreichen Videoformat-Angebot der Panasonic Lumix G9 II. Angezeigt werden auch die Speichermöglichkeiten auf SD-Karte und SSD.

Filmen à la carte

Kamera einschalten, Videotaste drücken und einfach losfilmen. Kann man im Automatikmodus «iA» machen. Die Kamera nimmt dabei die Einstellungen automatisch entsprechend der erkannten Szene vor. Man hat kaum Eingriffsmöglichkeiten.

Filmt man in einem der Fotomodi «PASM», lässt sich bestimmen, ob die Belichtung ebenfalls automatisch erfolgt oder ob die eingestellten Werte für Fotoaufnahmen auch fürs Filmen gelten.

Erst im sogenannten «kreative Filme-Modus» läuft die Panasonic Lumix G9 II zur Video-Bestform auf und stellt den Anwender vor die Qual der Wahl. Er darf zwischen drei Dateiformaten, drei Systemfrequenzen, fünf Aufnahmequalitäten, drei Bildseitenverhältnissen, vier Video-Kompressionsraten, sechs Bild-Auflösungen, zwei Videobild-Bereichen, vierzehn Aufnahme-Bildfrequenzen, 34 Daten-Bitraten von 1,9 Gbps bis 20 Mbps und über 100 Aufnahme-Qualitäten, Apple ProRes und RAW-Videovarianten nicht mitgezählt, wählen!

Zum Glück gibt es eine Filterfunktion im Videoformat-Menü und man darf oft benutzte Videoformate in einer Liste sammeln. Wird dieses Listen-Menü mit den «Mein Menü»-Einstellungen kombiniert, ist man schnell in der Auswahlliste seiner Lieblingsformate.

Gesammelte Werke: Oft gebrauchte Videoformate können in einer Favoriten-Liste gespeichert werden.Gesammelte Werke: Oft gebrauchte Videoformate können in einer Favoriten-Liste gespeichert werden.

Wer oft zwischen dem «kreative Filme-Modus» für Videoaufnahmen und einem Fotografieren-Modus hin- und herwechselt, wird den Menüpunkt «Kombi-Einst. Kreative Filme» lieben. Dort legt man fest, ob die eingestellten Werte fürs Filmen erhalten bleiben, wenn man zwischendurch fotografiert und dabei Einstellungen verändert. Wenn nicht, gelten die neuen Fotografie-Werte auch bei den nächsten Filmaufnahmen.

Priorität-Video: In dieser «Komb-Einst. Kreative Filme» werden alle Einstellungen unabhängig von den Werten beim Fotografieren für die nächsten Videoaufnahmen beibehalten.Priorität-Video: In dieser «Komb-Einst. Kreative Filme» werden alle Einstellungen unabhängig von den Werten beim Fotografieren für die nächsten Videoaufnahmen beibehalten.

AF-Verlagerung bestanden

Gespannt startete ich im Modus «Kreative Filme» meinen Schärfeverlagerungstest. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Lumix G9 II hatte keine Mühe mehr und fokussierte «wie eine Grosse» zwischen den einzelnen Ebenen hin und her. Ohne Schärfepumpen, Verzögerungen oder gar Stillstand. So wie es eigentlich schon immer hätte sein sollen.

Endlich lässt sich auch mit einer MFT-Lumix-Kamera professionell automatisch scharfstellen. Dem Phasen-Hybrid-Autofokus sei Dank! Aber ich wiederhole mich.

Beim ersten Durchgang sprang mir die Schärfe etwas zu schnell hin und her. Nachdem ich im Menü «Individ. AF-Einstellungen (Video)» die AF-Geschwindigkeit von 0 auf minus 3 änderte, erhielt ich langsamere und angenehme Schärfeverlagerungen.

Wie schnell und wie empfindlich: Das AF-Verhalten beim Filmen lässt sich im Videomenü der Lumix G9 II fein anpassen.Wie schnell und wie empfindlich: Das AF-Verhalten beim Filmen lässt sich im Videomenü der Lumix G9 II fein anpassen.

Bei den Aufnahmen draussen, mit Wiesen-Hintergrund, Blättern und Büschen konnte die G9 II ebenfalls überzeugen. Ich wählte hier das kleinste AF-Feld «1-Feld», um die Flächen gezielt anvisieren zu können.

Beim gleichen Test mit der GH6 wurden manchmal die Blätter zügig erkannt und fokussiert, dann wieder überhaupt nicht oder erst nach einem «Anschubsen» per AF-ON- oder Auslöser-Taste während des Filmens. Mit dem bekannten Hin- und Her-Wabbern der Schärfeebene.

Davon war mit der Lumix G9 II überhaupt nichts mehr zu sehen. Die Verlagerungen gelangen zügig und sicher, und zwar jedes Mal auf Anhieb. Endlich, dem Phasen-Hybrid-AF sei ..., aber das hatten wir ja schon.

Motiv-Erkennung und -Verfolgung

Beim Tracking mit kontinuierlichem Autofokus entscheiden Kontraste, Farb- und Grössenunterschiede zwischen verfolgtem Objekt und Hintergrund sehr stark, wie lange der AF-C dranbleibt. Dank der Tier-Erkennung folgte er der schwimmenden Ente zuverlässig auch durch störende Äste im Vordergrund hindurch.

Schau mir ins Entenauge

Bei der Augenerkennung und -verfolgung zeigte die Lumix G9 II so richtig, was sie kann. Die Motiverkennung stand auf [ANIMAL] und «einzeln». Das Auge der Warzenente wurde erkannt und hartnäckig verfolgt. Dabei liess sich der Autofokus auch durch Kopfbewegungen nicht aus der Ruhe bringen oder zum Abdriften ins Wasser oder aufs Laub verleiten.

Meine Begeisterung für den neuen Phasen-Hybrid-AF der Lumix G9 II hat man sicher mitbekommen. Mit eingeschalteter Motiverkennung wird der Unterschied bei der Treffsicherheit und Zuverlässigkeit des AF-C gegenüber Mitbewerbern wie Sony, Canon, Nikon oder Olympus immer geringer oder fällt je nach Motiv ganz weg.

Wichtig ist auch, dass beim Filmen das technisch bedingte und sehr störende kurze AF-Pumpen und Wabbern des alten Systems nicht mehr auftritt.

Während andere Kameras noch weitere Motiv-Typen wie «Züge» oder «Flugzeuge» kennen, musste ich beim Filmen von Flugzeugen mit der G9 II auf die Motiverkennung verzichten. Je nach Grösse, Höhe, Blickwinkel oder Orientierung erkannte die Kamera mit dem [CAR] Motivtyp die Flieger mehr oder weniger zufällig oder überhaupt nicht. Ich habe dann auf eines der normalen AF-Modi wie «Verfolgung», «Zone» oder «1-Feld» umgeschaltet und die Motiverkennung deaktiviert.

Hier könnte Panasonic die Lumix G9 II bei zukünftigen Firmware-Updates sicher noch mit weiteren Motiv-Typen für die automatische Erkennung ergänzen.

Schärfe per Hand

Natürlich lässt sich mit der Lumix G9 II auch händisch scharfstellen. Dabei unterstützt einem die Kamera mit einer Lupenfunktion, die das Bild automatisch beim Drehen des Fokusrings oder beim Drücken auf die Fokusfeld-Taste oder den Joystick vergrössert darstellt.

Zusätzlich kann eine Kantenhervorhebung (Fokus-Peaking) in wählbarer Empfindlichkeit und Farbe angezeigt werden. Und schliesslich lässt sich noch eine Aufnahmedistanz-Gitterlinie einblenden.

Händisch fokussieren: Im «Fokus/Auslöser»-Menü der Lumix G9 II können Hilfefunktionen für das manuelle Scharfstellen aktiviert werden.Händisch fokussieren: Im «Fokus/Auslöser»-Menü der Lumix G9 II können Hilfefunktionen für das manuelle Scharfstellen aktiviert werden.

Ausgewackelt

Beim Filmen kann durch den kombinierten Gebrauch von Bildstabilisatoren im Objektiv, im Kameragehäuse und in der Elektronik das Verwackeln in fünf Achsen entlang der vertikalen, horizontalen, Roll-, Nick- und Gierachsen sowie die Verzerrungen, die oft beim Gebrauch von Weitwinkelobjektiven auftreten, verringert werden.

Beim Einsatz dieses elektronischen 5-Achsen-Hybrid-Bildstabilisators wird der Bildwinkel zwar ein wenig kleiner, dafür ist er mit allen Objektiven kompatibel und die Beruhigungswirkung ist verblüffend.

Die Wirksamkeit des Bildstabilisators kann durch Zuschalten der Funktion «Bildstabil. verstärken» noch erhöht werden. Damit wird die Bildkomposition stabil gehalten, so wie wenn man von einer festen Perspektive aus, ohne zu Schwenken, aufnimmt.

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