Erstaunlich guter Klang
Punkto Klangqualität und realisierbarem Musikerleben waren die PI7-Twins für einige positive Überraschungen gut. Ein solches Ausmass an Feinzeichnung ist man sonst bei Stöpselhörern schlichtweg nicht gewohnt. Die ausgezeichnete Definition in den Höhen würde sogar manchem ohrumschliessenden HiFi-Hörer der Oberklasse gut anstehen. Zwar ist der Hochtonbereich keineswegs übertrieben dosiert – sondern tendenziell eher auf der dezenten Seite –, doch ist die Durchhörbarkeit selbst bei komplexen Orchesterpassagen ausgezeichnet. Auch in den tonal entscheidenden Mitten agieren die Mini-Hörer sehr verfärbungsfrei und gar nicht verhangen.
Die Tieftonwiedergabe hängt – wie schon erwähnt – entscheidend vom Sitz der Stöpsel im Gehörgang ab. Ein grosser Anteil der Tieftonenergie wird eben via Körper (sprich: über den Gehörgang umgebende Knochen und Knorpel) übertragen. Je fester die Hörer im Ohr sitzen, umso druckvoller die Basswiedergabe. Wobei die Klangfülle nicht gleich in sich zusammenfällt, wenn die Stöpsel mal etwas locker sitzen.
Grundsätzlich darf man die Tieftonwiedergabe als ausserordentlich gut definiert, druckvoll und tiefreichend bewerten. Das ist keineswegs selbstverständlich, selbst bei teureren In-Ear-Hörern. Überdurchschnittlich gut agiert der PI7 auch bezüglich der räumlichen Abbildung und Transparenz des Musikgeschehens. Die Ortbarkeit einzelner Instrumente oder Gesangsstimmen fällt leicht und trägt entscheidend dazu bei, dass man mit diesem In-Ear-Hörer keine hifidelen Abstriche beim Musikhören hinnehmen muss. Die erzielbare Schallleistung reicht auch für leise aufgenommene Musik aus. Hinzu kommt, dass man dank ANC nicht ungebührlich laut aufdrehen muss, um Umgebungslärm zu übertönen.
Aktiviert man die aktive Geräuschunterdrückung (ANC), so wird (zwecks dynamischer Maskierung des Umgebungslärms) ein Loudness-Effekt zugeschaltet, welcher der Musik zu mehr Volumen in den unteren Registern verhilft. Davon profitiert insbesondere das Hörerlebnis bei klassischer Musik, die dadurch auch bei geringer Lautstärke (oder wenn die Stöpsel eher locker im Gehörgang sitzen) eine wohltuende Substanz gewinnt. Nur bei tieftonstarker Pop- oder Jazzmusik kann Loudness stellenweise etwas zu dick auftragen; der Effekt bewegt sich aber immer noch im Rahmen des guten Geschmacks.
Absolut positiv ist zu konstatieren, dass die Klangqualität durch das ANC nicht grundlegend leidet, selbst wenn die Regulierung unter verschiedenen Bedingungen hörbar eingreift. Hier muss man bei vielen anderen Kopfhörern mit aktiver Geräuschunterdrückung gewisse Kompromisse eingehen. Nicht so beim PI7, der mit aktiviertem Noise Cancelling die Musik eher noch etwas aufpoliert. Wie nicht anders zu erwarten, tangiert das elektronisch hinzuschaltbare Umgebungsgeräusch («Ambient Pass-Through») das Hörvergnügen ebenfalls nicht. Stellt man (via App) die Intensität jedoch auf über 50 Prozent, so wird in Musikpausen ein minimes Hintergrundrauschen wahrnehmbar. Während des Musikhörens fällt es hingegen nicht auf.
Fazit
Zwar werden Zeitgenossen, die sich bisher aufgrund ihrer persönlichen Gehörgang-Anatomie nicht mit In-Ear-Hörern anfreunden konnten, auch mit dem PI7 von Bowers & Wilkins nicht glücklich werden. Wer diese Bauweise jedoch bisher wegen befürchteter Einbussen bei der Klangqualität abgelehnt hat, wird erfreut feststellen, dass mit dem PI7 keine Abstriche gegenüber sehr guten ohrumschliessenden Portable-Hörern hinzunehmen sind. Mehr noch: Die schmucken Winzlinge können es klanglich sogar mit kabelgebundenen HiFi-Hörern der Oberklasse aufnehmen. Dazu passt, dass sie problemlos an einem herkömmlichen analogen Kopfhörerausgang Anschluss finden.
Die Praxistauglichkeit ist auch im portablen Einsatz als gut zu bewerten. Aufgrund des etwas höheren Gewichts und einer gewissen Körperschallempfindlichkeit ist der PI7 vielleicht nicht die ideale Wahl für Laufsportarten wie Joggen. In vielen anderen Einsatzszenarien bewährt er sich jedoch dank sicherem Halt, adaptivem Noise Cancelling, langer Akkulaufzeit und – vor allem – dank einer für In-Ear-Hörer ungewohnt guten, rundum überzeugenden Klangqualität. Auch der Preis von CHF 445 darf angesichts der gebotenen Leistungen als angemessen gelten.