Beeindruckender Surroundklang
Bei unserem ausführlichen Hörtest probierten wir zwei Varianten aus. Zunächst verzichteten wir auf Bi-Amping der Frontlautsprecher (Bowers & Wilkins 703 S3) und setzten dafür zwei Paar Surroundlautsprecher für ein 7.1.2-Setup ein. Als Dolby Atmos «Upfiring-Speakers» dienten Uni-Q-Lautsprecher von KEF; als Center kam ein (älteres High-End-)Modell vom kanadischen Hersteller Energy zum Einsatz. In einer zweiten Variante probierten wir das klassische 5.1-Setup mit nur einem Paar Surroundlautsprecher (Bowers & Wilkins 707 S3) mit zusätzlichen «Upfiring-Speaker» aus. Letztere Kombination hörten wir zudem wahlweise mit und ohne zusätzlichen Aktiv-Subwoofer (älteres High-End-Modell von T+A), was ein separates Audyssey-Einmessprozedere erforderte.
Bei beiden Setups (5.1 und 7.1) zeigte sich rasch einmal, dass für wirklich eindrücklichen Heimkinoton ein tiefreichender Subwoofer eine willkommene Ergänzung ist. So etwa beim emotionalen Kriegsdrama «Im Westen nichts Neues», welches jüngst diverse Oscars, auch den für den besten Soundtrack, gewann. In den bedrückenden Kriegsszenen wähnt man sich dank der Dolby-Atmos-Abmischung mitten im Filmgeschehen. LFE-Soundeffekte sind dabei (wohl auch dank der sehr differenzierten Audyssey-MultEQ-XT32-Raumkalibrierung) nahtlos ins Klanggeschehen integriert und fallen nicht durch aufgeblähte Bassanteile unangenehm auf. Die Livehaftigkeit und die Intensität des tonalen Geschehens sind dennoch immens – und dies auch schon bei moderatem Abhörpegel.
Der AVC-X4800H agiert insgesamt überraschend wohnraum- und nachbarnfreundlich, indem er bei Action-Szenen schon bei «humanen» Lautstärken eine packende Klangkulisse schafft. Dies auch ohne aktiviertes Audyssey «Dynamic EQ», welches den Dynamikumfang eindeutig zu stark begrenzt. Durchaus willkommen war hingegen der dreistufige «Dialog-Enhancer», der schon bei geringer Anhebung die Sprachverständlichkeit enorm verbesserte.
Wer nicht auf Nachbarn Rücksicht nehmen muss oder über einen dedizierten Heimkinoraum verfügt, der kann es mit dem AVC-X4800H richtig krachen lassen. Scheinbar kennt er keine Pegelgrenzen (bzw. konnten wir diese nicht ausloten). Bis zu 200 Watt pro Kanal sind eben doch ein sicherer Wert, zumal das satt dimensionierte Netzteil reichliche Reserven zu haben scheint. Dieser Eindruck blieb im Übrigen auch beim Setup ohne aktiven Subwoofer erhalten, bei dem der Denon die LFE-Anteile über die Frontlautsprecher abwickeln muss. Hier wird die Tiefsttonkulisse nur durch den natürlichen Frequenzabfall der Lautsprecher begrenzt. Dieser beträgt im Fall der 703 S3 von Bowers & Wilkins -6 dB bei 30 Hz. Entsprechend kann man bei Verzicht auf einen Aktiv-Subwoofer zwar nicht den gleichen Druck im Tiefbass, aber immer noch ein ordentliches Fundament kreieren.
Dass dreidimensionaler Sound nicht nur bei Actionfilmen enorm zum Filmspass beiträgt, zeigt sich beim neuen Netflix-Animationsfilm «Der Elefant des Magiers». Dieser kommt mit einer eher mässigen Story, gefällt aber dank üppig orchestrierten Atmos-Soundtrack, der die schön animierte Bilddramaturgie des Films nachhaltig unterstützt. Der AVC-X4800H setzt dies tonal dreidimensional so gut in Szene, dass der Unterhaltungswert dieses ansonsten eher mittelmässigen Trickfilms enorm profitiert.
Zwischenfazit: Hervorragender Filmton, wie ihn der Denon kreiert, ist auch im Heimunterhaltungsbereich eine tolle Sache. Das Schöne dabei ist, dass die fortschrittliche digitale Signalverarbeitung sämtliche Tonspuren (auch solche, die nicht in Dolby Atmos vorliegen) sehr geschmackvoll für alle verfügbaren Lautsprecher-Setups (in unserem Fall: 7.1.2) umrechnet. Andererseits wird auch das vor allem auf Blu-ray verbreitete DTS-HD-Format sehr schön aufbereitet: Der Soundtrack auf «Lichtmond 2» liegt wahlweise in DTS 5.1- oder 7.1-HD vor. In beiden Fällen fügt DTS:X den Höhenanteil hinzu, was den dreidimensionalen Höreindruck klar steigert. Bei der 5.1-Tonspur wird Surround-Back virtuell hinzugerechnet. Dies funktioniert recht gut, vor allem hinsichtlich Ambiente-Steigerung. Freilich hatte die echte 7.1-Surroundabmischung hinsichtlich differenzierten Rundumklangs klar die Nase vorn. Auch wer grundsätzlich skeptisch gegenüber Surround-Sound eingestellt ist, sollte sich so ein Klangspektakel unbedingt einmal anhören. Der Unterhaltungswert ist enorm.
«Rundumklang der Spitzenklasse» lässt sich beim AVC-X4800H auch bezüglich der reinen Musikwiedergabe konstatieren. In einem zweiten Setup schlossen wir die Frontlautsprecher 703 S3 von Bowers & Wilkins per Bi-Amping an und gönnten ihnen damit die doppelte Verstärkerleistung. In dieser Variante punktete der AVC-X4800H auch ohne zusätzlichen Aktiv-Subwoofer mit druckvollem konturierten Bass, dessen Tiefgang nur von der Breitbandigkeit der Frontlautsprecher limitiert wird. Ebenfalls kann man versuchsweise zwischen zwei verschiedenen Audyssey-Entzerrungen wählen. Standardmässig senkt Audyssey «Reference» die Höhen etwas ab und fügt eine kleine Frequenzgangdelle bei rund 2 kHz ein, was gut zu Film-Soundtracks passt. In der linearisierten Stellung «Flat» generiert der Denon hörbar mehr Strahlkraft. Was einem besser gefällt, ist Geschmacksache, und hängt auch von der Raumakustik ab. Audyssey empfiehlt «Flat» für kleinere Hörabstände mit höherem Direktschallanteil; «Reference» soll demgegenüber einen «harten» Klang, verursacht durch Wandreflexionen, eindämmen. Sehr empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Denon-eigene «Audyssey MultEQ Editor-App», mit der man die Klangbalance noch besser auf die eigenen Bedürfnisse und für verschiedene Wiedergabe-Szenarien abstimmen kann.
Musik, die in Stereo (egal ob in HiRes, 16 Bit oder MP3) vorliegt, wird sehr geschmackvoll in Surround-Sound erweitert. Hierbei hat man die Wahl zwischen diversen Formaten. Generell gaben wir Dolby Surround klanglich eindeutig den Vorzug gegenüber DTS:X oder Auro 3D. Dolby Surround erweitert die Raumabbildung zwar enorm, wirkt aber dennoch nicht allzu diffus, sondern immer noch präzise. Die Effektintensität bleibt in einem Rahmen, den man durchaus als nicht artifiziell akzeptieren kann. DTS:X klingt demgegenüber effektvoller, wirkt aber der Musik oft fast schon aufgesetzt. Virtuelles Auro 3D kam in unserem Lautsprecher-Setup gar nicht zur Geltung, denn dies erfordert echte Deckenlautsprecher.
Echte Surround-Abmischungen – in Form von DSD-Mehrkanal-Aufnahmen ab einem Blu-ray/SACD-Spieler per HDMI zugespielt – klingen über den Denon absolut fantastisch. Der AVC-X4800H beweist, dass HiRes und Surround-Sound eigentlich zusammengehören. Aber auch HiRes-Musiktitel in Stereo ab USB-Stick (bis hin zu 24-Bit/192-kHz bzw. DSD128) poliert der Denon absolut hörenswert auf Surround-Sound auf. Natürlich ist es letztendlich Geschmacksache, ob man Musik lieber puristisch in 2-Kanal oder auf 7.1.2 (bzw. 5.1.4) hochgerechnet hören möchte. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass der AVC-X4800H im Musikalltag selbst den audiophilen Hörer meistens unwiderstehlich in die «immersive» Welt des Surround-Klangs hineinzieht.
Fazit
Der AVC-X4800H von Denon eröffnet den Weg ins Heimkino der Spitzenklasse. Und dies auf überraschend ergonomische Art und Weise – sowohl was die Installation und Bedienung als auch den Musik- und Heimkino-Alltag betrifft. Die Klangqualität ist sowohl bei der reinen Musikwiedergabe wie bei Spielfilm-Soundtracks absolut beeindruckend. Ein tolles, ausgesprochen zukunftsicheres Gerät zu einem absolut angemessenen Preis.