Fotofunktionen
Die Kamera besitzt einen CMOS-ähnlichen "Live MOS"-Fotosensor mit einer für den FourThirds-Standard üblichen Nutzfläche von 17,3 x 13 mm. Der Sensor ist mit rund 18 Millionen Sensorelementen bestückt, von denen je nach gewähltem Aufnahmeformat bis zu 16 Megapixel genutzt werden. In folgenden Seitenverhältnissen kann mit der GH2 fotografiert werden: 4:3 (max. 16 Mpx), 3:2 (max. 15 Mpx), 16:9 (max. 14 Mpx) und 1:1 (max. 12 Mpx).
Fotos speichert die Kamera im Raw- und/oder im JPEG-Format auf SD/SDHC/SDXC-Speicherkarten. Im Serienmodus schafft sie bis zu 5 Fotos pro Sekunde. Im JPEG-Format und mit einer schnellen Speicherkarte kann sie Dauerfeuer schiessen, bis die Karte voll ist. Ist die Fotoaufzeichnung im RAW-Format aktiviert, sind maximal 7 Serienbilder in Folge möglich. Zusätzlich bietet die GH2 einen speziellen Burst-Modus und knipst insgesamt 40 Aufnahmen während einer Sekunde - allerdings in reduzierter Auflösung, die im 4:3-Format 2400 x 1800 px beträgt.
Des weiteren bietet die GH2 den für semiprofessionelle Kameras üblichen Funktionsumfang. Es gibt die drei Messverfahren (mittenbetonte, Spot- und Mehrfeldmessung) und alle nötigen Belichtungsautomatiken sowie die manuelle Einstellung einer Blenden-Verschluss-Kombination. Die Belichtungsprogramme werden über das Betriebsartenrad oben auf der Kamera gewählt. Dort können auch drei persönliche Belichtungseinstellungen (Custom-Programme: C1, C2, C3) abgerufen werden, die zuvor im Menü festgelegt wurden.
Auch die üblichen motivabhängigen Automatikprogramme (Scene Modes) fehlen nicht. Einige können direkt am Betriebsartenrad gewählt werden, wozu verschiedene Varianten am Monitor zur Verfügung stehen. So sind zum Beispiel unter dem Motivprogramm "Nahaufnahme" (Blumen-Symbol) die vier Varianten "Blumen", "Gegenstände", "Speisen" und "Kreativ" verfügbar. Bei letzterem kann der Fotograf durch Verstellen der Blende die Schärfentiefe beeinflussen.
Die rechte Seite beherbergt die meisten Tasten. Unter dem Daumenrad befinden sich die Quick-Menü- und Display-Tasten, darunter befindet sich das 5-Tasten-Array. Dort sind zwei Funktionstasten (Fn 2 und Fn 3) enthalten, die sich nach Wunsch konfigurieren lassen. Eine weitere Funktionstaste (Fn 1) befindet sich oben in der Ecke, hinter dem roten Videoauslöser.Videofunktionen
Fotokameras mit Wechselobjektiven und ihren grossen Fotosensoren haben das Videofilmen in den letzten zwei Jahren revolutioniert. Die GH1 war Teil dieser Revolution und auch die GH2 dürfte für Videofilmer interessant sein, zumal ihr Autofokus im Vergleich zu dem von filmenden DSLRs deutlich besser ist.
Die GH2 filmt in HD (1920 x 1080 und 1280 x 720) sowie in kleineren Formaten (VGA, QVGA) und in diversen Qualitätsstufen (HD: 17 oder 13 Mbps). Normalerweise werden Videos in Full-HD nativ mit 50 Halbbildern pro Sekunde (50i) aufgezeichnet. Neu beherrscht die GH2 den Cinema-Modus mit 24 Ganzbildern pro Sekunde (24p), wobei die maximale Bitrate von AVCHD mit 24 Mbps ausgeschöpft werden kann. Im kleinen HD-Format wird im progressiven Modus mit 50 Ganzbildern pro Sekunde gefilmt.
Die Videos werden im AVCHD- (MTS-Datei) oder als Motion JPEG-Format (MOV-Dateicontainer) codiert. Bei letzterem stehen vier Auflösungsstufen von QVGA bis HD 720p bei jeweils 30 fps zur Wahl. Die maximale Aufzeichnungsdauer ist - wie zuvor - aus Zoll-technischen Gründen auf 29 Minuten und 59 Sekunden beschränkt.
Audio wird über das recht gute eingebaute Stereomikrofon aufgezeichnet – jedoch leider stets mit den Bediengeräuschen. Optional gibt es von Panasonic ein Richtmikrofon, das in den Zubehörschuh gesteckt wird. Andere Mikros können über eine 2,5mm-Klinkenbuchse auf der linken Seite angeschlossen werden.
Wie alle filmenden Fotoapparate werden Videoaufzeichnungen über die gesamte Breite des Sensor erfasst und dann auf die gewählte Videoauflösungen herunter skaliert, was zu störenden Artefakten führen kann. Die GH2 bietet aber auch einen erweiterbaren Telebereich (Extra Teleobjektiv, EX), bei dem nur ein zentraler Bereich des Fotosensors genutzt wird.
Durch diesen Sensor-Ausschnitt (Sensor-Crop) wird die aktuelle Brennweite bei Videoaufnahmen um Faktor 4,8 verlängert. Im Gegensatz zum qualitativ schlechteren Digitalzoom liess sich kein markanter Qualitätsunterschied zwischen der Aufzeichnung im normalen Modus und im EX-Modus ausmachen.
Rückseite mit ausgeklapptem LCD samt Menüanzeige: Zu sehen sind die Einstellungen für variable Frameraten von 80%, 150%, 200% und 300% der eigentlichen Geschwindigkeit bzw. Framerate.Sucher im Doppelpack
Als Sucher dienen der rückseitige 7,5 Zentimeter grosse LCD und der elektronische Sucher, der ja allgemein mit EVF (Electronic View Finder) und von Panasonic als LVF (Live View Finder) bezeichnet wird.
LCD und EVF zeigen alles, was auf den Sensor kommt. Sie bieten also ein 100-Prozent-Blickfeld, das die optischen Sucher der günstigen (D)SLRs nicht bieten. Die zeigen stets weniger (um 95 Prozent).
Beide Sucheranzeigen der GH2 bieten eine hohe Auflösung und ein brillantes Bild, wie man es bereits von den Vorgängermodellen gewohnt ist. Die gute Qualität und besonders das feinpixelige Bild des EVF überzeugen selbst manchen EVF-Skeptiker.
Die 460'000 Punkte des rückseitigen LCDs scheinen im Vergleich zu den heute üblichen 920'000 Punkten von DSLRs nicht ganz so toll, doch in der Praxis wird das Sucherbild als sehr fein und keinesfalls pixelig wahrgenommen.
Besonders vorteilhaft ist natürlich, dass der LCD seitlich ausklappbar (180 Grad) und frei drehbar ist (270 Grad). Dadurch sind tiefe Aufnahmepositionen ohne Verrenkungen und Aufnahmen über Hindernisse (z.B. Menschenmasse, Zaun) hinweg möglich. Wird der LCD nach vorne gerichtet, ermöglicht er kontrollierte Selbstporträts, wie man sie gerne vor Sehenswürdigkeiten oder für einen Blog knipst. Vorteilhaft ist zudem, dass sich der LCD mit der empfindlichen Seite nach innen einklappen lässt und so vor dem Verkratzen und Verschmutzen geschützt ist.
Der 3-Zoll-Touchscreen lässt sich ausklappen und drehen. Er ermöglicht extreme Aufnahmepositionen und kontrollierte Selbstporträts.Das Display-Format der GH2 ist übrigens etwas breiter als das des Vorgängermodells. So nimmt das Sucherbild bei Aufnahmen im 3:2-Format praktisch die ganze Fläche ein, während bei 4:3 seitlich, bei 16:9 oben und unten Balken zu sehen sind. Das neue Display-Format ist besser als das alte mit 4:3, wo die 3:2- und 16:9-Anzeigen kleiner ausfielen.
Angenehm ist, dass die GH2 automatisch zwischen LCD und EVF automatisch umschaltet. Erhält der Sensor, der direkt neben dem Sucherokular liegt, wenig Licht, vermutet das System ein Auge des Fotografen am Sucherokular und schaltet den LCD aus sowie den EVF ein. Dies kann jedoch auch mal geschehen, wenn mit ausgeklapptem LCD aus Bauchhöhe knipsend der Sensor von der Kleidung verdeckt wird. Die Empfindlichkeit des Sensors lässt sich übrigens in zwei Stufen einstellen und die Automatik kann auch gäntzlich deaktiviert werden. Ausserdem kann stets manuell per LVF/LCD-Taste zwischen beiden Suchern umschaltet werden.
Stromhungrig
Gespiesen wird die GH2 durch einen Lithium-Ionen-Akku, der von unten in die Griffwulst eingesetzt wird. Das Handbuch verspricht rund 320 Aufnahmen bzw. eine Aufnahmedauer von 160 Minuten sowie eine Wiedergabedauer von 240 Minuten.
300 Aufnahmen sind zwar für Kompaktkameras ganz gut, jedoch nicht gerade berauschend, wenn man die Akkuleistung von DSLRs zum Vergleich heranzieht. Diese Akku-Reichweiten-Angaben werden nach einem standardisierten Verfahren der CIPA (Organisation der Kamerahersteller) ermittelt und kommen - gemäss persönlichen Erfahrungen des Testautors - einem praktischen Alltagseinsatz sehr nahe.
Wie schon bei anderen Panasonic-Kameras musste der Testautor den Akku der GH2 meist viel früher ersetzen. Im Schnitt waren 200 Fotos möglich, wobei grösstenteils Fotos simultan im JPEG- und Raw-Format aufgenommen, jedoch kaum geblitz und gefilmt wurde.
Wer viel fotografiert oder viel filmt ist gut beraten, stets einen zweiten oder gar dritten Akku mitzuführen und vor dem ersten grösseren Einsatz die Akkureichweite anhand der persönlichen Fotografiergewohnheiten auszutesten.
Einen optionalen Vertikal-Batteriegriff mit Platz für einen zweiten Akku, wie er zu vielen DSLRs erhältlich ist, gibt es zur GH2 leider nicht. Er würde auch den Vorteil der Kompaktheit seitens der GH2 gegenüber DSLRs aufheben.
GH2-Aufsicht: Links sind das Einstellrad für die Fokusfunktionen, in der Mitte der ISO-Blitzschuh und vorne das Stereomikrofon zu sehen. Rechts befindet sich das Modusrad mit Ein-/Aus- sowie Bildtransportschalter sowie ganz rechts die zwei Auslöser und die obere Funktionstaste.Praxistest
Getestet haben wir die GH2 im praktischen Einsatz und durch Standardaufnahmen, die wir visuell begutachteten und mit anderen verglichen. Unsere Testkonfiguration war eine schwarze GH2 mit 14-140 mm (offizielle Kitbezeichnung Lumix DMC-GH2HEG-K). Das 10fache Superzoom, das den Brennweitenbereich eines 28-280 mm-Kleinbildobjektivs abdeckt, erscheint uns als vielseitige Idealbestückung – gerade im Hinblick auf die Verwendung der GH2 auf Reisen und für den Videogebrauch. Zweites Testobjektiv war das Olympus Macro 50mm 1:2 mit FourThirds-Anschluss, das mit Adapter am MicroFourThirds-Anschluss der GH2 verwendet wurde. Ausprobiert haben wir auch die neuen Objektive.
Die Aufnahmen, die wir in den Standardeinstellungen machten, fielen eher kühl aus, jedoch mit knackigen Farben – ohne übersättigt zu wirken. Die Aufnahmen waren scharf und boten eine hohe Detailwiedergabe. Die beste Schärfe ergab sich mit dem 14-140 mm bei Blende 1:5.6 und 1:8.0, wobei mit Blende 5.6 ein Schärfeabfall zum Rand hin feststellbar war, so dass Blende 8 meist die optimale Wahl sein dürfte. Bei Blende 11 nahm die Schärfe geringfügig ab, bei Blende 16 etwas stärker (Beugungseffekt). Die GH2 neigt zu etwas knapper Belichtung und bekundet etwas Mühe bei kontrastreichen Fotomotiven, wo sehr helle Flächen kaum noch Detailzeichnung zeigen.
In der Grundempfindlichkeit von ISO 160 bis ISO 400 sind die Aufnahmen einwandfrei, wenn auch bei ISO 400 ein leichtes Helligkeitsrauschen wahrnehmbar wird. Auch bei ISO 800 sind die Bilder noch sehr gut, erst darüber beginnen sie richtig körnig zu werden. Während ISO 3200 noch brauchbare Bilder liefert, ist darüber Schluss und der Verlust an Detailwiedergabe durch Rauschen und Gegenmassnahmen zu stark.

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