Klang: erstaunliche Unterschiede
Um die Klangqualität der drei neuen Nd-Tonabnehmer von Rega möglichst objektiv im direkten Vergleich ausloten zu können, betrieben wir einigen Aufwand. So hatten wir drei Planar 3 zur Verfügung, die je mit einer der Nd-Zellen bestückt waren. avguide.ch bedankt sich bei Enzo Nolli vom Schweizer Rega-Vertrieb Audiosphere, der nicht nur den Testaufbau leistete, sondern auch alle drei Tonabnehmer mittels Einsatz der «Cardas Frequency Sweep and Burn-in Record» über gebührende Zeit einlaufen liess.
Um den Hörtest ohne lästiges Umstöpseln von Kabeln vornehmen zu können, kam ein Phono-Signature-Vorverstärker von Cyrus (Preis: CHF 2190) zum Einsatz. Daran finden nicht weniger als vier Plattenspieler Anschluss, die sich auch noch bequem via Fernbedienung anwählen lassen. Die hochwertige Wiedergabekette wurde durch einen Cyrus i9-XR (Preis: CHF 3890) und ein Paar ausgewachsene Standlautsprecher D9.2 von Spendor (Preis: CHF 9890) komplettiert.
Gehört wurde mit diversen bestens bekannten audiophilen Vinyl-Klassikern wie etwa «Cantate Domino» (Proprius), «Montreux Alexander» (MPS) oder «Big Band Basie» (Reference Recordings). Aber auch über «ganz normale» Pop- und Jazz- und Klassik-Aufnahmen durften die neuen Rega Nd-Tonabnehmer zeigen, was sie klanglich drauf haben. Für den Härtetest kam schliesslich die legendäre Living-Stereo-Aufnahme von Gounods «Faust» (aus dem Jahr 1960!) zum Einsatz – diese in Form einer makellos gepressten Reissue. Der letzte Titel auf Seite 1 – «Funeral March of a Marionette» – hat es fein- und grobdynamisch in sich. Die sehr leisen Stellen zu Titelbeginn machen etwaige Rillengeräusche deutlich hörbar; die explosive Dynamik zum Titelende offenbaren mögliche Schwächen der Tonabnehmer/Tonarm-Kombination (Verzerrungen) beim Abtasten kritischer Innenrillen gnadenlos.
Rega Nd3
Kammermusik inszenierte das Nd3 sehr ausgewogen, mit fein definierten Obertönen. Eine Flöte erklingt mit sehr natürlichem Timbre, ein Cembalo in den Höhen eher diskret, aber sehr gehaltvoll. Die räumliche Abbildung weiss mit harmonischer Platzierung von Einzelinstrumenten im Musikensemble ebenfalls zu gefallen. Orgel-/Kirchenmusik inszeniert das Nd3 sehr ansprechend mit gut ausgeprägter Tiefenabbildung.
Der Tieftonbereich punktet mit konturiertem Midbass. Lediglich in den untersten Frequenzlagen hätte man sich noch etwas mehr Druck gewünscht. Die Obertöne der Orgelpfeifen ertönten in schönem, diskretem Glanz. Sakralmusik intoniert die Kombination Planar 3/Nd-3 andächtig, mit gebührendem, feierlichem Ernst.
Bei Fortissimo-Stellen bleibt die Darbietung erstaunlich sauber, ohne übertriebene Härte oder gar Verzerrungen. Jazzscheiben bringt das Nd3 mit fein ziseliertem Schlagzeug, insgesamt sehr vital, mit viel Spielfreude und ausgeprägtem Rhythmusgefühl. Auch hier fällt auf, dass das Klangbild dank wohl dosiertem Brillanzbereich niemals vordergründig oder gar «billig» wirkt. Lediglich der Diskantbereich von Monty Alexanders Flügel hätte vielleicht noch etwas «blumiger» timbriert sein dürfen.
Auch Jethro Tulls «Roots to Branches» kommt sehr effektvoll und dynamisch daher. Gitarre mit schöner Attacke, jedoch nie aufdringlich. Das spezielle Timbre von Jan Andersons Stimme tönt authentisch aus den Lautsprechern.
Rega Nd5
Kammermusik gewinnt über die Kombination Rega Planar 3/Nd5 gehört drastisch an Ausdruck und Emotionalität. Obwohl diese Kombi unangestrengter und relaxter agiert als diejenige mit dem Nd3, klingt sie dennoch vitaler und authentischer. Letzteres hat sie einer ausgeprägten «inneren Ruhe» der Klangentfaltung zu verdanken, welche der Wiedergabe ab Nd5 ein hohes Mass an Andächtigkeit und musikalischem Gehalt verleiht. Gleichzeitig entfalten sich Fortissimo-Passagen noch ungehemmter, sozusagen von «0 auf 100».
Auch die räumliche Transparenz ist deutlich ausgeprägter als beim Nd3. Einzelne Instrumente ertönen virtuoser und differenzierter – ohne dass der Zusammenhalt des Ensembles darunter leiden würde. Bei Orgel- und Kirchenmusik legt das Nd5 eine ganze Schippe an Tiefgang und Druck obendrauf. Das wirkt sich auch zugunsten einer gesteigerten Illusion räumlicher Tiefe aus. Die Wiedergabe gewinnt dadurch das gewisse Etwas, was den Reiz guter Analogaufnahmen auf Vinyl ausmacht – Suchtfaktor inklusive.
Die ausgeprägtere Räumlichkeit zahlt sich auch bei Jazz-Aufnahmen nachhaltig aus. So macht das Nd5 bei der legendären Live-Aufnahme «Montreux Alexander» (aus dem Jahr 1976!) alles richtig: rhythmisch packend, mit perlendem Diskant des Flügels, sattem Jazzbass-Spiel und mühelos filigraner Perkussion. Schier unglaublich, dass hier «nur» drei Musiker am Werk waren. Das klingt – über die Rega-Kombi gehört – nach deutlich mehr.
Auch leisere Stellen sind sehr gut heraushörbar; grob- und feindynamisch agiert die Kombi exzellent. Ebenso bei guten Pop- und Rockaufnahmen, bei denen sie zweifellos den gewissen «X-Faktor» innehat, der Vinyl-Liebhaber so in den Bann zieht: Verzerrte E-Gitarren haben genau den richtigen Mix aus «schmutzig» und dennoch irgendwie «angenehm anzuhören», was der digitalen Wiedergabe leider allzu oft abgeht.
Rillengeräusche sind extrem leise. So können sich die Fortissimo-Stellen bei Gounods «Funeral March of a Marionette» ansatzlos, herrlich dynamisch und (trotz Innenrille) ohne jegliche Verzerrungen entfalten. Chapeau, das hat richtig Klasse.
Rega Nd7
Regas Topmodell in der neuen Nd-Reihe ist – klanglich betrachtet – nochmals eine Klasse für sich. Zwar fällt der Gewinn an Wiedergabequalität auf Anhieb vielleicht nicht ganz so dramatisch aus wie beim Vergleich zwischen Nd3 und Nd5. Das Nd7 verzaubert den Zuhörer auf eine ganz eigene Weise. Kammermusik klingt – wiederum in Kombination mit dem Planar 3 – noch erhabener und letztlich authentischer. Dies hat es einem noch besser strukturierten Grundton und einer inneren Gelassenheit zu verdanken. Die Wiedergabe des Ensembles wirkt dadurch noch authentischer als über das in dieser Hinsicht bereits exzellente Nd5.
Bei «Cantate Domino» wird die Kirchenakustik noch deutlich besser ausgelotet. Bei Fortissimo-Stellen – so etwa beim formidablen «Funeral March of a Marionette» agiert das Nd7 noch unangestrengter und dynamischer. Die leisen Stellen sind auch dank extrem geringem Rillengeräusch perfekt durchhörbar.
Im Tiefbass scheint es sogar noch etwas druckvoller zu agieren als das in dieser Hinsicht ebenfalls schon formidable Nd5. Das grösste Plus erzielt das Nd7 bei der räumlichen Abbildung: Hier stimmt alles: die weiträumig-transparente Auffächerung des musikalischen Geschehens und die präzise Fokussierung auf Einzelstimmen und -instrumente.
Bei Jazz agiert das Nd5 vielleicht etwas anspringender, das Nd7 im Präsenzbereich etwas zurückhaltender, dafür intimer und nobler. Es ist vielleicht nicht der Typ «Draufgänger» wie das Nd5, dafür letztlich noch authentischer in den Klangfarben und insgesamt sehr gehaltvoll. Das Nd7 verfügt über mehr «innere Schwärze» der Wiedergabe, ohne dass das Nd5 deshalb als «klangliches Leichtgewicht» charakterisiert werden müsste. Letztlich ist es auch eine Frage des Geschmacks, welche Tonalität einem besser gefällt. Klar ist, dass beide Tonabnehmer mit ihrer jeweiligen Gangart enorm beeindrucken, das Nd5 besonders auch bei Jazz- und Pop-Aufnahmen, das Nd7 noch mehr bei Klassik-Scheiben.
Fazit
Im direkten Vergleich zu den teureren Rega-Geschwistern hat es das preisgünstige Nd3 vielleicht etwas schwer. Angesichts des Preises ist es auf jeden Fall ein sehr empfehlenswerter MM-Tonabnehmer für Ein- und Aufsteiger. Wer mit dem Erwerb eines Rega-Bundles (Plattenspieler mit montierter Tonzelle) liebäugelt, sollte auf jeden Fall eine Kombi mit dem Nd5 ins Auge fassen. So kostet diese nur rund 100 Franken Aufpreis, generiert jedoch nochmals deutlich mehr klangliche Finesse und Spielfreude aus guten Vinyl-Scheiben. Das Bundle von Rega Planar 3 und Nd5 darf für seinen Preis von lediglich CHF 1149 unbestritten als Best Buy mit audiophilem Anspruch gelten. Das Rega Nd7 setzt punkto Räumlichkeit und innerer Stimmigkeit der Wiedergabe noch eins obendrauf. Nicht nur Klassik-Liebhaber werden die wunderbar natürlichen Klangfarben dieses Tonabnehmers lieben.