Souveräne, emotional packende Klangvorstellung
Der Michi X5 hat ja erst kürzlich im Zusammenspiel mit der famosen Bowers & Wilkins 804 D4 seine klanglichen Meriten unter Beweis stellen können (Test nachzulesen hier). Über diesen Ausnahmelautsprecher sorgte der Rotel für eine ausgewogene Klangbalance mit konturiertem Bass/Grundton, schönen Klangfarben und unaufdringlich feine Höhen. «Charmantes Timbre mit emotionaler Ausdruckskraft – und dies bei aussergewöhnlicher Klarheit und Präzision» – so lautete das Fazit dieser Kombination.
Nun interessierte uns, ob auch ein «bezahlbarer» Lautsprecher von diesem kraftvollen Vollverstärker würde profitieren können: Die Bowers & Wilkins 702 Signature bietet enorm viel Klang fürs Geld und punkten ausserdem mit luxuriöser Verarbeitung. Die neue Version in «Midnight Blue Metallic» passt auch optisch bestens zum ebenfalls wunderschön gestylten Michi X5. Aber nicht nur optisch verträgt sich die Bowers & Wilkins-Rotel-Kombi perfekt, auch klanglich macht die 702 Signature einen verblüffenden Schritt nach vorn und offenbart eine Wiedergabegüte, die man einem Lautsprecher in dieser Preisklasse (CHF 6590) kaum zutrauen würde.
Bei guten Klassikaufnahmen (ab Qobuz in HiRes gestreamt) agierte die Kombi atmosphärisch packend, mit hoher emotionaler Intensität. Bei Vokalmusik gefiel die weiträumige Abbildung mit präziser Ortung von Einzelstimmen und Instrumenten. Auffällig die hohe Klangkultur in den Höhen mit lieblichem Timbre ohne übertriebene Zischlaute. Man hört gebannt zu, ohne dass irgendwelche Effekte Aufmerksamkeit heischen würden. Dies auch bei einem Violinkonzert von Bach: Schöne Klangfarben und authentisches Timbre – so wurde schnell klar, dass man für authentischen Hörgenuss keine Diamantkalotte benötigt.
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Äusserst geschmackvoll mit wunderbarer Stimmenwiedergabe und charakteristischem Gitarrenklang sowohl bei gezupfter Akustik- wie bei Slidegitarre. Ein Klangfest für die Ohren feiert auch Jethro Tulls neues Album «The Zealot Gene» (Anspieltipp: «Jabob’s Tales»). Über den Michi X5 gehört, mit enormer Klangfülle und hohem Detailreichtum – ohne billige Strohfeuer-Effekte.
Wenn man der Kombination von Michi X5 und 702 Signature etwas vorwerfen wollte, dann höchstens, dass sie nie zu richtig aggressiver Spielweise zu verleiten war. Hardcore-Rockliebhaber könnten etwa auf Steve Vais neuem Album «Inviolate» bei harten Gitarrenklängen etwas Biss vermissen. Die andere Seite der Medaille: Man kann mit der Kombi sehr laut hören, ohne zu ermüden.
Fazit
Klare Sache: Der Michi X5 von Rotel kann mit separaten Vor-Endverstärkern der Topklasse mühelos mithalten. Dies sowohl in Bezug auf Grob- und Feindynamik wie auch allgemein punkto Klangkultur. Von der tonalen Charakteristik her agiert er eher auf der wohltemperierten Seite mit ausnehmend schönen Klangfarben und feinem Timbre. Damit passt er perfekt zu modernen, eher brillant abgestimmten Lautsprechern. Zwar gibt es Verstärker, die noch mehr räumliche Transparenz herausschälen – punkto Emotionalität der Musikwiedergabe dürfte der Michi X5 in seiner Preisklasse nur schwer zu toppen sein.