Toller Klang aus allen Quellen
Grosses Kompliment zunächst mal für die Qualität des integrierten Kopfhörer-Verstärkers. Was der MOON 340i D3P X sowohl bei nieder- wie hochohmigen Hörern an Klangfülle generiert, ist absolut beachtlich. So liess sich sogar ein ansonsten eher analytischer AKG K-701 zu einer geschmackvollen Musikdarbietung animieren. Andererseits gefiel ein tendenziell opulent abgestimmter Philips Fidelio X2 mit ungewohnt straffem, federndem Bass. Simaudio hat das Thema Kopfhörer-Verstärker ganz offensichtlich im Griff, wie auch schon der Test des Stand-alone-Geräts MOON 230HAD (nachzulesen: hier) bewiesen hat.
Wir hörten den Moon 340i D3P X über einen längeren Zeitraum über ein Paar 805D3 von Bowers & Wilkins. Das Zusammenspiel der Britinnen mit dem Kanadier klappte auf Anhieb ganz wunderbar. Die ebenso harmonische wie konturierte Wiedergabe mit ausnehmend schönen Klangfarben liess den tendenziell analytischen Klangcharakter der kleinen B&W vollständig vergessen. Dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) kam die exzellente räumliche Durchhörbarkeit der Wiedergabe voll zum Tragen. Das satt dimensionierte Netzteil des MOON ist wohl auch dafür verantwortlich, dass dieser Vollverstärker ein druckvolles und bestens definiertes Tieftonfundament generiert, welches manchen Vor-Endstufen gut anstehen würde.
Punkto Emotionalität und Spielfreude liess sich die MOON-B&W-Kombination ebenfalls nicht lumpen. Generell wurde der Spassfaktor beim Musikhören grossgeschrieben. Dies nicht nur bei akustischem Jazz (Anspieltipp Bob Stenson Trio «Contra la Indecision») oder geschmackvollen Pop- und Rockaufnahmen (Anspieltipp: James Taylor Live). Auch im Bereich klassischer Musik kann man über den 340i D3P X den Unterhaltungswert guter Aufnahmen neu entdecken. So war es schlichtweg wieder mal ein Erlebnis, an Weihnachten Bachs Oratorium (in der herrlich dynamischen und ausdrucksstarken Einspielung von Diego Fasolis mit dem Chor des Radio Svizzera Italiana) anzuhören.
Die eindrückliche Klangvorstellung hatte der MOON-Vollverstärker auch seinem ausgezeichneten DA-Wandler zu verdanken. Dabei muss gar keine HiRes-Klangkost anliegen, um beim Musikhören das digitale Medium vergessen zu können. Auch ältere 16-Bit-Aufnahmen setzt der MOON vital und ansprechend in Szene. Musikliebhaber, die viele CDs ihr Eigen nennen, kommen mit diesem Vollverstärker jedenfalls voll auf ihre Kosten. Ein Stand-alone-DAC der 1000-Franken-Klasse (Gustard A20H) hatte in Bezug auf Spielfreude und Detailauflösung im Übrigen keine Chance, mit dem integrierten DAC des MOON mitzuhalten.
Als Tüpfelchen auf dem i erwies sich beim MOON 340i D3P X die Phono-Sektion. Der Autor probierte verschiedene Tonzellen aus und kam jedes Mal zum Schluss: «So gut hat Vinyl schon lange nicht mehr geklungen.» Insbesondere war es eine Freude, wieder einmal das hervorragende, aber leider sehr leise MC-System Benz Reference zum Einsatz zu bringen. Über den Phono-MC-Vorverstärker des MOON agierte es wunderbar frei von Rauschen, Brummen oder sonstigen Einstreuungen. Toller Groove, schöne Klangfarben und Dynamik vom Feinsten führten schliesslich dazu, dass der Autor so viele Schallplatten hörte, wie schon seit geraumer Zeit nicht mehr.
Zu guter Letzt wollten wir auch noch wissen, wofür die 2 x 200 Watt dieses überraschend zierlichen Vollverstärkers wirklich gut sind. Dazu durften wir ein Paar Spendor D7.2 (Paarpreis CHF 5690.-) im Hörraum von Audiosphere zur Höchstleistung antreiben. Der MOON 340i D3P X liess sich nicht lumpen und spornte diese Lautsprecher zu einer grandios dynamischen Vorstellung an, welche man den schlanken Standboxen rein optisch nie und nimmer zugetraut hätte. Mehr noch als der unverzerrte Maximalpegel beeindruckte die Art und Weise, wie sauber und gut durchhörbar diese kanadisch-britische Kombi beim Lauthören blieb. Nicht nur Techno-Freaks dürften ob der Straffheit staunen, mit der Bassimpulse sozusagen aus dem Nichts aufgebaut werden und auch umgehend wieder ausklingen. Das hat richtig Klasse. Wiederum bei zivilem Hörpegel gefiel die räumliche Abbildung der Musikwiedergabe ausnehmend gut. Ebenso die ausgezeichnete tonale Balance mit feinen, aber nicht übertriebenen Höhen und sehr transparenten Mitten. Klare Sache: Die Spendor D7.2 sollte man in ihrer Preisklasse mit auf dem Radar haben. Zumal dann, wenn man sie mit einem Verstärker der Topklasse wie dem MOON 340i D3P X antreiben darf.