TESTBERICHT
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Konstruktive Highlights

High-End wie im Bilderbuch: Der Aufbau von Model 10 ist eine Augenweide: Bei geöffnetem Gerät wird der immense konstruktive Aufwand deutlich.High-End wie im Bilderbuch: Der Aufbau von Model 10 ist eine Augenweide: Bei geöffnetem Gerät wird der immense konstruktive Aufwand deutlich.

Model 10 ist fast eine vollständige Neukonstruktion. Über 85 Prozent der Zutaten sollen gegenüber dem Vorgängermodell (PM-10 SE) neu sein. Die Herausforderung für die Ingenieure war es, für jede Verstärkerstufe eigene, separierte Abteile zu schaffen. Herausgekommen ist eine wohl einzigartige Architektur, die von links zu rechts, vorne und hinten sowie oben und unten komplett durchkomponiert ist. Die massiven Aluminiumseitenteile sind fast 16 mm dick und resonanzarm strukturiert. Auch die Seitenpaneelen sind innen vollständig mit Kupfer abgeschirmt, die Bodenplatte erhielt sogar eine dreilagige Kupferschicht, um die Elektronik von allfälligen äusseren Störfeldern zu isolieren.

Was vielleicht auf Anhieb als konstruktives L'art pour l‘art anmutet, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Mittel zum Zweck optimaler, von potenziellen Störungen unbeeinträchtigter Signalverarbeitung. Das Ziel war eine bisher unerreichte Verzerrungsfreizeit sowie ein grösstmöglicher Dynamikumfang. Das macht im digitalen Zeitalter durchaus Sinn, zumal D/A-Wandler der Topklasse theoretisch Signal-Rauschabstände von über 120 dB realisieren können. Marantz Model 10 spezifiziert seinerseits 122 dB und ist damit auch fürs kommende 32-Bit-Musikzeitalter bestens gerüstet.

Bevorzugt symmetrisch: Da Model 10 komplett symmetrisch arbeitet, sollte man die Zuspieler, wenn möglich, per XLR-Kabel anschliessen.Bevorzugt symmetrisch: Da Model 10 komplett symmetrisch arbeitet, sollte man die Zuspieler, wenn möglich, per XLR-Kabel anschliessen.

Der Verstärker ist komplett symmetrisch, kanalgetrennt komponiert – und dies von den Eingängen bis hin zu den Ausgängen. Natürlich finden sich auch Cinch-Eingänge, die jedoch zunächst symmetriert werden. Die Vorstufensektion ist diskret mit einer Unzahl an HDAM-Modulen neuester Machart aufgebaut. Diese Marantz-eigene Schaltungsspezialität erlaubt eine optimale Signalaufbereitung ohne den Einsatz von Operationsverstärkern. «Hyper Dynamic Amplifier Module» finden sich sogar in der Phono-Sektion und beim dedizierten Kopfhörerverstärker. Beide sind äusserst aufwändig, komplett diskret aufgebaut. In Hinblick auf optimale Rauschabstände ist die Lautstärke-Steuerung in einer «Variable Gain»-Topologie gehalten. Dadurch wird verhindert, dass bei allzu niedrigen Signalpegeln der Rauschanteil steigt. Selbstredend verfügt die Vorstufensektion über eine eigene Stromversorgung in Form kanalgetrennter Linearnetzteile.

Das Phono-Bord (links im Bild) ist ebenfalls vollständig diskret aufgebaut und kann sowohl MM-Tonabnehmer wie leise MC-Tonzellen (in verschiedenen Impedanzen) aufbereiten.Das Phono-Bord (links im Bild) ist ebenfalls vollständig diskret aufgebaut und kann sowohl MM-Tonabnehmer wie leise MC-Tonzellen (in verschiedenen Impedanzen) aufbereiten.

Genauso hoch ist der Aufwand bei der Endstufensektion. Für Model 10 wurden eigens neue Class-D-Verstärker in Zusammenarbeit mit dem renommierten Spezialisten Purifi entwickelt. Es kommen keine zugekauften Fertigmodule zum Einsatz, die Class-D-Endverstärker werden von Marantz nach den höchsten Qualitätsstandards selber in der eigenen Fabrik in Japan gefertigt.

Gegenüber dem Vorgängermodell PM-10 konnten die Verzerrungen bei Model 10 nochmals entscheidend reduziert, gleichzeitig die Leistung auf bis zu 500 Watt pro Kanal angehoben worden. Aufhorchen lassen die technischen Daten: Ein frequenzunabhängiger Dämpfungsfaktor von 500 (an 8 Ohm) bedeutet, dass dieser Class-D-Verstärker gegenüber Impedanzschwankungen von Lautsprechern völlig unbeeindruckt bleibt. Auch den ansonsten typischen Höhenabfall bei niedriger Hochtonimpedanz kennt er offenbar nicht. 

Die Class-D-Endstufen wurden in Zusammenarbeit mit dem Spezialisten Purifi entwickelt. Sie werden in Eigenregie von Marantz gefertigt.Die Class-D-Endstufen wurden in Zusammenarbeit mit dem Spezialisten Purifi entwickelt. Sie werden in Eigenregie von Marantz gefertigt.

Obwohl Class D sehr stromeffizient arbeitet, betrieb Marantz sehr viel Aufwand bei dem kanalgetrennten Netzteil für die Endverstärker. Bis zu 30 A Spitzenstrom soll die Schaltung liefern und somit selbst extreme Leistungsanforderungen bei Impulsspitzen klaglos liefern. Über 33 kg Gewicht bringt Model 10 auf die Waage. Das erscheint einerseits viel und ist zweifellos dem immensen Konstruktionsaufwand geschuldet. Für einen 2-x-500-Watt-Verstärker liegt das «Lebendgewicht» durchaus noch im Rahmen. Wer noch mehr will, kann zwei oder noch mehr Model 10 zwecks Bi-Amping oder für die Mehrkanalwiedergabe zusammenspannen. Dafür hat Marantz spezielle Link-Verbindungen vorgesehen. Ebenso lassen sich Vor- und Endverstärker bei Model 10 auftrennen, etwa um diesen in ein Heimkinosystem zu integrieren oder um Aktivlautsprecher anzusteuern.