Klanglich Spitzenklasse
Wir hörten den Madison von Wattson Audio intensiv über einen Zeitraum von rund zwei Wochen. Dabei brauchte er gar nicht lange, um sein Wiedergabeniveau deutlich zu machen. Preisgünstigere DACs und Streamer deklassiert er regelrecht. Nicht nur HiRes-Titel – beispielsweise die tollen Aufnahmen von Channel Classics, die unter dem Label «Florilegium» laufen – ertönen mit ausgeprägter räumlicher Transparenz und beeindruckender Detailtreue. Die Abbildungsschärfe ist exzellent, mit äusserst präziser Ortung von Stimmen oder Einzelinstrumenten. Nur anfänglich hat man den Eindruck, dass der Madison etwas zu nahe abbildet. In Tat und Wahrheit vernachlässigt er auch die räumliche Tiefe nicht und schält lediglich die Plastizität der Klangkörper dreidimensional heraus. Insgesamt agiert dieser Streamer/DAC im positiven Sinne analytisch und öffnet mühelos die Schranken zu Original-Aufnahmesessions.
Fast schon eine Offenbarung war die Wiedergabe von DSD-Aufnahmen in Masterqualität. Beispielsweise das wunderschöne «Blågutten» aus dem Album «Quiet Winter Night» (Hoff Ensemble, Label 2L), das (ab einem Roon Core) über den Madison gestreamt die Schranken von Zeit und Raum mühelos überwindet und den gebannten Hörer 12 Jahre zurück in die Original-Aufnahmesituation in der Sofienberg Kirche (Oslo) versetzt. Interessant dabei war der Vergleich zwischen DSD256 und Flac 24 Bit/192 kHz: Bei völlig identischer Tonalität wurden feine Klangdetails via DSD scheinbar noch müheloser aus dem Hintergrund herausgeschält.
Ob diese äusserst feinen Unterschiede wohl nur der Einbildungskraft des Autors entspringen? Tatsächlich wandelt der DSP im Madison das DSD-File ja sowieso in PCM um, bevor es dem Wandler zugeführt wird. Andererseits offeriert DSD256 eine atemberaubende hohe Datenrate von 11,2896 Mbit/Sekunde. Der Informationszufluss ist also nominell noch etwas höher als beim Streamen mit 24 Bit/192 kHz (9,216 Mbit/Sekunde). Ob es daran liegt? Hmm... Der gleiche Track in 24 Bit/44,1 kHz ab Qobuz gestreamt, versprühte im Übrigen zwar nicht mehr ganz den gleichen Zauber, klang über den Madison immer noch beeindruckend authentisch. Auch hier leistet das aufwändige Oversampling also ganze Arbeit.
Der Madison spielt auf einem Klangniveau, auf dem es sich lohnt, adäquate Verbindungskabel einzusetzen. So machte sich schon das Upgrade von einem Standard- zu einem Qualitäts-Ethernetkabel positiv bemerkbar. Ebenso der Wechsel zu hochwertigen Cinch- oder XLR-Kabeln in der Verbindung zum verwendeten Endverstärker. Wer möchte, kann das mitgelieferte Standard-Steckernetzteil (Typ: medical grade) natürlich gegen ein teureres aus dem Zubehörmarkt tauschen, was erfahrungsgemäss nochmals einen mehr oder weniger grossen klanglichen Zugewinn bringt. Wattson Audio hat jedoch nach eigenen Angaben bezüglich der Stromversorgungs-Schaltkreise im Madison bereits einen sehr hohen Aufwand betrieben.
Fazit
Puristisch im Design, in der Ausstattung und in der Bedienung: Der Streamer/DAC Madison des Westschweizer Herstellers Wattson Audio konzentriert sich ganz auf das Wesentliche und überzeugt mit sehr hoher Klangqualität sowohl bei der Wiedergabe von HiRes-Musik (bis hin zu DSD256) wie auch bei Standard-CD-Auflösung. Der Preis für ein vollumfänglich in der Schweiz entwickeltes und hergestelltes Gerät darf als absolut angemessen gelten. Vorderhand für Besitzer eines iPhones/iPads oder für Roon-Anwender ist der Streamer/DAC ein echter Geheimtipp!