Hörtest
Die räumliche Bühnendarstellung der Musik erfolgt gross, breit und tief. Beim ersten Hören fiel mir auf, dass die Bühne nicht sehr hoch positioniert ist, sondern eher auf Jazzkeller-Niveau ausgelegt wurde. Wer’s höher mag, kann mittels Sockel nachhelfen oder die Lautsprecher leicht nach hinten kippen.
Die Musik löst sich nicht nur zwanglos von den Lautsprechern, sie ist wie selbstverständlich einfach da. Die Instrumente wirken ebenfalls gross, aber nicht übergross. Bei Pink-Floyd-Songs aus dem Album «The Wall» wurden die Mauern buchstäblich gesprengt und das Geschehen schien sich im gesamten Raum gleichmässig auszubreiten, sogar hinter dem Hörer – grossartig. Mehr dazu später.
Der Bass ist, wie bei einem Lautsprecher mit einem fast 40 cm grossen Chassis und Papier-Membranen zu erwarten, nicht knochentrocken, aber viel direkter als über andere Tannoys, die eher als Transmissions-Lines konstruiert sind. Ein Cello-Stück auf der SGM 15 – himmlisch. Auch die Kodo-Earth-Trommeln kommen satt, wuchtig und mit vielen Schattierungen, die man hören und fühlen kann – also nicht nur eintönige Rabenschwärze.
Die Mitten sind bekanntlich der Tannoys Paradedisziplin, so auch bei den SGM 15, die sogar noch markant mehr Autorität verkörpern als die kleineren Geschwister aus der gleichen Serie. Beim Testhören legte Leonard Cohen, der kanadische Musiker und Songwriter, beim Stück «Halleluja» alles, was er hatte, in die Klang-Waagschalen – und das ist sehr viel! Beim andächtigen Hören der Live-Aufnahme aus dem Jahr 2008 in London überkam mich Ganzkörper-Gänsehaut, was nicht oft passiert.
Chris Jones überzeugt beim Song «No Sanctuary here» von einer sehr gut abgemischten Stockfish-Aufnahme, gehört (Inakustik-Referenz-CD), mit einer unglaublich tiefen, klaren, sonoren Stimme, als ob er leibhaftig vor einem im Raume stünde.

Auch Frauenstimmen kann die SMG 15 hervorragend gut. So kommt Kari Bremnes Stimme aus dem Album «Og Sa Kom Resten Av Livet» mit dem Song «Trist Nar Du Far Tenkt Dae Om» ungemein authentisch rüber und vermag einem in ihre melancholische Stimmung hineinzuziehen. Es gelingen so selbstverständlich die schönsten Klangfarben, dass man dies gut und gerne als Alleinstellungsmerkmal der SGM 15 bezichtigen kann.

Roger Waters' «Amused to Death», das Meisterwerk von Waters' Solo-Karriere, klingt mal sinnlich, mal rockig, aber immer vermag es mich über die SGM-15-Lautsprecher zu ergreifen. Das traumhafte «It's A Miracle» ist sicher eines der sanftesten und langsamsten Stücke von Waters, aber was da aus den SGM 15 klingt, verzaubert einfach. Die meisten kennen Rogers noch vom Album «The Wall» von Pink Floyd. Die Band hat gemäss Dänu, wie zahlreiche andere Musiker-Koryphäen auch, ihr Album mit Tannoy-Lautsprechern abgemischt. Stimmig klang es auf jeden Fall, fast so, als ob die Musik für diese Lautsprecher geschaffen worden ist.

Tannoy-Lautsprecher sind bekannt für ihren hohen Wirkungsgrad, meist zwischen 90 und 95 dB. Sie sind somit ideale Sparringpartner für Röhrenverstärker; ich meine aber, dass auch «neutral» abgestimmte Transistoren sich gut mit der SGM 15 vertragen können.
Erfahrungsgemäss hinterlassen Tannoy-Lautsprecher, durch ihre «Dual Concentric-Chassis» bedingt, bei Messungen einen etwas ambivalenten Eindruck. Sie zeigen horntypische Welligkeiten beim Frequenzspektrum, dafür sind sie wiederum ungemein zeitrichtig, haben einen guten Impedanz-Verlauf und ihre Sprungantwort ist auf den Punkt gebracht, mit nur wenigen Nachschwingungen. Das dürfte bei der SGM 15 nicht anders sein, denn der Klang ist offen, glockenklar, entschlackt, gut strukturiert und ohne Verzerrungen auch bei gehobenen Lautstärken. Sie lässt dabei kaum Vibrationen am Gehäuse erspüren – also wie zum Langzeithören geschaffen.
Fazit
Der Tannoy SGM 15 Super Gold Monitor ist ein mächtiger Lautsprecher, mit ebenso mächtigem Sound, und dies zu einem erfreulich moderaten Preis. Beim Klang-Preis-Verhältnis ist er für mich einer der «Bluechip-Lautsprecher-Tipps». Ästhetisch nicht gerade filigran und in der Verarbeitung auch nicht zu vergleichen mit den barock anmutenden Ton-Möbel aus der Prestige-Serie. Doch sie spielen ungemein offen, souverän und bruchlos über das gesamte Frequenzband von 35 Hz bis 30 kHz hinweg und bespielen mühelos die gesamte Genere-Klaviatur von Jazz, Pop, Elektro bis Klassik.
Stimmen, «Unplugged»-Konzerte oder Live-Aufnahmen kommen wunderschön herüber, mit viel Schmelz und Charakter – alles klingt noch etwas seidiger, authentischer und dies schon bei geringer Lautstärke. Mehr Stimmung vermag wohl kaum ein anderer Lautsprecher im ganzen Hörraum zu verbreiten. Der versprochene breite Sweetspot wird auch tatsächlich eingelöst. Vermutlich hört man sein Lieblingsstück auch dann bruchlos weiter, wenn man den Wohnzimmersessel verlässt, um in der Küche aus dem Kühlschrank ein Bierchen zu holen. Ich habe mich verschiedentlich in Dänus Showroom bewegt und kaum klangliche Veränderung bei der Stimmwiedergabe wahrgenommen.

Vielleicht gibt es analytischere Lautsprecher, welche die Positionen der einzelnen Musiker in einem Orchester schärfer abgrenzen, die SMG15 zaubert aber einen derart süffigen, vollen 3-D-Sound in den Raum – betörend! Um dies zu toppen, müsste man aus dem gleichen Hause das Doppelte (Tannoy Prestige GRF) oder gar das Dreifache (Tannoy Canterbury GR) hinblättern. Im gleichen Preissegment findet das hausinterne «Battle» wohl eher zwischen der SGM 15 und der neuen Stirling III LZ statt. Letztere klingt vielleicht noch einen Hauch präziser und in den Höhen etwas luftiger und wäre in kleineren Räumen sicher eine sehr gute Wahl, aber bei genügend grossem Raum (und toleranten Nachbarn) bietet die SGM 15 einfach mehr «Soul», hat endlos Pepp und schenkt einem einfach noch mehr unbeschwerten Hörspass.
Wenn der Raum unter 25 m² sein sollte, liesse sich der doch recht mächtige Bass, mit etwas Dämmmaterial in eines der drei Bassrefelx-Rohre gestopft, problemlos zügeln. Ansonsten könnte man auch auf die kleineren Modelle der Super-Gold-Monitor-Serie (12er / 10er) ausweichen, die natürlich ebenfalls auf sehr hohem Niveau performen.
Mit Tannoys SGM 15 Super Gold Monitor – und der Superlativ im Serien-Namen ist zurecht gewählt, lässt sich der Wohnraum innert Sekunden in einen Blues- oder Jazzkeller verwandeln: eintauchen, abtauchen, um irgendwann glückselig aufzuwachen, in der Gewissheit, etwas ganz Grossartiges erlebt zu haben.