Losgelöst
Losgelöst von der Soundbar sollte sich im Idealfall die Heimkino-Soundkulisse in allen drei Dimensionen entfalten. Dank der zusätzlich zur Seite und nach oben strahlenden Effektlautsprecher gelingt dies der neuen Panorama sehr gut. Voraussetzung ist ein nicht zu grosser Raum mit Seitenwänden und einer Decke, die nicht zu weit weg ist. Zum Aufwärmen kamen einige Filmausschnitte via Apple TV mit 5.1-Abmischung zum Zug. Erstaunlich, was die kleine Soundbar hier bereits auszurichten vermag. Die Tonkulisse geht deutlich über die Breite der Soundbar hinaus und versetzt die Hörer deutlich mehr ins Klanggeschehen, als dies mit dem TV alleine möglich wäre. Doch zum ultimativen Soundcheck musste ein UHD-Blu-ray-Player her, der mit Atmos-Scheiben gefüttert wurde – also mit echtem Dolby-Atmos-Material auf das 3.1.2-System.
Immer wieder beliebt sind die beiden Klassiker «Oblivion» und «Matrix», die beide in der UHD-Version nebst gutem Bild auch eine herausragende Tonabmischung haben. Besonders die Szene macht Spass, bei der Tom Cruise alias Tech 49 mit seinem «Helikopter-Gerät» um das zerfallene Football-Stadion fliegt. Hier zeigt sich, was ein Surroundsystem bezüglich Raumdarstellung leisten kann, aber auch bezüglich Dynamik und Tiefgang.
Klar hört sich das jetzt ein wenig an, wie wenn wir mit einer «Soundkanone» auf einen «Soundbar-Spatzen» schiessen. Aber wir wollen ja das Maximum ausloten. Und es zeigt sich, dass die B&W-Ingenieure ihr Handwerk beherrschen. Auch bei vollem Pegel sind keine unangenehmen Störgeräusche wahrnehmbar. Die digitalen Helferlein greifen hier dezent ein, begrenzen u. a. den Bass nach unten hin und verhindern so ein Übersteuern. Das heisst, dass die Dynamik begrenzt wird – aber so, dass es nicht nervt.
Bezüglich Räumlichkeit reicht die Soundkulisse zur Seite hin, von hinten ist konstruktionsbedingt wie bei anderen Soundbars keine virtuelle Schallquelle auszumachen. Doch geht die Abbildung auch in die Höhe und erzeugt bei bestem Eingangsmaterial nochmals eine gesteigerte Räumlichkeit. Auch die Lieblingsszenen aus «Matrix» ziehen einen ganz schön ins Geschehen hinein. Das macht Spass!
Vielfältig
Soundbar zum Musikhören? Wer einen Tausender für eine Soundbar hinblättert, erwartet auch eine akzeptable Musikwiedergabe. Aber zunächst punktet die Panorama 3 erst einmal mit ihrer Vielseitigkeit! Nahezu alle relevanten Streamingdienste werden unterstützt: Qobuz, Tidal, Spotify, Deezer, TuneIn und einige weitere. Daneben versteht sich die neuste B&W-Soundbar auch mit Airplay 2, was die Möglichkeit eröffnet, Musik via Roon® zuzuspielen.
Natürlich könnte auch ein Disc-Player angeschlossen werden via Toslink, doch das wird wahrscheinlich eher die Ausnahme bleiben. Der musikalische Eindruck vom Surround-Test bleibt erhalten. Die Panorama 3 spielt sehr kultiviert auf, wie man es sich von Bowers & Wilkins gewohnt ist. Kontrabass kommt ausreichend konturiert, Stimmen wirken sauber und gut auf die Mitte fokussiert. Die Räumlichkeit ist gemessen an der Breite der Bar gut und der Sound geht auch einiges in die Tiefe.
Die maximale Lautstärke ist erstaunlich hoch, wenngleich es nicht unbemerkt bleibt, dass auch hier die Regelung irgendwann eingreift und den Bass etwas zügelt. Eine Empfehlung meinerseits. Die Panorama nahe zur Rückwand aufstellen mit genügend Abstand zum Boden hin (>50 cm). Der anfänglich gewählte Abstand zum Boden von nur etwa 25 cm lässt den Klang etwas verwaschen erscheinen, da sich die Erstreflexion zum Direktschall hineinmischt. Dieser Effekt betrifft übrigens alle Lautsprecher, egal von welchem Hersteller er stammt. Während ich diese Zeilen schreibe, läuft im Hintergrund ein Klavierstück von Chick Corea via Roon®. Das klingt erstaunlich erwachsen. Daher könnte man als Prädikat verleihen: «vielseitig und erstaunlich erwachsen».
Fazit
Rundum gelungen. So kann man die Panorama 3 guten Gewissens bezeichnen. Sehr guter Sound im Surround-Betrieb und eine gelungene Vorstellung als Musiksystem. Doch gibt es auch Bereiche, wo die B&W-Bar weniger punkten kann? Was den eingefleischten Techniker am meisten stören wird, ist die geringe Einflussnahme auf das Klanggeschehen. Die einzige Möglichkeit sind Bass- und Höhenregler. Surround, Stereo, Pegeleinstellungen für die einzelnen Kanäle fehlen.
Gemäss B&W ist das aber durchaus gewollt. Die Zielgruppe betrifft Kunden, die einfach einen besseren Sound möchten, als dies der TV alleine zu leisten vermag. Das Gerät soll immer das «beste» Resultat liefern – und zwar ohne besondere Akustik-Kenntnisse der Benutzer. Die Panorama verteilt das einkommende Signal, egal ob Stereo oder Dolby Atmos, auf die vorhandenen Kanäle. So klingt es zumindest für B&W-Ohren immer optimal. In einer immer komplizierter erscheinenden Welt ist das ein nachvollziehbarer Schritt. Man könnte zum «rundum gelungen» daher noch «einfach gut» im doppelten Sinne des Wortes hinzufügen. Well done.