TESTBERICHT

Premium 501: Satter Sound aus dünnen Spargeln

Der neue Verstärker positioniert sich als hervorragendes Gerät der oberen Mittelklasse und eignet sich bestens für Stereo Ein- oder Wiedereinsteiger, welche nicht auf Qualität verzichten wollen.

Klar, ein schönes Surround-System ist etwas tolles, für den eigentlichen (Stereo-) Musikgenuss aber auch ein Overkill. Dazu kommt, dass das Positionieren von bis zu acht Lautsprechern erstens einen grossen Raum voraussetzt und zweitens den «WAF» (Woman Acceptance Factor) arg strapazieren kann. Auf der anderen Seite will man auch in der Zeit von MP3 und Streaming nicht auf einen anständigen Ton verzichten. Die meisten Computerlautsprecher reichen da dann nicht aus.

Und genau hier setzt der Onkyo A-9050 an. Er macht Mut für etwas Besseres. Mut für Stereo. Weniger ist hier mehr. Der Onkyo A-9050 kommt mit vier Tasten und fünf Drehregler aus. Wenig für viel Freude!

Mit einem verstärkten Chassis gegen Vibrationen

Mit einer Höhe von rund einem Meter und einer Breite von lediglich 16 cm gehört diese Box zur Gattung der extrem schlanken Säulenlautsprecher in Skyscraper-Manier. Es ist nicht einfach, sich vorzustellen, dass aus einem solchen Gehäuse ein überzeugendes Klangvolumen erzeugt werden kann. Und doch haben es heute einige Firmen geschafft, solchen Gebilden klangliche Manieren anzuerziehen. Die immerhin 21 kg schweren Premium 501 kosten pro Paar ab 3500 Franken. Für dieses Geld erhält der Musikfreund eine klingende Skulptur, bestückt mit je einem Bändchen und zwei 12-cm-MDS-Bässen in 2.5-Wege-Manier. Erhältlich sind die Premium 501 mit Aluminiumgehäuse in Silber eloxiert, Schwarz eloxiert oder in Weiss lackiert.

Auch im Bass ein grosser Spass ...

Wer sich die Premium 501 nach einer Hörsitzung mit einer im Hochtonbereich identisch bestückten Premium 301 anhört, wird unschwer eine klangliche Verwandtschaft feststellen. Da betört ebenfalls eine exzellente Feinzeichnung, verbunden mit einer beeindruckenden räumlichen Darstellung. Bei Kammermusik mit Klavier, Cello und Violine – aber ohne Kontrabass – liefern sich die Premium 301 und die Premium 501 fast ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wenngleich die Premium 501 in Sachen Transparenz halt doch noch die Nase vorn hat.

Die Situation ändert sich aber schlagartig, wenn sich in einem Kammerorchester zu den Celli noch ein oder gar zwei Kontrabässe hinzugesellen. Dann kann die Premium 501 gerade in etwas grösseren Räumen ihre kleinen Konkurrentinnen klar distanzieren.

Damit wären wir schon beim Einsatzgebiet: Während die Premium 301 ganz klar für kleinere Räume gedacht sind, können die Premium 501 auch mittelgrosse Räume mit einem eindrücklichen Klangvolumen beschallen. Bei grossorchestralen Werken wie zum Beispiel Beethovens Fünfte gibt es für die Premium 501 kein Halten mehr – und mit einem potenten Verstärker bietet sie ein Klangspektakel, das unter die Haut geht.

Beim obligaten und immer extrem heiklen Song «Fhear a Bhata» von Rebecca Pidgeon zeigt sich die Qualität des Gehäuses, das nahezu schalltot ist. Das beweisen nicht nur Tests mit Handauflegen auf verschiedene Stellen der Gehäusewände, sondern auch die absolut resonanzfreie Wiedergabe Rebeccas Stimme.

Bei sakraler Orgelmusik faszinieren nicht nur hell brillante Mixtur- und schnarrende Zungenregister. Im ganz tiefen Freqenzkeller bringen die schlanken 501 ein sehr tiefes Fundament. Auch hier verblüfft es, wie der Raum eines riesigen Domes in den Abhörraum transferiert werden kann.

Nicht minder überzeugt die Wiedergabe von Count Basies Big Band und die rockigen Parade-Sounds von David Sanborne auf der Hi-Resolution-SACD «Time Again». Die Premium 501 bringen es doch tatsächlich fertig, das Kontra C (32.7 Hz) des Bassisten im Track «Tequila» mit fast demselben Druck wie das eine Oktave höher liegende und nicht schwierig zu reproduzierende C mit 65,4 Hz zu bringen. Brillant, aber nicht grell, erklingt Sanbornes Alt-Saxophon. Explosiv werden Vibraphon und Drums in den Abhörraum gestellt. In Sachen unverzerrte Schallpegel lässt sich das Gespann aus Premium 501 und T+A-PA2000R ganz und gar nicht lumpen.

Damit der Klang von allen erdenklichen Quellen natürlich und präzise aus den Lautsprechern kommt, setzt Onkyo schon seit geraumer Zeit auf ihre WRAT-Verstärkung. Die «Wide Range Amplifier Technology» reduziert das Rauschen über den gesamten Frequenzbereich, ohne dabei die ursprüngliche Klangqualität der Aufnahme zu verfremden. Die verbaute, dreistufige invertierte Darlington-Schaltung sorgt für eine geringe Gegenkopplung der Verstärkerstufen. Damit dem Onkyo A-9050 dabei nicht der Saft ausgeht, verfügt er über einen kräftigen Netztransformator und zwei grosse Kondensatoren mit je 10'000 µF Kapazität.

Zum Zug kommt beim A-9050 auch die DIDRC-Technik, die bis anhin nur in Geräten der Referenzklasse verbaut wurde. DIDRC (Dynamic Intermodulation Distortion Reduction Circuitry) sorgt für eine Reduzierung von Verzerrungen vor allem im hohen Frequenzbereich. Auch wenn solche Frequenzen gar nicht hörbar sind, können diese die Form des Signals verändern und dadurch die Stimmung negativ beinflussen. Die DIDRC sorgt so für einen unverblümten Sound.

Für den tiefen Frequenzbereich lässt sich mit einer Taste auf der Gerätevorderseite die Funktion «Phase Matching Bass» aktivieren. Mit dieser Technologie der phasengleichen Bassanhebung sorgt Onkyo für einen satten Bassklang, ohne dabei Verzerrungen hervor zu rufen. Und trotz hörbarer Bassanhebung bleibt die Klangreinheit im mittleren Frequenzbereich, zum Beispiel bei Stimmen, voll erhalten.

Klang auf hohem Niveau

Im Hörtest wurde bewusst auf den Einsatz von High-End Testaufnahmen verzichtet. Wir wollten wissen, wie sich der Onkyo A-9050 im Alltag schlägt, wie ihr mit Standartsituationen zu recht kommt. Eine klinische Labor-Umgebung ist hier nicht angebracht.

Das Setting ist also simpel. MacBook einmal analog (Cinch) und einmal digital (S/PDIF) an den Verstärker angeschlossen und als Vergleich dazu ein CD-Spieler (Onkyo C-7070) ebenfalls optisch via S/PDIF angeschlossen. Die Testanlage wird mit zwei Piega S3 Standlautsprechern bestückt.

Volltreffer. Der Onkyo A-9050 läuft zur Hochform auf. Eine gehobene, aber einfach Komponentenwahl und der Verstärker geht gekonnt mit analogen und digitalen Signalen um.

Sowohl analog wie auch digital wirken die vom MacBook abgespielten MP3-Files (320 kb/s) aus verschiedenen Genres sehr homogen und natürlich. Stimmen werden souverän vom Klang abgehoben, und das auch bei erhöhter Lautstärke. Mit seinen 75 Watt pro Kanal vermag der Onkyo A-9050 zwar keine ganz grossen Sprünge zu machen, für die Beschallung eines kleinen oder mittleren Raumes reicht die Power des Verstärkers aber aus.

Der Tieftonbereich wirkt beim Hörtest leider etwas platt und lustlos. Doch dank der «Phase Matching Bass»-Funktion kann hier noch etwas herausgeholt werden. Böse Zungen würden jetzt behaupten, dass in der Standardeinstellung eine Abflachung im Bassbereich absichtlich in Kauf genommen wird, damit die phasengleiche Bassanhebung auch wirklich zum Tragen kommen. Der Unterschied ist auf jeden Fall klar hörbar.

Im CD-Betrieb trumpft der A-9050 noch eine Spur mehr auf, als bei der Wiedergabe von komprimierten Files. Gleich bei den ersten Takten wird klar: Der Sound wirkt kompromisslos und sehr präzise. So vermag der Verstärker auch bei impulsiver Musik gehörig Dampf zu machen. Eine wahre Freude!

Alles im Griff: Die Fernbedienung liegt gut in der Hand, wirkt aber leider etwas billig - eine Onkyo-Krankheit.Alles im Griff: Die Fernbedienung liegt gut in der Hand, wirkt aber leider etwas billig - eine Onkyo-Krankheit.

Fazit

Der A-9050 begeistert, löst Emotionen aus. Für den Preis von 649 Franken gibt es von Onkyo jetzt einen tollen Verstärker, der in der Verarbeitung nichts zu wünschen übrig lässt. Besonders geeignet ist das Gerät für Stereo-Umsteiger, die nicht auf einen gewissen Qualitätsstandart verzichten wollen. Dank «Phase Matching Bass»-Funktion kann der etwas flaue Bass der Standardeinstellungen kompensiert werden. Der Onkyo A-9050 ist ein durchaus gelungenes Gerät, welches viel Freude ins Wohnzimmer bringen wird.

Übersicht zu diesem Artikel
Seite 1:
Seite 2:
Seite 3:
Seite 4: