Denon bringt zum 110-jährigen Jubiläum einige limitierte und nummerierte Produkte auf den Markt. Eines davon ist das Moving Coil DL-A110, ein Tonabnehmer/Headshell mit SME-Anschluss. Dabei handelt es sich um eine Replika des 1964 für NHK (Japan Broadcasting Corporation) entwickelten Standard-Systems. Der darin verbaute und austauschbare Tonabnehmer DL-103 wird seit 1964 ohne Unterbruch hergestellt und geniesst bei Audiophilen weltweit bis heute hohes Ansehen. Es gibt Vinyl-Fans, die nie einen anderen Tonabnehmer verwenden würden als den DL-103. Wie kommt das?
Zu Beginn der 1960er-Jahre gewann Stereo zumindest bei den Radiostationen weltweit an Bedeutung. Besonders die staatlichen Radiosender mussten aufrüsten, um auch Stereo-Schallplatten abspielen und senden zu können. Die Japan Broadcasting Corporation NHK unterhielt damals ein eigenes Forschungslabor und entwickelte gemeinsam mit Nippon Columbia Ltd., heute Denon, einen elektrodynamischen Tonabnehmer (Moving Coil) für eine qualitativ hochwertige Wiedergabe von Stereo-Schallplatten. Das war 1964. Aus praktischen Gründen wurde der Tonabnehmer montiert in einer passenden Headshell ausgeliefert, damit man defekte oder abgenutzte Tonabnehmer schnell und einfach wechseln konnte.
Die damals üblichen Plattenspieler für professionelle Anwendungen liefen mit stabilen Tonarmen, die dem rauen Alltag des musikalischen Dauerbetriebs standhielten. Sie verfügten über eine hohe Masse (=Trägheit). Der DL-103 trug diesem Umstand mit einer geringen Nadel-Nachgiebigkeit (low compliance) Rechnung. Die Kombination von hoher Masse und geringer Compliance wurde mit sehr guter Klangqualität belohnt – und setzte sich durch. Zuerst bei den Radiostationen, später auch bei der schnell wachsende Zahl von privaten HiFi-Hörern. Auch heute ist der DL-103 bevorzugt an Tonarmen mit mittlerer bis hoher Masse im Einsatz und vermag dort sein Potenzial auszuspielen. Kommt hinzu, dass der DL-103 infolge hoher Produktionsstückzahlen zu den weltweit kostengünstigsten MC-Systemen gehört.
Die Replika dieser Headshell mit dem DL-103-Tonabnehmer ist nun als DL-A110 bei Denon für 676 CHF in limitierter und nummerierter Auflage käuflich. Zum Vergleich: Einen DL-103-Tonabnehmer bekommt man heute für ca. 300 CHF. Die besondere, weil traditionsreiche Headshell schlägt also mit 376 CHF zu Buche.
Unboxing
Wie es sich für ein «Anniversary-Produkt» gehört, legte man Wert auf Verpackung und Aufbewahrung. Im Kern ist es eine Kunstleder-Box mit plüschig ausgelegten Polstern und Kavitäten für den DL-A110 sowie eine farblich sorgfältig abgestimmte Reinigungsbürste. Für Musikhörer, welche unterschiedliche Headshells und Tonabnehmer verwenden, eignet sich die Box perfekt zur Aufbewahrung. Dazu gibt es eine gründliche Bedienungsanleitung mit Garantiekarte. Letztere ist von Mikio Nagata, General Manager der Qualitätssicherung, handschriftlich unterzeichnet.
Wie gesagt, gab es das Produkt früher schon einmal. Das Original ist der Replika zum Verwechseln ähnlich, bestand aber aus einem Kunststoff. Man war damals, vor 55 Jahren, nicht so zimperlich mit der Materialwahl. Es musste einfach praktisch sein.
Die Headshell besteht aus Graphit und ist nur leicht grösser als der DL-103-Tonabnehmer selbst. Sie umschliesst diesen und ist damit verschraubt. Hinter der Headshell ist ein Stecker-Adapter angebracht. Dieser verlängert die Headshell, damit ausgehend vom SME-Stecker am Tonarm die exakt richtige Länge zum Abtastpunkt entsteht, sofern der Tonarm exakt positioniert wurde – wovon man aber bei allen seriösen Herstellern und Händlern, die eine Konfektion vornehmen, ausgehen kann. Der Adapter fügt auch Gewicht hinzu: Insgesamt bringt die Headshell mit Tonabnehmer 18,5 Gramm auf die Waage. Sie ist also eher ein Leichtgewicht.