
Ein Multiroom-Musiksystem, das alles kann und sich mit genau einem Tastendruck bedienen lässt – mehr muss man über Revox Voxnet eigentlich nicht wissen.
Im Alltag verblüfft das Konzept durch Einfachheit. Hausbewohner Adam wählt aus, welche Musik von welcher Quelle (Internetradio, Musikbibliothek, TV, Bluetooth, Airplay, Chromecast und andere) er in der Stube hören will. Geht Adam später in die Küche, drückt er dort einfach den Knopf "Adam" auf der Wandbedienung und schon begleitet ihn seine Musik.
Hausherrin "Eva" hat genau dieselben Möglichkeiten. Auch ihr folgt die persönliche Musik auf Tastendruck. Natürlich können beide auch das ganze Haus mit einem Klangteppich überziehen. Jeder kann zudem seine häufigsten Lebensräume zu einem Szenario zusammenfassen und so mit einem Tastendruck beschallen.
Dieses Konzept der einfachen Unterstützung von vielen Musikquellen in allen Räumen für mehrere Hausbewohner bietet zurzeit kein anderer Audiohersteller. Bei der Konkurrenz muss man beim Herumwandeln im Haus ein Handy oder Tablet mitschleppen. Per Touchdisplay muss man dann einen Raum "musikalisch erobern" oder immer wieder von Neuem definieren, was im aktuellen Raum gehört werden will.
Röhrengeräte haben ja schon bei der Inbetriebnahme mit dem korrekten Einstecken der Glaskolben einen speziellen Charme. Mir gefällt dieses Ritual. Wenn nach der Verkabelung mit dem Streamer und den Lautsprechern dann die Röhren glühen, kann der Musikspass schon losgehen. Beim Einstecken der Röhren kann man eigentlich nicht viel falsch machen, sie können ja nicht wirklich komplett falsch eingesteckt werden. Trotzdem ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt und man sollte die Röhren nur mit einem feinen Tüchlein oder mit feinen Stoff-Handschuhen anfassen.
Das Gerät war frisch ab Fabrik. Es musste, oder besser gesagt: durfte sich bei mir noch einspielen, was ein Vergnügen war, denn der Cobra klang schon out-of-the-box sehr leichtfüssig! Nach einigen Tagen einspielen und akklimatisieren wollte ich es wissen: Mein Streamer bediente den eingebauten Digital/Analog-Wandler, ein frischer Espresso war vor mir und meine Qobuz-Playlist war aufgelegt.
Session 1
Beim ersten Hörtest versuchte ich mich auf den «Röhrensound» zu konzentrieren. Ich begann es ruhig anzugehen, Till Brönner schmeichelte mit «Oceana» zwar meinen Hörgängen, aber es war ziemlich schnell klar: Der Cobra ist kein Schmeichler! Die Trompete von Brönner hatte den typisch metallischen Klang und die Anblase-Geräusche kamen extrem realistisch rüber. Dann wechselte ich in die Populärklassik-Abteilung zum berühmten Triumpfmarsch aus «Aida» von G. Verdi. Auch da schmetterten die Bläser das Intro in meine Wohnung – Gänsehaut pur. Bitte nochmals – dieses Mal noch lauter. Dank der Fernbedienung konnte ich sitzen bleiben. Oh mein Gott, hoffentlich reklamieren meine Nachbarn jetzt nicht!
Wieder zurück zum Jazz und zu Marcus Miller. Sein cooler Jazz Style mit dem charakteristischen Elektrobass ist ja schon legendär. Die kurze «Intro Duction» auf dem Album «Silver Rain» gab einen Vorgeschmack. Auch hier kam der Bass mit richtigem Groove, Tempo und Slam. Der Bass war sehnig, austrainiert, kein Gramm Fett, also schnell und präzise, mit einem Hauch Röhre. Der letzte Druck eines Transistorverstärkers war natürlich nicht da. Aber Peter Qvortrup bedient diese Fraktion von High-End-Fans eh nicht. Sie wissen ja inzwischen: von wegen organischem, natürlichem AN-Sound und so!
Der Audio Note Cobra mag mit guten Netzkabel gefüttert werden. Ein gerade bei mir befindliches Über-Stromkabel hat den Cobra regelrecht beflügelt. Beim Netzkabel zu sparen, ist also definitiv die falsche Strategie und auch hier bietet Audio Note für jeden Geldbeutel das entsprechende Stromkabel an: Kupfer bei den Einsteigermodellen, Silber bei den Topmodellen. Echte Audio-Note-Jünger verzichten auf Stromfilter, also auch da folgt AN nicht dem Mainstream.
Voxnet: Ethernetkabel für alles
Mit dem neuen Voxnet-System hat sich das grundlegend verändert und Revox bekennt sich nun zu offenen Standards. Für die Musikverteilung werden ausschliesslich gängige IP-Technologie und übliche Ethernetkabel verwendet. Die Ethernet/Internetdose, die heute bei jedem Neu- und Umbau standardmässig in alle Ecken eingebaut wird, mausert sich dank Revox zur universellen Musikdose.
Die komplette Intelligenz der Hausmusik steckt in einem günstigen, aber leistungsfähigen NAS-Server. Dieser dient nebenbei auch als zentrales Musiklager. Die Server-Hardware stammt vom Marktführer Synology, der wie Revox auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen kann. Die Software für das NAS wurde allerdings von Revox erstellt.
Drittes und wichtigstes Element im System sind die Musikkomponenten von Revox. Für diese haben die Schweizer Ingenieure Netzwerkintegration, Digital-Analog-Wandler und die analogen und digitalen Anschlussmöglichkeiten selber entwickelt. Erfreulich: Ältere Revox-Geräte lassen sich mit einer Zusatzplatine ebenfalls fit für Voxnet machen.
Simpel bis raffiniert
Für die Bedienung sind einerseits Apps für Android oder iOS zuständig. Noch edler und einfacher steuert man andererseits seine Musik im Alltag über die Wandbedienungen. Diese passen perfekt zum gewohnten Lichtschalterdesign und bieten zehn Tasten mit je zwei Funktionen. Jede Taste lässt sich individuell Musikquellen, Personen, Szenarien oder Steuerfunktionen wie Laut/Leise zuordnen.
In der Praxis stellt man sich sein Musikprogramm und seine Lieblingssender in der App zusammen. Für das Abrufen und das Steuern der Musik reicht dann die Wandbedienung vollkommen aus.
Wer mehr Informationen "an der Wand" will, kann dort sogar ein Android-Tablet einbauen lassen. Dieses ist ebenfalls per Ethernet, also ohne Elektrosmog, verbunden. Ferner wird es sogar per Ethernetkabel mit Strom versorgt.

Jeder Wunsch wird erfüllt
Unübertroffen ist die Flexibilität von Voxnet. Ein Tastendruck schaltet den Fernseher ein, startet den Verstärker und sorgt dafür, dass die Lautstärke der Revox-Komponente über die Fernbedienung des TVs gesteuert werden kann. Auch hier funktioniert das "Musik-folgt-Mensch"-Paradigma. Geht man in die Küche, drückt man seine persönliche Taste und hat dort den Fernsehton, während man im Kühlschrank die Zwischenverpflegung sucht.
Weil Voxnet eine Schnittstelle zum Haussteuerungssystem KNX bietet, lassen sich sogar geister- oder traumhafte Szenarien verwirklichen. Geht das Garagentor auf, erklingt Begrüssungsmusik. Einbrecher werden dagegen mit "Hells Bells" vertrieben. Sogar das WC-Licht kann direkt eine rauschende Hintergrundmusik starten.
Eigener Musikserver
Revox hat die Musikverwaltung für das Voxnet komplett selber entwickelt. Auch diese läuft auf dem Synology-NAS. Im Alltag glänzt die Lösung durch Komfort und hohes Tempo. Auch durch hunderte Plattencover blättert man ruckelfrei.
Daneben bietet Revox auch Sonderfunktionen, die bei anderen Musikverwaltern fehlen. Dazu gehört beispielsweise die Verwaltung von Komponisten, die vor allem Klassik-Freunde schätzen.
Will man eigene CDs in die Bibliothek aufnehmen, kann man als Ripper den Revox Joy S37 Audio Server nutzen. CD einlegen genügt, den Rest erledigt das System automatisch. Selbstverständlich kann man Musik auch von anderen Datenträgern oder durch PC-Ripping hinzufügen.
Unterstützung von High-Res-Datenformaten gehört bei Voxnet zum Standard. Auch verlustfreie Formate bis FLAC 24/192 werden unterstützt. Nötigenfalls wird der Musikstream den Abspielfähigkeiten der Geräte angepasst.
Weil das Musikarchiv als Freigabe transparent im Netzwerk zur Verfügung steht, lässt es sich auch für die Wiedergabe an PC, Handy oder nicht von Revox stammenden Abspielern nutzen.

Perfekt synchron
Ein High-End-Merkmal ist die absolute Synchronizität der Musikwiedergabe in verschiedenen Räumen. Dafür betreibt Revox viel Aufwand. Nach der Installation werden alle Audiokomponenten vollautomatisch ohne irgendwelchen Benutzereingriff im Netzwerk vermessen.
Das System weiss danach genau, wie lange der Transport der Musikdaten zu jeder Komponente dauert. Die Bespielung wird dann der "langsamsten" Komponente angepasst. In den Musikgeräten sorgt eine ausgefeilte Bufferverwaltung dafür, dass bitgenau in CD-Qualität (16-Bit/44,1 KHz) absolut jitterfrei abgespielt wird.
Das Resultat begeistert. Auch in komplexen Umgebungen ist der Soundteppich klar, transparent und ohne jegliche Echo-Störfaktoren.

Ergänzungen für jeden Wunsch
Gegenüber dem Musikliebhaber zeigt sich Revox nicht nur als Anbieter einzelner Multiroom-Komponenten, sondern als Systemlieferant für komplette Lösungen. Dazu gehört beispielsweise auch die Möglichkeit, mit Audiogeräten der Joy-Serie, den eigenen Lautsprechern und mit reichhaltigem Zubehör eine komplette, abgestimmte Lösung zu realisieren.
Wer seine Lautsprecher unsichtbar machen will, hat sogar die Möglichkeit, sogenannte "Invisible-Lautsprecher" in die Wand und hinter den Verputz zu integrieren. Dank cleverer DSP-Technik tönen diese dennoch verblüffend.
Wo bleibt die Kritik?
Faktisch gibt es an Voxnet wenig zu bemäkeln. Allerdings muss man sich bewusst sein, das Revox auf kabelgebundenes Multiroom setzt. Bei WLAN-Lösungen kann man seinen Multiroom-Lautsprecher auch mal schnell in den Garten oder sogar ins Ferienhaus mitnehmen. Bei Revox ist die Ethernetdose stattdessen Pflicht. Doch nur Ethernetverkabelung kann absolut störungsfreien, synchronen und audiophilen Musikgenuss sicherstellen.
Ungewohnt ist, dass man bei Revox für Software bezahlen muss. Im Zeitalter der Gratis-Apps stellt man verwundert fest, dass man für die Server-Software auf dem NAS mindestens 250 Franken bezahlen muss. Will man Internetradio, kommen nochmals 300 Franken dazu, und für den Musikmietdienst Tidal sind nochmals 100 Franken zu berappen. Will Adam sein System mit Eva ergänzen, sind nochmals 300 Franken fällig. Alle Lizenzkosten sind aber einmalig.

Fazit & Video
Mit Voxnet ist Revox ein grosser Wurf gelungen. Standardisierte Ethernetverkabelung, eine clevere Architektur, Offenheit gegenüber Smart-Home-Anforderungen und das Bekenntnis zu Qualität und Langlebigkeit sind Alleinstellungsmerkmale.
Besonders begeistert die schlichte unübertroffen einfache Bedienung – Multiroom für Geniesser eben. Wer sich im Alltag nicht mit den Tücken von Multiroom-Technik herumschlagen, sondern einfach Musik geniessen will, sollte sich die Lösung unbedingt bei einem der zahlreichen Fachhändler demonstrieren lassen.