Mehr Auflösung, schnellerer Autofokus
Die Sonne kam pünktlich hinter den Bergen hervor. Ich nahm neben normalen Sonnenaufgangsbildern auch Fotos mit verschiedenen Motivprogramm-Arten auf und experimentierte mit darübergelegten Kunstfiltern. So lange, bis es mir zu kitschig wurde. Die Kamera bietet damit eine grosse Spielwiese mit Suchtfaktor. Manche Einstellungen mit längerer Belichtungszeit sind jedoch nur mit Stativ-Einsatz sinnvoll.
Die Aufnahmen der OM-D E-M5 Mark III sind bis zu 20 Megapixel gross, beim Vorgänger war bereits bei 16 MP Schluss. In der JPEG-Bildgrösse «Large» und im 4:3-Seitenverhältnis bringt die neue Kamera nun Fotos mit einer Abmessung von 5184 x 3888 Pixel. Für Bergpanoramas eignet sich natürlich auch das 16:9-Verhältnis. Dann werden die Bilder noch 5184 x 2920 Pixel gross.
Nach der offiziellen Produktevorstellung mit Erfahrungsberichten von Olympus' «Visionären» ging es mit Kaffee und Gipfeli gestärkt der Hahnenkamm-Piste entlang langsam ins Tal hinunter. Bei den etwas steileren Passagen war man froh, dass einem keine schwere Kamera zusätzlich auf Knie und Gelenke drückte. Hier spürte man am eigenen Körper die Vorteile der kompakten und leichten Olympus MFT-Kameras.
Nach rund eineinhalb Stunden Wandern in der klaren Bergluft lud der spiegelglatte Seidlalm-See zum Zwischenhalt ein. Hier konnte mit dem Motivprogramm «Landschaft» gespielt und Panorama- oder HDR-Aufnahmen ausprobiert werden.
Wer sein Stativ dabeihatte, fertigte hochauflösende 50-Megapixel-Fotos an. Dabei wird der Bildsensor der Olympus OM-D E-M5 Mark III in Schritten von 0,5 Pixeln verschoben, während acht aufeinanderfolgende Aufnahmen erstellt und anschliessend zu einem einzigen hochauflösenden Bild mit 50 Megapixeln zusammengefügt werden. Diese Funktion ist ideal für Landschaftsaufnahmen, Produktaufnahmen im Studio und weitere Situationen, in denen hochauflösendes Material benötigt wird.
Die E-M5 Mark III beherrscht neben Focus-Bracketing mit externer Weiterbearbeitung auch das Focus-Stacking in der Kamera. Dabei werden insgesamt acht Bilder mit unterschiedlicher Fokussierung automatisch zu einer Komposition in der Kamera zusammengefügt. Knackscharfe Makro-Aufnahmen sind damit auch «auf die Schnelle» möglich.
Fokussieren wie die Profis
Weiter ging es den Berg hinunter. Kurz vor der wohlverdienten «Jause» auf der Seidlalm konnte die E-M5 Mark III zeigen, wie gut sie mit schnellen Motiven umgehen kann. Dazu fuhren uns zwei Mountainbiker um die Ohren. Die Kamera stellte ich in den lautlosen Serienbildmodus bei kontinuierlicher Schärfenachführung (C-AF). Die C-AF-Empfindlichkeit erhöhte ich um eine Stufe. Ich folgte dem Biker mit der Kamera in der Bewegung und löste mit 1/500-Sekunde aus. Damit fing ich eine dynamische Bewegungsunschärfe der Räder und des Hintergrunds ein. Der Fahrer selbst wird ausreichend scharf abgebildet.
Die OM-D E-M5 Mark III ist mit dem bewährten Phasendetektions-AF-System mit 121 Kreuzsensoren ausgestattet, das verschiedene AF-Messfeldeinstellungen (einzeln und Gruppen) unterstützt. Bisher war dies nur mit den Modellen E-M1X und E-M1 Mark II möglich. Die Präzision des AF wird auch bei Verwendung von besonders lichtstarken Objektiven – im Gegensatz zu vielen Autofokus-Systemen in DSLR-Kameras – nicht beeinträchtigt. Dabei gilt für alle M.Zuiko-Objektive: Selbst bei maximaler Blende und unabhängig vom Motiv arbeitet der Autofokus der E-M5 Mark III präzise und schnell. Ein verbesserter Algorithmus verhindert zudem, dass der Autofokus unerwartet auf den Hintergrund springt.
Laut Olympus sind so sich schnell bewegende Motive, beispielsweise bei der Sport- und Tierfotografie, für die E-M5 Mark III kein Problem. Bei aktivierter AF/AE-Verfolgung werden bis zu 10 Bilder pro Sekunde aufgenommen. Der Algorithmus verwendet dabei AF-Informationen aus der Live-Ansicht und den bereits aufgezeichneten Bildern, um eine schnelle Verfolgung unvorhersehbarer Motivbewegungen und Änderungen der Motivgeschwindigkeit zu gewährleisten.
Das Autofokus-Verhalten kann in umfangreichen Menüs der aktuellen Aufnahmesituation angepasst werden. Es lassen sich Grösse und Form des AF-Felds festlegen, eine AF-Begrenzung definieren oder Priorität und Tracking-Empfindlichkeit für den kontinuierlichen Autofokus bestimmen.
Rund um die Seidlalm gab es weitere Fotomotive. Zwei Modelle in traditionellem Tiroler Outfit posierten mit uralter Ski-Ausrüstung und zwei weitere, vierbeinige Modelle auf der Wiese glotzten gemächlich wiederkäuend unbeeindruckt in die Linse. Die Gesichts- und Augenerkennung der Olympus E-M5 Mark III funktionierte bei den Tirolern sehr gut. Für die Vierbeiner fehlt der Kamera eine Kuhaugen-Erkennung. Ich kriegte sie dennoch mit der normalen AF-Einstellung scharf aufs Bild.
Und sollten alle Kuh- äh ... Autofokus-Stricke reissen, lässt sich mit der E-M5 Mark III auch bestens manuell fokussieren. Dabei unterstützen einem Einstellhilfen wie Bildvergrösserung und Kantenbetonung (Focus-Peaking), sobald am Objektiv-Fokusring gedreht wird. Wenn der Fokusring nicht mehr verwendet wird, kehrt der Bildschirm zur Originalanzeige zurück.
Fünf-Achsen-Stabilisator
Das neue 5-Achsen-Bildstabilisierungssystem der OM-D E-M5 Mark III ermöglicht laut Olympus eine Kompensationsleistung von bis zu 5,5 Lichtwerten (EV) (1). Basierend auf den Informationen des hochempfindlichen Gyro-Sensors und der Bildanalyse steuert der TruePic-VIII-Bildprozessor präzise die Stabilisator-Einheit. Zusätzlich zur Winkelabweichung und Shift-Bewegung werden Rotationsbewegungen korrigiert – perfekt für Aufnahmen aus der Hand. In Kombination mit der integrierten Sync-IS-Funktion einiger Objektive (2), erhöht sich die Bildstabilisationsleistung der OM-D E-M5 Mark III sogar auf bis zu 6,5 EV-Stufen (3).
Die Bildstabilisierung der neuen Olympus-Kamera verblüffte wie schon bei den Profi-Boliden E-M1/M1X einmal mehr und ermöglicht es in vielen Aufnahmesituationen, ganz auf ein Stativ zu verzichten. So ist man wirklich sehr kompakt und beweglich unterwegs. Und bei wenig Licht lässt sich damit auch aus der Hand länger belichten.
Langzeitbelichtungen
Immer wieder verblüffend ist eine einzigartige Aufnahmefunktion von Olympus-Kameras. Mit «Live Composite», das auch die OM-D E-M5 Mark III beherrscht, werden mehrere Aufnahmen mit derselben Verschlusszeit übereinandergelegt und nur die hellen Abschnitte miteinander kombiniert. Somit wird das Phänomen zu heller Bilder bei Langzeitbelichtungen vermieden. Mit Live View lässt sich der Fortschritt der entstehenden Lichtspuren in Echtzeit überprüfen.
Dies probierten wir ab Stativ beim Eindunkeln unterhalb von Rosi's Sonnenbergstuben aus. Die Einstellungen sehen anfangs etwas kompliziert aus, konnten dank erfahrenen «Lightpaintern» jedoch schnell nachvollzogen werden. Die Wirkung ist umwerfend und man kann damit problemlos viele lange Winterabende kreativ verbringen. Olympus sollte diese faszinierende Aufnahmemöglichkeit viel stärker anpreisen.
Anmerkungen:
- Mit M.Zuiko Digital ED 12–40 mm F2.8 PRO bei einer Brennweite von F40 mm (35-mm -Äquivalent: F80 mm), CIPA Standard für zwei Achsen (Yaw und Pitch).
- M.Zuiko Digital ED 12–100 mm F4.0 IS PRO, M.Zuiko Digital ED 300 mm F4.0 IS PRO (Stand 17. Oktober 2019)
- Mit M.Zuiko Digital ED 12–100 mm F4.0 IS PRO bei einer Brennweite von F100 mm (35-mm- Äquivalent: F200 mm), Bildstabilisierung bei halb gedrücktem Auslöser: Aus, Bildrate: hohe Geschwindigkeit. CIPA Standard für zwei Achsen (Yaw und Pitch).