Es gibt Klassik-Freunde, die sich am Tiefgang einer Bach-Fuge oder der Romantik einer Brahms-Sinfonie begeistern können und beim Name Johann Strauss verächtlich an Tritsch-Tratsch-Musik - etwas nobler ausgedrückt "bürgerliche Gesellschaftstänze" , wie die Wiener Walzer und Polkas in Fachkreisen genannt werden - denken. Und wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich mich zu dieser eventuell etwas hochnäsigen Gesellschaft zählen.
Doch da ich immer auf der Suche nach erstklassigen Sinfonie-Orchesteraufnahmen bin, entschloss ich mich - ohne grosse Erwartungen -, so mal ganz kurz in das neuste, in Flac 24 bit/48 kHz bei www.highresaudio.com erhältliche Album mit den Titel "Johannn Strauss" herein zu hören.
Das kürzlich beim Label Wiener Symphoniker erschienene Album "Johann Strauss" mit den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Manfred Honeck bietet nicht nur Kompositionen von Johann II, sondern auch von den Brüdern Josef und Eduard Strauss.
Die Sampling-Frequenz von "lediglich" 48 kHz ist für mich persönlich noch kein Anlass zum Meckern, haben doch Erfahrungen mit eigenen Aufnahme gezeigt, dass bereits zwischen Sampling-Frequenzen von 44,1 kHz und 48 kHz deutlich hörbare Klangunterschiede auftreten können. Zudem ist für mich die Bit-Zahl - also die Auflösung - fast noch wichtiger als die Sampling-Frequenz.
Und nun passiert das absolut Unerwartete: Aus den erwarteten Sekunden werden Minuten und schlussendlich sogar eine ganze Album-Dauer!
Bereits bei den ersten Paar Takten verblüffen eine bemerkenswert grosse Klangbühne, die weit über die Lautsprecher hinauswächst, und eine faszinierende Tiefenstaffelung. Nach einem Orchester-Fortissimo erscheint eine überdimensionierte Soloklarinette, welche die ganze Bühnenbereite in Anspruch nimmt und die sich nach einem gefühlvollen Solo nach und nach ins absolute Nichts verabschiedet.
Das sind Show-Effekte, die nicht gerade audiophil und puristisch, jedoch unglaublich effektvoll sind. Und diese sind bei dieser Art von Musik durchaus angebracht.Der Tonmeister zoomt gerade Bläsersolisten meist sehr nahe zum Hörer. Was aber den üblichen Rahmen einer durchschnittlichen Multimikrofonie-Aufnahmen sprengt, ist eine absolut verblüffende Räumlichkeit, die meine Piega Coax 10.2 Abhörlautsprecher zur Höchstform aufspielen lässt. So hört man trotz dieser Mischpultakrobatik die ganze, riesige und erstklassige Akustik des grossen Salzburger Festspielhauses. Und absolut hervorragend ist es auch, wie die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Manfred Honeck die sinnvoll ausgewählten Werke der Gebrüder Strauss interpretieren.
Show-Time ist also angesagt, und der grossartige und exzellent aufgefächerte Orchesterklang lässt über den ami DN5 Digital-Analogwandler eigentlich kaum mehr Wünsche offen. Doch der Gwunder lässt mich nicht los, wie das Ganze auf dem KingRex UD 384 DAC plus Akkuspeisung klingen könnte. Also schnell gewechselt und gestaunt: Die Streicher erhalten nun einen fast überirdisch schönen Schmelz. Auch die Becken wirken feiner und trotzdem strahlend. Und erst der berüchtigte und sehr obertonreiche Triangel klingt zwar leise, unglaublich fein und zart und ist dennoch klar aus dem Orchesterklang herauszuhören.
Eine Aufnahme, welche die Unterschiede von Komponenten derart klar aufzeigt, muss ausserordentlich gut sein. Und so empfiehlt sich dieses Album nicht nur zum Geniessen, sondern auch um High-End-Komponenten zu testen und High-End-Anlagen dem Publikum in Fachgeschäften oder an Messen ausserordentlich wirkungsvoll vorzuführen.
Fazit:
Ein in allen Bereichen erstklassiges Straussen-Fest, das sogar gestandenen und leicht hochnäsigen Klassikern helle Freude bereiten kann. Hinzu kommt ein Booklet mit einem sehr informativen Text über die Wiener Symphoniker, die Gebrüder Strauss und den Wiener Walzer.