Eigentlich sagt der Eröffnungstext schon alles. Ich finde es direkt schade, diese direkt in meine innersten Gefühlskammern dringende Musik analysieren oder beschreiben zu wollen.
Aber beginnen wir von vorne: Eben von einer Reise durch den Norden Spaniens zurückgekehrt, war ich auf der Suche nach passender Hintergrundmusik zu den vielen Fotos, die, um nicht im digitalen Nirvana zu verschwinden, so schnell wie möglich sortiert, bearbeitet und zu einer Slideshow zusammengestellt werden wollten.
Flamenco passt nicht zu Nordspanien, doch liebe ich rhythmische Musik, mit der auch die Bilderfolge Struktur erhalten kann. «Kind of Spain» war plötzlich da, liess mich nicht mehr los, passte so gut zu den Bildern und hatte den entsprechenden Bezug zu Spanien, ohne zu südlich zu wirken. Auch die vielen Eigenkompositionen hatten es mir angetan – bei bekannten Stücken vergleicht man automatisch und zieht in den meisten Fällen das bereits Bekannte, 100-mal Gehörte vor. Doch sogar «Gassenhauer» wie das «Concierto de Aranjuez» oder «Spain» von Chick Corea wirken auf «Kind of Spain» unvergleichbar, frisch und neu.
Gemeinsam und frei
Zusätzlich beeindruckt mich, dass durchs Band weg das Miteinander zählt. Nirgends hat man das Gefühl, dass sich einer der Musiker besonders profilieren muss; jeder spielt für ein gelungenes Gesamtwerk. Und trotzdem hat es genügend Freiraum für Improvisationen, nach denen man sich wieder zum Arrangement vereint. Und alles wirkt leicht und unverkrampft.
Die Instrumentenkombination ist ideal, und dies vor allem, weil Sebastian Studnitzkys gehauchte Trompetenklänge zusammen mit Wolfgang Haffners verhaltenen, subtilen und geschmackvollen Rhythmen das sanfte Zusammenspiel von Piano, Gitarre, Bass und Vibraphon/Marimba perfekt ergänzen.
Sanft und doch dynamisch
Es gibt kaum laute Töne auf dieser Aufnahme, sie darf als durchwegs sanft, beinahe verhalten bezeichnet werden. Trotzdem fühlt man eine enorme Dynamik, die jedoch vom Zusammenspiel lebt, vom Sich-gegenseitig-Ergänzen. Und obgleich (soweit ich in Erfahrung bringen konnte) kein Spanier bei dieser Produktion mitwirkte, ist die gesamte stolze und feurige Melancholie, die ich an Spanien (und Spaniens Musik) so liebe, vorhanden.
Und nein, ich gehe nicht auf einzelne Stücke ein. Hören Sie sich das ganze Album an, durchgehend, und geniessen Sie die knapp 50 Minuten in einer traurig-schönen, feurig-romantischen Fantasiewelt.