MUSIKREZENSION
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Publikationsdatum
25. Dezember 2019
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Anlässlich der Weihnachtsfeier in seinem ersten Jahr als Kantor in Leipzig wusste das Jahrtausend-Genie Bach ganz genau, mit welchen seiner beiden Werke er das zur Thomaskirche strömende musikhungrige Volk begeistern konnte. So wählte er am Morgen des 25. Dezember 1723 die Kantate «Christen, ätzet diesen Tag» BWV 63 und an der Nachmittagsvesper sein «Magnificat» BWV 243A.

Diese beiden genialen Werke sind nun auf dem Album Bach «Magnificat (Live, Chapelle Royale de Versailles)» des Labels «Chateau de Versailles Spectacles» in absolut HiRes-würdiger Qualität in 24 Bit / 96 kHz zu hören.

Das Orchester Chapelle Harmonique unter der Leitung des gerade mal 23 Jahre jungen Dirigenten und Cellisten Valentin Tournet spielt diese Bachwerke Live vor Publikum. Allerdings ist von den Zuhörern weder Husten noch Räuspern oder gar Applaus zu vernehmen. Trotzdem herrscht im Saal echte Konzert-Stimmung. Gespielt wird auf originalen Instrumenten, aber ohne jegliche «Authentik-Mätzchen» wie zum Beispiel das grauenvolle Nachdrücken der Töne oder abstruse Tempi-Wahlen. Und wenn der junge Dirigent dann und wann doch mal ein recht rasantes Tempo wählt, dann meistern dies sowohl die Instrumentalisten wie auch die Sänger mit Bravour.

Pseudo-Authentik nein! Hier ist Bach pur zu hören.

Beide Werke sind sehr vielfältig und abwechslungsreich. Mit vier Trompeten und drei Oboen ist die Kantate 63 besonders festlich besetzt. Aber auch das Magnificat ist gekrönt von herrlich strahlenden Blechbläserklängen. Und wie auf den Fotos zu sehen ist, wird auf antiken Trompeten ohne Ventile gespielt.

Aber auch die Oboen aus Bachs Epoche haben die typischen Klangfarben der damaligen Zeit. Anfänglich waren von Musikern, die sich auf diesen Instrumenten versuchten, noch gut hörbare Intonationsschwierigkeiten zu hören. Heute haben sich etliche Bläser auf das Spielen alter Instrumente spezialisiert und beherrschen diese nun perfekt.

Das Orchester Chapelle Harmonique spielt prunkvolle, barocke Werke, die gekrönt werden von schmetternden Trompetenklängen.Das Orchester Chapelle Harmonique spielt prunkvolle, barocke Werke, die gekrönt werden von schmetternden Trompetenklängen.

Für dieses Album nahm Tournet die erste Fassung des «Magnificat» auf. Sie steht in Es-Dur und ist gerade für die Blechbläser eine echte Herausforderung. Zudem bevorzugt Bach hier die Blockflöten mit ihrem pastoralen Timbre gegenüber den Traversflöten. Wer sich ob dem speziellen Klang der Blockflöten nervt und sich halt doch lieber Traversflöten gewünscht hätte, muss nur kurz bei der Arie «Esurientes implavit bonis» etwas leiden. Doch hat Bach, wenn man die Geschichte studiert, hier tatsächlich Blockflöten gewählt.

Von den Klängen der Streicher kann ich nur schwärmen. Selten bis gar nie (!) habe ich derart feine, zarte und dennoch sagenhaft brillante, obertonreiche Violinen ab Konserve gehört. Dass auch Stimmen – egal ob solo oder im Chor – meisterhaft gebracht werden, stellt den Tontechnikern ein ausgezeichnetes Zeugnis aus.

Aufgenommen wurde dieses Album am 22. Dezember 2018 in der Schlosskapelle von Versailles. In dieser anno 1710 fertiggestellten prunkvollen Hofkapelle mit seiner Kathedralen-ähnlichen Akustik führt das Label «Chateau de Versailles Spectacles» seit 2009 Konzerte mit namhaften französischen und internationalen Ensembles durch.    

Leider werden keine Angaben über die verwendeten Mikrofone, deren Aufstellung und die restliche Aufnahmetechnik gemacht. Lediglich auf den Fotos ist die Aufstellung der Mikrofone erkennbar. Offenbar handelt es sich um konventionelle Multimikrofonie. Tatsache ist: Die Aufnahme-Crew hat hier stereophone Live-Aufnahmen erstellt, die man kaum noch besser machen könnte.

Als ich mich vor meine beiden von Forte-Audio-Vintage-Verstärkern angesteuerten Piega Coax 311 setze (Qobuz-Streaming/Download via Pioneer XDP-300R), spannt sich eine sehr breite und räumlich tiefe Klangbühne auf. Der Mitten-Eindruck ist absolut verblüffend, als ständen dort nochmals etliche Boxen. Ganz deutlich ist die exzellente Akustik dieser Schlosskapelle zu hören, und es kommt tatsächlich so etwas wie Konzertstimmung auf. Die Coax-Bändchen der Coax 311 werden hier ganz besonders gefordert. Sie liefern eine fantastische Feinzeichnung.

Fazit

Die hier vorliegenden Aufnahmen mit den Bachwerken BWV 63 «Christen ätzet diesen Tag» und «Magnificat» BWV 243a bieten keine Pseudo-authentische Interpretation barocker Meisterwerke, sondern Bach pur. Und dies meisterhaft auf originalen Instrumenten gespielt und perfekt aufgenommen.

STECKBRIEF
Interpret:
Chepelle Harmonique, Valentin Tourent
Besetzung:
Chor und Orchester
Albumtitel:
Bach: «Magnificat»
Komponist:
J. S. Bach
Herkunft:
Frankreich
Label:
Chateau de Versailles Spectacles
Erscheinungsdatum:
2019
Tonformat:
Flac 24 Bit / 96 kHz
Medium:
Streaming / Download
Musikwertung:
10
Klangwertung:
10
Bezugsquellen