Mit dieser Technik kommen Camcorder und netzunabhängige Edit-Systeme künftig ohne Kassettenmechanik oder optische Disc-Laufwerke aus. Panasonic schafft damit die Voraussetzungen für wartungsfreies professionelles Equipment in der elektronischen Berichterstattung. Das neue Produktkonzept schliesst an die Philosophie des DVCPRO-Videoformates an. Die Erstauslieferung der Geräte ist auf Frühjahr 2004 geplant.
Kompatibilität mit der DV-Komprimiereung
Die Kompatibilität mit dem DVCPRO-Format von Panasonic erlaubt die Koexistenz von Band und Halbleiterspeichern.Zudem verwenden verschiedene Hersteller wie Apple, Avid, Canopus, Matrox, Pinnacle, Thomson - Grass Valley, Leitch, Quantel in Anwendungen für nicht lineares Editieren und bei Videoservern die DV-Kompressionen mit 25Mbps und 50Mbps in grossem Umfang für Aufzeichnungs-, Bearbeitungs-, Playout- und Computer-Netzwerksysteme.
Daher war es bei den Designüberlegungen eines neuen Aufzeichnungssytemes wichtig, eine vollständige Kompatibilität mit der vorhandenen DV-Komprimierung zu erreichen. Dies nätürlich bei allen möglichen Datenraten bis zu HD (100Mbps).
Vor- und Nachteile einzelner Aufzeichnungstechnologien
Bei der Entwicklung eines neuen digitalen ENG-Systems der nächsten Generation wurden von Panasonic die verschiedenen aktuellen und künftigen Technologien untersucht.Das Videoband hat sich als zuverlässiges Speichermedium etabliert und gilt als bewährte Technologie, welche sich auf umfangreiche Erfahrungen auf der ganzen Welt stützen kann. Videoband ist jedoch ein lineares Medium. Ausserdem erfolgt die Aufzeichnung durch elektromechanische Geräte, die unbeachtet der Zuverlässigkeit mechanischem Verschleiss (Teile, Köpfe) unterliegen. Daher ist eine ständige Wartung der Produkte notwendig.
Bei der Festplattentechnologie werden immer kleinere Bauformen erreicht und die Kosten pro MB werden auch in den nächsten Jahren kontinuierlich fallen. Festplatten sind aufgrund ihrer schnellen Übertragungsraten und der weiten Verbreitung in Videoservern und nicht linearen Bearbeitungssystemen eindeutig sehr attraktiv. Doch sie sind schwer, relativ anfällig und empfindlich gegen Stösse und dauernde Vibrationsbeanspruchung.
Die wiederbeschreibbare DVD ist besonders interessant, da sie fast überall erhältlich ist und daher zu attraktiven Preisen beschafft werden kann. Die Schreibgeschwindigkeit ist jedoch nicht hoch genug ist, um DV-Komprimierung in Echtzeit aufzuzeichnen. DVDs sind deshalb für Camcorder-Anwendungen nur beschränkt tauglich.
Bei Blue-Ray, der neusten Technologie der optischen Medien, das für den japanischen Consumermarkt für HDTV-Aufzeichnungen entwickelt wurde, ist zwar die Schreibgeschwindigkeit hoch genug, um DV-Komprimierungen mit 25Mbps in Echtzeit aufzunehmen. Die Blue-Ray-Discs mit Consumer-Spezifikation können aber die Datenrate von 50Mbps für Aufzeichnungen in Studioqualität nicht erfüllen. Als weitere Hindernisse zeigten sich Probleme in Bezug auf Schlagfestigkeit, Temperaturbeständigkeit (Blue Ray Betriebstemperatur 5-55°C), Empfindlichkeit bei dauernden Vibrationen (Motorrad, Helikopter) und Datenraten für HD-Aufzeichnungen.
Halbleiterspeicher als Lösung

Durch Modifikationen am Gehäuse der SD Memory-Karte hat Panasonic eine professionelle Halbleiter-Speicherkarte in Grösse einer PCMCIA-Karte geschaffen. Sie besitzt die vierfache Übertragungsgeschwindigkeit und die vierfache Kapazität einer normalen SD Memory-Karte.
Die Speicherkarte unterstützt beispielsweise beim Schreiben und Lesen Datenraten von bis zu 640Mbps. Dies reicht für die Übertragung von Daten in DVCPRO-Qualität und DV-Komprimierung in 20-facher Geschwindigkeit. DVCPRO50 kann mit 10-facher oder DVCPRO-HD mit 5-facher Geschwindigkeit übertragen werden.
Dementsprechend reicht die Kapazität der professionellen Halbleiter-Speicherkarten mit 4GByte für 18 Minuten DVCPRO mit DV-Komprimierung. Diese wird bis 2005 auf 16GByte ausgebaut. Später werden Karten mit 72GByte erhältlich sein, die 288 Minuten DVCPRO, 144 Minuten DVCPRO50 oder 72 Minuten DVCPRO-HD aufzeichnen können.
Wartungsfrei

Camcorder, die mit Halbleiter-Speicherkarten arbeiten, sind zudem sehr unempfindlich gegen extreme Temperaturen (insbesondere extreme Kälte), Vibrationen, Stösse, Luftfeuchtigkeit, Regen, Schnee und Staub. Durch die Verwendung kleinerer Medien lassen sich leichtere und kleinere Camcorder bauen.
Da ausschliesslich Halbleiter verwendet werden, lässt sich die Leistungsaufnahme im Vergleich zu einem Camcorder mit Videoband reduzieren.
Da die Halbleiter-Speicherkarten direkt in einen PCMCIA-Steckplatz des PCs gesteckt werden können, lassen sich die Inhalte sofort im Feld bearbeiten oder schnell als Datei zu einem Videoserver übertragen. Dank wahlfreiem Zugriff und Netzwerkfähigkeit des PCs verbessert sich der Workflow erheblich.
Die Halbleiter-Speicherkarten können fast unbegrenzt wieder verwendet werden. Eine Karte lässt sich bis zu 100 000 Mal wieder beschreiben. Das entspricht einer Lebensdauer von etwa 14 Jahren.
Bearbeitung und Datenaustausch

Bei Visionierungen werden die Video- und Audiodateien mit Hilfe der von Panasonic gelieferten Treibersoftware bespielsweise auf dem Windows Media-Player abgespielt. Für Computer ohne PCMCIA-Steckplatz ist ein externer USB2-Adapter zu PCMCIA mit gleichen Funktionsumfang erhältlich.
Muss die Bildqualität auf einem Videomonitor überwacht werden, gibt es mehrere Lösungen. Die eine Möglichkeit ist, das Video über eine Video-Capture-Karte abzuspielen, zum Beispiel eine Matrox RT2000 mit Composite- und S-Video-Ausgängen.
Als zweite Möglichkeit bietet sich an, einen professionellen LCD-Monitor für Studioanwendungen einzusetzen. In diesem Fall wird der LCD-Monitor an den VGA-Ausgang des Computers angeschlossen.
Einspielen im Studio
Bei den zur Zeit installierten On-Air-Playbacksystemen sind dank durchgehender DV-Komprimierung keinerlei Änderungen nötig.Falls Bassmoden ein Problem bilden, lassen sich aktive Bassfallen aufstellen. Diese sind nicht sehr gross und lassen sich daher auch nachträglich installieren. Bassfallen machen genau das, was deren Name impliziert. Man könnte auch passive Bassfallen aufstellen, aber die sind so gross, dass sie wohl eher störend wirken. Die zurzeit wohl besten aktiven Bassfallen sind die AVAA der Schweizer Firma PSI Audio. Diese stellt man in eine Raumecke, je nach Raumgrösse mehrere in mehrere Raumecken, schliesst sie an das Stromnetz an und geniesst die verbesserte Basswiedergabe. Die Bassfallen bewirken, dass die tiefen Frequenzen an den Wänden nicht reflektiert, sondern weitgehend absorbiert werden.
Alternativ verwendet man einen «Raum-Equalizer», der ebenfalls Bassmoden, aber auch Probleme mit hohen Frequenzen beheben kann. Bassmoden äussern sich in Pegel-Überhöhungen bei bestimmten Frequenzen, aber auch in Pegel-Absenkungen bei wiederum anderen Frequenzen. Die Überhöhungen lassen sich mit einem Equalizer bedämpfen. Die Absenkungen lässt man besser bestehen, da ein Equalizer diese nur schwer kompensieren kann, da die Absenkungen extreme Werte (bis zur kompletten Auslöschung) annehmen können. Zudem besteht die Gefahr, dass benachbarte Frequenzen zu stark angehoben werden.
Die Effektivität der Massnahmen zur Verbesserung der Musikwiedergabe lässt sich mit einem USB-Mikrofon und einem Messprogramm ermitteln. Das Programm zeigt den Frequenzgang an der Hörposition und dient dadurch als Hilfe zur optimalen Einstellung des Raum-Equalizers oder der Positionierung der Bassfallen. Es ist natürlich auch möglich, diese Optimierung rein hörtechnisch vorzunehmen. Dazu wird man ein Musikstück als Referenz nehmen, welches den gesamten Frequenzbereich abdeckt, so dass eben Bassmoden angeregt werden, und dass auch hohe, vielleicht schrille Frequenzen wiedergegeben werden.
Wenn man ein bestehendes System optimiert, kann es passieren, dass die Basswiedergabe plötzlich als zu schwach empfunden wird. Man kann sich an Bassüberhöhungen gewöhnen, sodass die damit verbundenen Probleme als «normal» erscheinen. Man wird sich aber bald an eine korrekte Basswiedergabe gewöhnen und sie auch zu schätzen wissen, wenn alle Bassfrequenzen «gleichberechtigt» klingen.

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