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Über die ersten Erfahrungen mit der mehrkanaligen SACD im Galaxy-Studio in Mol Belgien hat avguide bereits berichtet. Doch zu Hause, mit eigenem Equipment, tönt alles etwas anders.Der welterste erhältliche mehrkanalige SACD-Player, der SACD 1000, stammt von Philips
Bekanntlich erlaubt es dieses Bassmanagement-System, kleinere und nicht so basstüchtige Center- und Rear-Lautsprecher im Setup als "small" zu wählen. In der Folge wird der Bassbereich für diesen Kanal beschnitten. Der weggefilterte Bassanteil geht jedoch nicht verloren, sondern wird zum Subwoofer geleitet. Eine äusserst sinnvolle Sache, wenn man bedenkt, wieviele Leute, mich eingeschlossen, eben nicht fünf identische und grosse Lautsprecher verwenden, sondern etwas kleinere Center- und Rear-Boxen benutzen.
Doch nach diesem Wermutstropfen dann die Erleuchtung: Der Grund für meine Begeisterung lag nicht allein bei der vom Prinzip her hervorragenden Qualität der mehrkanaligen SACD, sondern bei zwei aussergwöhnlich guten Aufnahmen, die unterschiedlicher nicht hätten ausfallen können. Während der Sound der deutschen Rock-Band mit dem appetitlichen Namen Guano Apes auch hartgesottene Raumklangfans glatt an die Wand knallt, entführt die Sacred Feast mit dem Gaudeamus Chor aus den USA Freunde sakraler Chorklänge in himmlischen Sphären.
Die Aufnahmetechnik entscheidet
Lob für Sony: Der mehrkanalige SACD-Player SCD-XB770B von Sony bietet das so nützliche Bassmanagement-System. Er kommt Juni/Juli 2001 auf den Markt
Von zahlreichen DVD-Audio-Demo-Discs bekannt ist die einfallslose Aufteilung einer Band in fünf nicht miteinander kommunizierende Schallquellen. Das klingt dann folgendermassen: Vorne links Sax, in der Mitte die Sängerin, rechts das Klavier und von hinten knallen Drums und dröhnt ein Bass. Jedes Instrument ist klanglich und räumlich vom anderen isoliert - von einem homogenen Bandklang kann nicht die Rede sein. Analog zur verpönten Ping-Pong-Stereofonie möchte ich diesen neusten Fehltritt der Aufnahmetechnik als Ping-Pong-Surroundofonie bezeichnen.
Weiter darf diskutiert werden, ob der Hörer inmitten des Orchesters oder im Konzertsaal sitzen soll und will. Bei der Gaudeamus-Choraufnahme (Sacred Feast DMP SACD-09) hat der Hörer den Eindruck, vor einem Chor in einer riesigen Kirche zu sitzen. Der Sound der Guano Apes (Super Sonic 051) umhüllt und malträtiert den Hörer von allen Seiten, was bei dieser Art von Musik durchaus seinen Zweck erfüllen kann.
Von einer eindeutigen klanglichen Überlegenheit der SACD mit ihrer topmodernen DSD-Tontechnik gegenüber der konventionellen PCM-Technik der DVD-Audio, kann im Moment noch nicht geredet werden. Dazu müssen erst mal Aufnahmen mit identischem Klangmaterial her, die sowohl in konventionallem PCM, als auch in DSD erstellt wurden. Telarc hat bereits die Ouverture 1812 von Tschaikowsky auf DVD-Audio und mehrkanaliger SACD im Köcher. Dies wird ein hochinteressanter Vergleich werden.
Wie die restlichen der im Aufreisser abgebildeten Multichannel-SACDs klingen, erfahren Sie in den demnächst folgenden Rezensionen.
Fazit
Der erste wirklich hautnahe Kontakt mit der mehrkanaligen SACD fiel nicht zuletzt dank zweier hervorragender Aufnahmen sehr positiv aus. Wünschenwert, ja geradezu ein Muss, ist jedoch das Bassmanagement, sowohl bei der DVD-Audio als auch bei der mehrkanaligen SACD.