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Der entscheidende Einfluss des Lautsprechers auf die Klangqualität der gesamten HiFi-Kette und die Annahme, dass man mit dem gewählten Produkt wohl jahrelang leben wird, rechtfertigen es sicher, sich bereits vor dem Besuch beim HiFi-Händler einige grundsätzliche Gedanken zu den Anforderungen an seinen neuen Wunschlautsprecher zu machenKriterium - wohngerechte Abmessungen
Die Grösse wird dabei in den meisten Fällen ein gewichtiges Kriterium sein. In der Regel gilt die Devise, dass die Baugrösse im direkten Zusammenhang mit einer breitbandigen Tieftonwiedergabe und dem erzielbaren Dynamikumfang steht.Sollten die Wohnraumabmessungen oder der Wunsch nach einem ästhetisch möglichst unauffälligen Lautsprechersystem die Wahl auf einen Kleinlautsprecher lenken, kann die zusätzliche Anschaffung eines Subwoofers, der sich relativ unauffällig plazieren lässt, zu einer gangbaren Alternative werden. Vorsicht ist geboten bei passiv ausgelegten „Bandpasssubwoofern“, da diese in der Regel ein sehr schlechtes Impulsverhalten besitzen. Ein aktiver Subwoofer ist die teuerste aber auch beste Wahl. Zudem bieten sie diverse klangliche Anpassungsmöglichkeiten z.T. sogar via mitgelieferter Fernbedienung.
Die Grösse des eigenen Wohnraums ist ebenfalls zu berücksichtigen. Einen imposanten Dipolstrahler bei beschränkten Platzverhältnissen in die Raumecke zu zwängen, macht sicherlich keinen Sinn. Eine Grundfläche von mehr als 20 m2 ist für einen reinrassigen Dipolstrahler Voraussetzung. Auf der anderen Seite nimmt die benötigte akustische Leistung linear zum Raumvolumen zu und wird einen Kleinlautsprecher schnell an seine Leistungsgrenzen treiben.
Wieviele Wege dürfen es denn sein?
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Ein Lautsprecher mit vielen Chassis muss nicht besser sein. Ganz clever der Tannoy Zweiweg-Lautsprecher mit Koaxial-Chassis. Der Hochtöner ist im Bass eingebaut. Sieht nach wenig aus, klingt aber um so besser...(Bild Tannoy)
Die gängige Lösung ist die Aufteilung der Frequenzbereiche auf unterschiedlich grosse Lautsprecherchassis. Will man zudem einen hohen Dynamikumfang mit grossem maximalem Schalldruck erzielen, führt dies automatisch zu einer Box mit mehreren Wegen.
Ein Lautsprecher mit vier oder fünf Wegen und der entsprechenden Anzahl Chassis besitzt zwar einen grossen Dynamikumfang, entfernt sich jedoch notgedrungen vom Ideal der punktförmigen Schallquelle und bürdet sich eine Unzahl neuer Probleme auf. Da die Chassis relativ weit voneinander platziert werden müssen, kommt es zu mehrfachen Laufzeitverzerrungen und Interferenzen. Zudem ist die Phasenlage der aufwendigen Weiche kaum mehr in der Griff zu bekommen.
In der Regel bilden Zwei- und Dreiweg-Lautsprecher den besten Kompromiss. Ein Lautsprecher mit fünf Wegen und fünf auf einer planen Schallwand platzierten Chassis wird kaum jemals tonal ausgewogen klingen. Bei Kleinlautsprechern reichen zwei Wege völlig aus. Ein zusätzlicher Mitteltöner dient hier oft lediglich als optischer Kaufanreiz für den Kunden. Dass Breitbandlautsprecher mit einem einzelnen Treiber immer wieder für ihre Homogenität gerühmt werden, kommt nicht von ungefähr. Eine sehr elegante Lösung sind die soganannten Koaxial-Chassis. Da hier der Hochtöner im Zentrum des Basslautsprechers platziert wurde, entstehen kaum Laufzeitunterschiede, weil die Frequenzen vom gleichen akustischen Zentrum abgestrahlt werden.
Anders aus sieht es bei grösseren Lautsprechersystemen. Für echten Tiefbass und die richtige „Attacke“ eines Schlagzeugs mit Bassdrum benötigt man eine ausreichende Membranfläche. In guten Dreiwegkombinationen strahlt der Basstreiber (eventuell auch als Doppelbass ausgelegt) lediglich das unterste Frequenzband bis etwa 150-200 Hertz ab, während der auf Verfärbungen und Phasenfehler empfindliche obere Gehörbereich von Mittel-/Hochtöner abgedeckt wird.
Wirkungsgrad
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Replicas sind momentan im Trend. Auch die Klipsch Heritage Serie wird neu aufgelegt. Dank dem Wirkungsgrad von über 100dB bei einem Watt, kann man beim Verstärker einiges Geld sparen. Kleine Leistungen ab 5 Watt reichen bereits aus.
Für jede Verdoppelung der Lautstärke wird vom Verstärker eine um Faktor zehn (!) grössere Leistung gefordert. Ein Lautsprecher mit schlechtem Wirkungsgrad kann daher im Zusammenspiel mit einem leistungsschwachen Verstärker den Dynamikumfang merklich einschränken.
Geht man davon aus, dass Klassikaufnahmen einen Dynamikumfang von gut und gerne 40dB besitzen, kann man sich eine Vorstellung machen, welche Leistungsspitzen vom Verstärker gefordert werden. Eine Endstufe mit klanglich guten Eigenschaften und hoher Leistungsabgabe zu bauen, ist jedoch keine einfache Sache und geht entsprechend ins Geld. Auf der anderen Seiten gibt es eine ganz Reihe von fein klingenden Verstärkern - oft englischer Bauart - in angenehmen Preislagen, die aufgrund ihres beschränkten Leistungsumfangs jedoch auf einen guten Wirkungsgrad des Lautsprechers angewiesen sind. Als Faustregel gilt, dass ein um 3 dB geringerer Wirkungsgrad die benötigte Verstärkerleistung verdoppelt.
Klangkritierien
Nehmen Sie sich Zeit, Ihre eigenen Klangvorstellungen und Vorlieben herauszuarbeiten. In der Realität ist jeder Lautsprecher ein Kompromiss, bei dem der Entwickler entweder gute Allround-Fähigkeiten oder herausragende Eigenschaften in bestimmten Teilbereich in den Vordergrund stellte. So manch ein Entwickler hat hier seine eigenen Vorlieben, die ihm besonders wichtig erscheinen und dementsprechend in die Lautsprecher einfliessen lässt.Denkbare Klangkriterien wären:
· Neutralität — klingt die Trompete eventuell etwas nasal?
· Auflösungsvermögen — hab ich Mühe, die feinen Details des Orchester herauszuhören?
· Ausgewogenheit — werden eventuell einzelne Lagen lauter als andere wiedergegeben?
· Homogenität — klingt die Jazzcombo wirklich wie aus einem Guss, oder wirken die Einzelinstrumente isoliert?
· Durchsetzungskraft — macht der Bass auch beim Dubbass des HipHopers nicht schlapp?
· Standfestigkeit — klingt die Box auch bei hoher Lautstärke noch impulsiv ohne grell zu wirken?
· Abstrahlcharakteristik — klingt‘s nach Kiste oder haben die Instrumente ihre angestammte Grössendarstellung? Manche High End Modelle zeichnen hingegen in „Übergrösse“.