Qobuz

Qobuz ist eine Multifunktionsplattform: Sie bietet Streaming und Download, und richtet sich an den strukturierten Musikhörer und Sammler. Die Startseite (Home) ist übersichtlicher gegliedert als bei Tidal. Es geht primär um Informationsvermittlung über neue Alben, von der Presse ausgezeichnete Alben, Album-Charts, Vorschläge für eine Referenz-Bibliothek und ebenfalls kuratierte Playlisten. KI-generierte Playlisten, die sich am gespielten Inhalt orientieren, hat Qobuz kürzlich eingeführt – zunächst bei den Mobile-Apps. Auf die Anzeige von Songtexten, wie sie Tidal bietet, muss man bei Qobuz verzichten. Dafür sind Album-Booklets als PDF verfügbar – sofern sie die Labels liefern. Was bei Klassik-Alben fast durchgängig der Fall ist. Bei Pop und Jazz sind Booklet-Beigaben eher selten.
Das fundierte Qobuz-Magazin bietet umfangreiche Hintergrundinfos zu Alben und Künstlern. Zum Informationsumfang gehören Albumkritiken, Biografien, Interviews, Artikel über Audiotechnik, digitale Booklets und Credits, die beteiligte Künstler und Aufnahmeteams benennen. All das ist für Musikliebhaber, die tiefer in die Materie eintauchen wollen, ein echter Mehrwert.


Das zentrale Genre-Filter auf der Qobuz-Startseite rechts oben steuert alle oben erwähnten Kriterien. Wird ein Filterkriterium (oder mehrere) ausgewählt, werden in allen Themenbereichen der Startseite nur noch dem Genre entsprechende Inhalte angezeigt. So findet der Reggae-Liebhaber nur noch Reggae-Titel, -Playlisten, -Charts, -Presseauszeichnungen usw. Ein starkes Feature, das erstaunlich gut funktioniert. Jedoch können sich falsch getaggte, artfremde Alben in eine solche Liste einschleichen.

Qobuz bietet keine Lautstärkenormalisierung. Eigentlich schade, obwohl der Autor als primärer Klassik-Hörer dieses Feature nicht vermisst. Bei Klassik werden mehrheitlich zusammenhängende Werke gehört. Die unterschiedlichen Sätze haben kompositorisch bedingte Lautstärkeunterschiede, die man nicht ausgleichen muss und darf. Aber nicht jeder hört klassische Musik. Bei Tidal lässt sich diese Funktion bei Bedarf nutzen. Es gäbe auch die Möglichkeit, wahlweise eine Inter-Track- und Inter-Album-Normalisierung anzubieten.
Die beiden Suchbegriffe «Paul Simon, You can Call me Al, Anniversary Edition» (Interpret, Titel, Album) und «Beethoven 8. Symphonie, Antonini, Allegro vivace» (Komponist, Dirigent, 4. Satz) findet die Qobuz-Suchfunktion korrekt. Allerdings kann die Reihenfolge der einzelnen Begriffe einen Einfluss auf das Suchresultat haben. Die Audioauflösung wird bei Qobuz immer im technischen Format angezeigt, HiRes-Alben sind mit einem Label gekennzeichnet.

Fazit
Ob Qobuz oder Tidal die richtige Wahl ist, muss jeder Musikfreund selbst beurteilen. Wer eine klare Struktur und fundierte Zusatzinformationen rund um ein Musikthema sucht, wird sich bei Qobuz schnell zurechtfinden. Hier geht das Entdecken über selbst definierbare Pfade, die leiten. Was aber auch weniger dazu führt, dass man in einem gänzlich unbekannten, aber dennoch reizvollen Terrain landet. Das Tidal-Konzept zeigt eine eher wirre Struktur. Gezieltes Suchen steht hier nicht im Vordergrund, eher das zufällige Entdecken, das flüchtige Kennenlernen und Weiterziehen. Ein interessantes Konzept für Jüngere, die noch auf der Suche nach ihrem favorisierten, persönlichen Musikstil sind.