Das Schloss Greifensee, das im 16. Jahrhundert erbaut wurde, strahlt eine gemütliche Atmosphäre aus und bietet den perfekten Rahmen für den Genuss von Musikanlagen, die für langjährige Partnerschaften im heimischen Wohnzimmer gebaut wurden. In den historischen Zimmern und Foyers des Schlosses, ergänzt durch Räume im Landenberg-Museum, präsentierten 16 Aussteller während drei Tagen hochwertige Produkte für die Musikwiedergabe. Von High-End-Verstärkern und Lautsprechern bis hin zu Plattenspielern und Streaming-Systemen: Die Ausstellung hatte alles, was das audiophile Herz begehrt.
Das Klangschloss ist aber inzwischen weit mehr als eine Produkt-Show. Organisator Markus Thomann gelang es mit seinem bewundernswertem Elan und Engagement, eine aussergewöhnliche HiFi-Erlebniswelt zu organisieren.
Vom Live-Konzert zur HiFi-Musikanlage
Meines Wissens einmalig ist die Möglichkeit, ein Live-Konzert zu besuchen und die aufgenommene Musik anschliessend direkt mit der Vorführung über Musikanlagen zu vergleichen.
Im Landenberg-Konzertsaal fanden die Aufnahmesessions mit Publikum statt, bei denen jeden Tag ein anderes Ensemble spielte. Das Trio Compassion (Jazz), Puchero (Flamenco) und Lilly Martin (Blues) hatten jeweils 3 mal 30 Minuten Spielzeit Spielzeit. Zweimal am Tag wurde eine der aufgenommenen Session mit halbstündiger Verzögerung als Stream den Ausstellern zur Verfügung gestellt. Das Publikum hatte so die Möglichkeit, den Originalklang mit der Wiedergabe über die High-End-Musikanlagen zu vergleichen.
Um den Vergleich so authentisch wie möglich zu gestalten, wählte Ralf Zünd von 2-Inch-Records ein extrem puristisches Setup. Die Live-Session wurde mit zwei Kondensator-Mikrofonen von Bruel&Kjaer vom Typ 4003 mit Kugelcharakteristik, die an einer Jecklin-OSS-Scheibe montiert sind, aufgenommen. Das Mikrofon-Signal wurde durch Schweizer Röhrenvorverstärker von Pawel Acoustics verstärkt und direkt auf einer Studer-A80-Bandmaschine gespeichert. Es kamen keinerlei klangbearbeitende Studio-Komponenten zum Einsatz. Parallel zur rein anlogen Linie erfolgte eine Digitalisierung mit dem mobilen Festplattenrecorder Nagra VI. Direkter geht es wirklich nicht.
Natürlich gibt es die Einschränkung, dass das Publikum anders positioniert ist und damit nicht den absolut identischen Klang wie die Mikrofone auf der Jecklin-Scheibe hört. Trotzdem war der nachfolgende Check zur Wiedergabe über die Musikanlagen auch für den Autor ein faszinierendes und aufschlussreiches Erlebnis.
Der Weg von Live über die Wandlung von akustischer zu elektrischer Energie und vice versa über die Lautsprecher im Wohnzimmer bleibt eine grosse Herausforderung. Tonal gibt es wenige Probleme. Die heutigen System sind so hochauflösend und transparent, dass sie auch Nuancen im Klangtimbre und in der Spielweise kohärent reproduzieren. Bei der Räumlichkeit und Dynamik wird es aber auch für sehr hochwertige Anlagen schwierig. Im Vergleich zum Live-Erlebnis war für mich der Sweetspot bei vielen Musikanlagen viel zu eng.
Bei all den engagierten Diskussion über Finessen in der Wiedergabekette vergisst man gerne, welch fundamentaler Einfluss zum Beispiel die Mikrofonierung während der Aufnahme besitzt. Die Position ein wenig mehr nach hinten, den Winkel etwas nachjustieren – und schon ändert sich das Klangbild bisweilen dramatisch. Die Bedeutung von Nuancen in der Wiedergabekette relativiert sich da schnell.
Die gemachten Aufnahmen werden als Vinyl-LP und als HiRes-Downloads angeboten. Bis es für die diesjährigen Live-Sessions so weit ist, muss man sich noch etwas gedulden. Seit diesem Frühjahr erhältlich sind die Landenberg-Sessions von 2022. Die exklusive Doppel-LP in limitierter Auflage, geschnitten im DMM-Verfahren direkt ab Masterband und gepresst bei Adon gibt es im Klangschloss-Onlineshop zu kaufen.
Vinylbörse und das Analog-Bistro
Ein weiteres Highlight der Messe war die Schallplattenbörse. Hier konnte man nach Herzenslust stöbern und nach seltenen Schätzen suchen. Es war toll zu sehen, wie viele die Leidenschaft für die Schallplatten leben und mit wie viel Hingabe das Angebot an Vinylscheiben gepflegt wird. Das «Analog-Bistro» wurde zu einem Treffpunkt, an dem man sich über Gehörtes, Komponenten, Vinyl-Raritäten und Musik austauschen konnte.
Die Schallplattenbörse und das «Analog Bistro» wurden von der «Analogue Audio Association» betrieben. Kreativ fand ich den Ansatz, durch die Versteigerung von fünf analogen Einsteiger-Anlagen auf Ricardo darauf hinzuweisen, dass guter «analoger Klang» nicht zwingend mit grossen Investitionen einhergeht.
Kopfhörer-Küche
Eine Kopfhörer-Sektion darf heute an einem Publikum-Event für High-End nicht fehlen. Alle ausgestellten Hörer wurden vom selben Musikserver von Weiss bespielt, sodass ein direkter Vergleich möglich war. So konnte man sich nach Belieben durch die aktuellen Modelle von Stax, Audeze, Hifiman, Focal und Sendy Audio durchhören.
Es ist erstaunlich zu sehen, wie Innovationen in der Kopfhörer-Welt immer wieder Nischen schaffen und beeindruckende Ergebnisse liefern. Der Kopfhörerverstärker «Authentic Stereo Monitor ASM 6-3 SP» von Erich Meier, der in 13 Jahren Entwicklungsarbeit entstand, ist ein Beispiel dafür. Das patentierte Verfahren, das mit verschiedenen Laufzeitverzögerungen arbeitet, soll das Klangbild der Lautsprecher im Stereo-Dreieck auf den Kopfhörer übertragen und die unnatürliche «In-Kopf-Lokalisation» auflösen. Das Ergebnis ist eine Klangwahrnehmung, die um Welten angenehmer ist. Für Kopfhörer-Enthusiasten, die Musik oft zuhause hören, könnte der Amoenus-Kopfhörerverstärker eine Überlegung wert sein. Allerdings ist der handgefertigte Verstärker mit einem Preis von 4999 Franken kein Schnäppchen.
Zapletal Akustik fand bei seinen «Fabs-Fabulous-Earphones» eine Methode, um den perfekten Sitz und eine hervorragende Schalldämmung zu gewährleisten. Durch das Ausgiessen der Ohrmuschel können die Kopfhörer perfekt an die individuelle Anatomie des Trägers angepasst werden. Die Schalldämmung soll so gut sein, dass man auf eine elektronische Geräuschunterdrückung verzichten kann.