
Es ist saukalt um sechs Uhr früh im Nationalpark Kemeri, unweit von Riga, der Hauptstadt von Lettland. Die herrlich frische Morgenluft vertreibt die letzte Müdigkeit aus den Knochen und macht den Kopf klar für die Schönheiten der Natur.
Ein Dutzend dick vermummte Journalisten des Canon EOS-RP-Workshops stapft vorsichtig über die gefrorenen Bretter des Holzstegs, der sich über die Sumpflandschaft zum Aussichtsturm hinschlängelt. Schon ist ein schwaches Rotgelb der aufgehenden Sonne zu erhaschen, und die völlig ruhig daliegenden Tümpel und Seen bieten fantastische Fotomotive. Bäume, Pflanzen, Wolken und erste zaghafte Sonnenstrahlen spiegeln sich darin. Auch Nicht-Naturfotografen können sich kaum dieser Faszination entziehen.
Das noch spärlich vorhandene Licht kümmert den Vollformat-Sensor der neuen spiegellosen Canon EOS RP kaum. Durch seine grossen Pixelabmessungen ist er entsprechend lichtempfindlich, sodass der Fotograf die ISO-Empfindlichkeit nicht bis zum Anschlag hochdrehen muss. Mit Blende und Verschlusszeit werden die nun immer heller werdenden Sonnenstrahlen fürs Foto manuell angepasst – oder die Einstellung wird einem der Motiv-Programme der Kamera überlassen. Mit «Nachtporträt», «Nachtaufnahme ohne Stativ» und «HDR-Gegenlicht-Steuerung» habe ich gute Erfahrungen gemacht.
Wer kein Stativ dabei hat, platziert seine Kamera auf einen der Holzpflöcke der Abschrankungen, die immer wieder den Lauf des Stegs unterbrechen, um so möglichst verwacklungsfrei fotografieren zu können. Dies ist besonders bei den HDR-Aufnahmen wichtig, bei denen die Kamera mehrere Fotos schnell hintereinander erstellt und zusammenrechnet. Das Display der EOS RP lässt sich um 180 Grad ausschwenken und nach oben drehen. So hat man bequemen Zugriff auf den Touchscreen, auf dem man per Fingertipp den Fokuspunkt verschiebt oder auch gleich noch das Foto auslöst.
Leider hatte ich keine speziellen kapazitiven Handschuhe dabei, um damit auf das Display tippen zu können. So fror meine linke Hand bzw. deren Finger etwas mehr als die rechte, die in wohlig warmen Fingerhandschuhen steckte. Trotz der kompakten Kameraabmessungen gelang es mir nach einiger Übung, mit spitzen Fingern durch den rechten Handschuh hindurch die Knöpfe und Drehräder der EOS RP zu bedienen.
Ohne Fingerwärmer passte die Kamera sehr gut in meine normalgrossen Hände. Ich hatte keine Mühe, die einzelnen Bedienungselemente zu erreichen. Andere Teilnehmer schraubten sich den als Zubehör erhältlichen Verlängerungsgriff EG-E1 unter ihre EOS RP, der ihnen mehr Halt für den kleinen Finger und mehr Sicherheit gegen Abrutschen versprach. Der Griff ist so konstruiert, dass sich damit durch ihn hindurch immer noch Akku und Speicherkarte wechseln lassen. Einen zusätzlichen Akku kann er leider nicht aufnehmen. Er darf somit nicht mit einem Hochformat-Batteriehandgriff verglichen werden.
Die Aufnahmen in der Fotostrecke sind, wenn nichts anderes vermerkt ist, Original-JPEG-Bilder direkt aus der Kamera. Die Fotos wurden nur in der Grösse dem Web-Format angepasst. Fotografiert wurde vor allem mit dem Zoom-Objektiv RF24–105 mm F4 L IS USM, das von Canon zusammen mit der Kamera und einem EF-Objektivadapter als Kit angeboten wird.
Kleine Schwester
Die spiegellose EOS RP ist die kleinste und leichteste digitale Vollformatkamera mit Wechselobjektiven von Canon. Als kleine Schwester der EOS R ist sie mit 440 Gramm rund 140 Gramm leichter, über 13 mm niedriger und 14 mm weniger tief als diese. In der Breite beträgt der Unterschied nur etwas mehr als 3 Millimeter. Diese Schrumpfkur hat weniger Auswirkungen auf die Bedienung als manch einer vielleicht befürchtet.
Die Bedienungselemente auf der Rückseite der EOS RP befinden sich grösstenteils an derselben Stelle wie beim Modell R. Die drei Tasten oben rechts sind nur etwas nach innen gerückt. Ganz weggelassen wurden die viel und kontrovers diskutierte Touch-Leiste, das Zusatzdisplay auf der Oberseite sowie die neuartige «MODE»-Taste der EOS R. Sie wurde durch ein herkömmliches Modus-Wahlrad ersetzt und – ehrlich gesagt – kam ich damit viel direkter und schneller zum Ziel als mit dieser «MODE»-Taste.
Das geniale ausklapp- und drehbare Display der EOS R wurde glücklicherweise übernommen. Nur besitzt es jetzt weniger Auflösung und eine kleinere Bildschirmdiagonale. Ebenfalls gespart wurde beim elektronischen Sucher, sowohl bei der Anzahl Bildpunkte als auch bei der Grösse. Dadurch fehlt der Kamera der typische «Höcker» der EOS R oberhalb des Canon-Schriftzugs.
Der schwenkbare Monitor ist ein echtes Canon-Alleinstellungsmerkmal bei spiegellosen Vollformat-Kameras. Ideal für Selfie-Fans und Vlogger. Aber auch Fotografen und «normale» Videofilmer profitieren davon. Aufnahmen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln gelingen damit bequem und ohne allzu grosse Verrenkungen. Und beim Transport klappt man einfach die Bildschirmseite nach innen und schützt das Display so perfekt gegen Kratzer und Stösse.
Die automatische Schutzvorrichtung für den Sensor, der bei der EOS R in Aktion tritt, sobald die Kamera zum Beispiel für einen Objektivwechsel ausgeschaltet wird, fehlt bei der EOS RP.

Stone Head, Backstein und Kopfsteinpflaster

Nur ein paar Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt liegt die Altstadt von Riga. Die alte Hansestadt ist berühmt für ihre Jugendstilbauten, beinahe an jeder Ecke finden sich interessante Fotosujets. Von den vielen Besitzerwechseln in ihrer Geschichte zeugen russische, deutsche und lettische Einflüsse in der Architektur und in vielen Denkmälern und Museen. Auch Baron Münchhausen soll hier in der Mitte des 18. Jahrhunderts gelebt haben.
Beim Stadtrundgang fielen die vielen Backsteinbauten und Strassen aus Kopfsteinpflaster auf. Der Himmel war leicht bedeckt und das «dumpfe» Weiss verstärkte eine gewisse melancholische Stimmung, die über der Stadt lag. Die Canon EOS RP musste somit nicht mit harten Kontrasten wie bei strahlendem Sonnenschein kämpfen. Entsprechend kühl war die Temperatur. Ich war froh um meine Wollmütze. Die Kamera habe ich diesmal ohne Handschuhe bedient, die meiste Zeit über den Touchscreen.
Das seit Jahren bewährte Canon-Menüsystem wurde auch der EOS RP mitgegeben. Somit bleibt das EOS-Feeling erhalten, und wer schon mal mit einer Canon-Kamera fotografierte, wird sich sehr schnell heimisch fühlen. Aber auch Neueinsteigern gibt die EOS RP keine Rätsel auf. Dank Vollautomatik und direktem Zugriff auf Motiv- und Kreativ-Programme werden Sie die Kamera rasch in den Griff kriegen. Unterstützt werden Sie dabei durch den digitalen Assistenten, grafische Menüdarstellungen sowie mit einblendbaren Bildbeispielen und Erläuterungen dazu.
Fortgeschrittene Benutzer werden als erstes diese ab Werk eingestellten Hilfsseiten abwählen. Denn nach einer gewissen Zeit nerven sie nur noch.

Flexible Automatik und Objektivring
Ich hatte zuerst etwas Bedenken bei der Bedienung der neuen EOS RP. Ihr fehlt die «Function-Bar» der EOS R, und wie auch bei dieser ein Joystick, um AF-Felder direkt per Daumen ansteuern zu können. Erstaunlicherweise konnte ich die Kamera dennoch auch so sehr gut bedienen. Dazu haben vor allem die Fv-Einstellung und der Touchscreen beigetragen.
Mit der EOS R führte Canon neben den bekannten P-Tv-Av-M- und BULB-Modi erstmals den neuen Fv-Modus ein. Die Abkürzung steht für «Flexible Automatik» und erlaubt es, die Verschlusszeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit manuell oder automatisch einzustellen und diese Einstellungen mit der gewünschten Belichtungskorrektur zu kombinieren. Eine Aufnahme im Fv-Modus, mit Kontrolle über jeden dieser Parameter, entspricht somit einer Bedienung wie in den einzelnen Modi P, Tv, Av oder M, jedoch alles zusammengefasst über ein Menü.
Dieser Modus ist wirklich genial. Nach kurzer Eingewöhnung habe ich die meiste Zeit nur noch damit fotografiert. So konnte ich mit dem hinteren Drehrad den Parameter auswählen und mit dem vorderen die Werte verstellen und sehr schnell auf unterschiedliche Aufnahmesituationen reagieren. Mit der Cursor-Auf- oder -Rechts-Taste wird der ausgewählte Parameter wieder auf Auto gestellt. Mit der Cursor-Ab- oder -Links-Taste gehen alle Werte auf «Auto». Die automatisch von der Kamera ermittelten Werte werden dann unterstrichen angezeigt.
Zudem habe ich am RF-Objektiv den zusätzlichen Einstellring ganz vorne mit der Blendenkorrektur belegt. Und zwar so, dass er erst bei leichtem Druck auf den Auslöser aktiv wird und sich verstellen lässt. Das Ganze funktioniert auch via Touchscreen-Tippen und durch Darüberwischen – gut und bequem, wenn man eh die Fokussierung «ertoucht».
Auch wenn man lieber durch den Sucher blickt, hat man so mit der linken Hand Zoom-Ring, Fokus-Ring und zum Beispiel die Belichtungskorrektur via Einstellring direkt am Objektiv im Griff und wählt rechts per Daumen die Parameter aus und passt so deren Werte mit dem Zeigefinger an. Clever von Canon gelöst: Über einen EF-EOS-R-Adapter mit Objektiv-Steuerring lassen sich auch bereits vorhandene EF-Optiken auf diese Weise bedienen.

Unsere Fototour durch Riga pausierte für einen feinen Kaffee in der grossen Markthalle. Dort wurden wir gleich von zwei Uniformierten auf ein Fotografierverbot hingewiesen. Über das diskret ausgeklappte Kameradisplay konnten dennoch unauffällig ohne Blick durch den Sucher einige Eindrücke mitgenommen werden. Dabei geholfen hat auch das schnelle Dual-Pixel-Autofokus-System der Kamera, das mit seinen über 4700 wählbaren AF-Positionen beinahe den ganzen Bildbereich abdeckt. So konnte ich per Fingertipp aufs Display den gewünschten Schärfepunkt rasch und präzise bestimmen. Dies geht schneller als durch das Bewegen eines Joysticks.
Den Autofokus über den Touchscreen verschieben funktioniert auch, wenn das Auge durch den Sucher schaut. Dazu klappt man den Bildschirm mit Touch-Bereich nach aussen um und fährt mit dem Finger darüber. Der aktive Touch-Bereich auf dem Display lässt sich selber festlegen. Das ist wichtig für Leute mit grosser Nase, die damit oft unbewusst die AF-Bereichsanzeige verschieben und sich dann darüber ärgern, dass der AF verrückt spielt. Eine Änderung des Touch-Bereichs genügt – und die Welt ist wieder in Ordnung.
Das manuelle Scharfstellen wird durch Bildvergrösserung und Fokus-Peaking unterstützt. Ich aktivierte das Fokus-Peaking, also die farbige Kanten-Anhebung, und war positiv überrascht, wie gut damit die manuelle Scharfstellung gelang. Ich brauchte sie oft beim gezielten Freistellen von Motiven.
Das einheitlich Grau-Weiss des Himmels während der Fototour sorgte für eher gedämpfte Farben, die von der Kamera sehr naturgetreu wiedergegeben wurden. Draussen stellte ich den Weissabgleich auf «Bewölkt», in Innenräumen überliess ich ihn der Automatik. Als Bildstil wählte ich wieder «Standard». Die einblendbare elektronische Wasserwaage hilft, schiefe Horizonte und schräge Hauskanten zu vermeiden.
Beim Betrachten der Fotos fiel das völlige Fehlen von chromatischen Fehlern (Aberrationen) an starken weiss-schwarzen Übergängen auf, z. B. bei den filigranen dunklen Verzierungen auf Kirchendächern gegen das Weiss des Himmels. Auch an den dafür besonders anfälligen Bildrändern waren keine dieser typischen grün/roten bzw. blau/gelben Farbsäume auszumachen. Hier leistet der kamerainterne Digital Lens Optimizer (DLO) der Canon EOS RP ganze Arbeit. Er ist übrigens nicht nur bei den neuen RF-Objektiven, sondern ebenfalls bei bis zu fünf registrierten EF-Objektiven automatisch aktiv.
Foto-Shooting im Tramdepot

Am Nachmittag standen Porträt-Aufnahmen auf dem Programm. Ein stillgelegtes Strassenbahn-Depot diente als eine Art «lost place»-Location. Ein Arbeitsinspektor wäre beim Anblick der Sicherheitsvorkehrungen in der grossen Werkhalle vermutlich im Viereck gesprungen. Wir wurden jedenfalls vor dem Herumturnen in den ausrangierten Tramwagons und Service-Schächten zur Vorsicht gemahnt.
Auch in der Halle blieb uns die Kälte treu. Die beiden netten Fotomodelle waren in Pullover und Mäntel gehüllt. Nichtsdestotrotz gingen sie mit viel Spass und Professionalität an die Arbeit. Canon stellte einen ganzen Koffer voller Objektive, Blitzgeräte und Reflektoren zum Ausprobieren bereit.
Während einige Workshop-Teilnehmer die vielen alten Waggons inspizierten und fotografierten, liessen die anderen gleich mal ein Modell in einen Service-Schacht herabsteigen. Dazu «dampfte» ein Journalist aus seiner elektronischen Zigarette, was das Zeug hielt, und wir erfreuten uns an einem «eingenebelten» Modell, passend zur Location. Irritiert durch die feine Nebelwand fand sich der Autofokus meiner Kamera nicht mehr zurecht und das Gesicht des Modells blieb unscharf. Und ich habe wieder etwas gelernt – und bei der nächsten Nebelschwade die Schärfe manuell gesetzt.
Ohne störenden Dampf ging es der EOS RP viel besser, vor allem mit der automatischen Gesichts- und Augenerkennung, die bei dieser Gelegenheit natürlich ausgiebig getestet wurde. In den allermeisten Fällen wurde das Gesicht des Modells erkannt und bei aktivierter Augenerkennung auf die Augen scharfgestellt. Über die AF-Messfeldtaste liess sich dann noch das bevorzugte Auge auswählen. Man darf das gewünschte Gesicht auch per Tippen auf das Display bestimmen.
Da die Gesichtserkennung mit der Verfolgungsfunktion gekoppelt ist, wandert das AF-Feld entsprechend mit, wenn sich die Person, bzw. deren Gesicht, bewegt. Wendet sich die Person zu stark ab, verliert die Kamera auch das Gesichts-Tracking. Hier sind einige Mitbewerber besser unterwegs, dennoch sind auch bei der EOS RP die Ergebnisse absolut zufriedenstellend und die Schärfe der Augen auf den Fotos ist ausgezeichnet.

Es klickt nicht mehr
Wir liessen die Modelle einige unterschiedliche Gesichtshaltungen einnehmen. Die meisten bereiteten der automatischen Erkennung der Kamera keinerlei Probleme. Nur als sich ein Modell mit dem Kinn auf dem Daumen abstützte und den Zeigefinger über den Mund legte, konnte die EOS RP plötzlich kein Gesicht mehr erkennen, obwohl doch ein grosser Teil davon für uns noch sichtbar war.
Das lautlose Fotografieren beherrscht die neue Kamera natürlich auch. Diese Funktion versteckt sich in den Motiv-Programmen unter «Leiser Modus». Dann lassen sich leider nur noch Bildqualität, Autofokus-Methode und Selbstauslöser auswählen, den Rest stellt die Kamera automatisch ein. Dennoch gelangen damit einige coole Aufnahmen. Zur Bestätigung wird kurz ein weisser Rahmen beim Auslösen eingeblendet, denn jetzt hört man ja nichts mehr klicken.
Dies verwirrte unsere Modelle erstaunlicherweise so sehr, dass wir wieder mit normalem Klicken weiterfotografierten. Wir sie uns erklärten, sind sie seit Ewigkeiten auf das Klicken von Spiegelreflexkameras «geeicht». Es gibt ihnen die sofortige Rückmeldung, dass die Aufnahme erfolgt ist und sie entspannen oder eine andere Pose einnehmen können.
Leider herrscht nur beim Einzelbild absolute Stille. Dort, wo es besonders sinnvoll wäre – bei Serienbildern etwa – kann die Lautlos-Funktion nicht eingesetzt werden. Hier zeigen alle übrigen Mitbewerber, wie es funktioniert.
Bildqualität und Auflösung
Die Bildqualität der Canon EOS RP ist meiner Meinung nach sehr hoch, und die Farbdarstellung für mich sehr angenehm, natürlich und akkurat. Will heissen, es wird nichts beschönigt. Die Hauttöne der Modelle brachten auch farblich die frostige Atmosphäre in der Werkstatt zum Ausdruck. Man erkennt das Tageslicht von aussen, das eingesetzte Blitzlicht und die grünliche Färbung durch die Neonröhren an der Hallendecke.
Die höchste Bildauflösung der EOS RP beträgt 6240 x 4160 Pixel, was rund 26 Megapixeln entspricht. Messtechnisch mögen die Werte unter denjenigen einer Canon EOS R mit ihren 30,1 Megapixeln liegen, doch in der Praxis fallen die 4 Megapixel weniger an Auflösung kaum ins Gewicht.
Das Bildrauschen wird bis ISO 3200 sehr gut unterdrückt und ist je nach Motiv angenehm unauffällig. Bei ISO 5000 sind dann Störpixel deutlich zu sehen und feine Strukturen werden weichgezeichnet und wirken matschig.
Die Aufnahme in der Fotostrecke mit dem dunkelhaarigen Modell und der Hallendecke im Hintergrund habe ich versuchsweise mit ISO 12'800 fotografiert. In kleiner Abmessung am Bildschirm betrachtet sieht es akzeptabel aus, in 100-prozentiger Ansicht sind die Artefakte jedoch nicht mehr zu übersehen und das ganz Bild sieht weichgespült aus. Dieser hohe ISO-Wert eignet sich noch knapp als Notlösung.

Videofilmen
Videoaufnahmen in Full-HD mit 1920 x 1080 Pixeln sind mit der EOS RP mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde möglich und werden entsprechend flüssig dargestellt. Hinzu kommt der schnelle und präzise Dual-Pixel-Autofokus. Hier gibt es nichts zu meckern.
Anders sieht es aus, wenn in 4K/UHD-Auflösung gefilmt werden möchte. Hier wurde die EOS RP gegenüber der EOS R vor allem bei der Datenrate stark gedrosselt. Die unkomprimierte All-Intra-Videoaufnahme (ALL-I) ist nicht mehr möglich und die HDMI-Ausgabe wurde eingeschränkt. Der Dual Pixel AF funktioniert nicht und der Crop-Faktor ist nicht zu unterschätzen. Hinzu kommt noch, dass nicht mehr alle Autofokus-Feldgrössen zur Verfügung stehen.
Das Canon-EOS-RP-Gehäuse inkl. Mount-Adapter EF-EOS R ist für 1549 Franken, das EOS-RP-Kit mit Objektiv RF 24–105 inkl. Mount-Adapter EF-EOS R für 2589 Franken, und der Erweiterungsgriff EG-E1 für 82 Franken im Handel erhältlich.
avguide.ch meint
Die neue Canon EOS RP ist die kleinste und leichteste digitale Vollformatkamera mit Wechselobjektiven von Canon. Dies bezieht sich auf das nur 485 Gramm schwere Kameragehäuse. Wird eines der neuen RF-Objektive, wie etwa das hier verwendete RF 24–105 mm f/4 L IS USM angebracht, wird das Ganze sofort voluminöser und schwerer. Diese Kit-Kombination bringt dann gut 1,2 Kilogramm auf die Waage. Dennoch ist mir die Kamera während des Workshops nie wirklich zur Last geworden. Trotz kompakten Abmessungen lag sie angenehm in der Hand und die Bedienung gelang mir über den genialen Fv-Modus sehr gut.
Die Kamera bietet für den Vollformat-Einsteiger wie auch für den Fotoamateur-Umsteiger auf «spiegellos» alles, was ein normaler Foto-Anwender braucht. Die Anforderungen von Reise-, Landschafts- und Porträtfotografen (Canons avisierte Zielgruppe für die EOS RP) kann die Kamera gut erfüllen. Das robuste Gehäuse und die Abdichtungen gegen Staub und Spritzwasser sind ein zusätzliches Plus.
Das sich seit Jahren bewährte EOS-Menüsystem und die gegenüber Mitbewerbern konsequent durchgezogene Touchscreen-Bedienung kommt der Smartphone-Generation entgegen und vereinfacht die Handhabung der Kamera sehr.
Die Abmagerungskur gegenüber der EOS R sind im Fotobereich bis auf die schwache Akku-Kapazität einigermassen zu verkraften. Ein, besser zwei Zusatzakkus sind bei intensiver Nutzung von Touchscreen und Automatiken sehr zu empfehlen.
Für Videofilmer sind die Anschlüsse für externes Mikrofon und Kopfhörer nach wie vor vorhanden, doch die Datenraten wurden gegenüber der EOS R deutlich gesenkt. Hinzu kommt bei 4K, wie schon bei der EOS R, ein deutlicher Crop-Faktor, sodass der Autofokus nicht mehr funktioniert mit der Dual-Pixel-Methode.
Für Action- und Sport-Fotografen sowie für Profi-Filmer kann die Canon EOS RP zu wenig. Dafür ist sie nicht nur für Einsteiger preislich sehr attraktiv.