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Publikationsdatum
24. Dezember 2021
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In den ersten drei Folgen unseres DIY-DAC-Blogs haben wir Sie anhand unseres DIY-DAC-Projekts durch die technischen und konstruktiven Tiefen und Untiefen der Digital/Analogwandlung geführt. In der Hoffnung, dass das gut verständlich und unterhaltsam war, schliessen wir den Blog nun mit dem Finale ab – mit dem ultimativen Hörvergleichstest.

Wie wir bereits geschrieben haben, hat die Wichtigkeit des Digital/Analogwandlers mit der stark wachsenden Verbreitung des Streamings nochmals massiv zugelegt. Liebe Vinyl- und CD-Fans, ihr müsst nun stark sein. Über die klangliche Relevanz des aktuell dominierenden Quellgeräts ist man sich im Jahr 2021 (fast) einig. Hinzu kommt, dass ein guter DAC ja auch einen in die Jahre gekommenen CD-Spieler aufwerten kann, ohne dass ein neues Abspielgerät gekauft werden muss.

Technische Wandlerdetails, digitales Know-how, DAC-Chip etc. sind ja gut und recht, aber wie klingt denn nun unser Projekt-DAC? Um ihn klanglich beurteilen zu können, haben wir ihn mit High-End-DACs verglichen, und zwar mit dem Bartok-Modell der englischen Digital-Audio-Schmiede dCS Limited. Sozusagen Last Minute kam dann noch der darTZeel-Wandler hinzu, der im neuen Vollverstärker LHC-208 der Genfer Manufaktur eingebaut ist und den wir bereits getestet haben. Aus dem Zwei- wurde jetzt also ein interessanter Dreikampf!

Die drei DACs im Vergleich

dCS Bartok und DIY DAC gehören in die Kategorie «Ladder-DAC». Der im darTZeel verbaute DAC gehört zu den modernen DACs, allerdings ohne allzu viele Filter und ohne Up-Sampling gemäss Hervé Delétraz.

Der Bartok ist echter Ladder-DAC (dCS nennt ihn Ring-DAC), der anstelle eines Chips die Wandlung des digitalen Signals mithilfe eines riesigen und aufwändigen Widerstand-Netzwerks bewerkstelligt.

Der DIY DAC hat den NOS-Chip AD1865 an Bord, der die «Ladder-Technologie» technisch weniger aufwändig umsetzt. Der Bartok hat zusätzlich auch gleich noch den Digital-Streamer eingebaut und so kann er das digitale Signal für den DIY DAC ausgeben, was die Vergleichbarkeit zusätzlich erhöht. Auch hat der Bartok eine Lautstärkeregelung, was eine Vorstufe bei einer Quelle obsolet machen könnte. Der im DarTZeel eingebaute Chip kommt von Texas Instruments, ehemals Burr Brown. Der genaue Typ ist nicht bekannt.


Der dCS Bartok im coolen Bauhaus-Design.Der dCS Bartok im coolen Bauhaus-Design.
Der zweite Herausforderer, der im darTZeel LHC-208 eingebaute Streamer/DAC.Der zweite Herausforderer, der im darTZeel LHC-208 eingebaute Streamer/DAC.

Zuerst noch einige Worte zum Preisgefüge. Der dCS Bartok kostet ohne Kopfhörer-Option CHF 14'500. Der Wert unseres DIY DAC liegt in Anbetracht des Materialaufwands natürlich tiefer, so etwa in der Region von CHF 5000. Allerdings muss beim DIY DAC noch ein Streamer inkl. Kabel dazu kalkuliert werden. Beim eingebauten darTZeel-DAC ist die Kalkulation noch etwas schwieriger, aber bei einem Gesamtpreis des Verstärkers von rund CHF 18'000 würde ich den Wandler/Streamer auf ca. CHF 5000 bewerten – so ist der darTZeel-DAC preislich ziemlich genau auf Augenhöhe mit unserem DIY DAC. Der dCS ist klar das teuerste Gerät in diesem Vergleich.

Bezüglich «Look-and-Feel» punktet der dCS Bartok mit seinem coolen, modernen Aussehen. Der DIY DAC hat eher einen Retro-Industrielook mit dem «Selbstbau-Charme», was auch seinen Reiz haben kann. Das massive, externe Netzteil des DIY DACs ist ja auch nicht jedermanns Sache und mit dem zusätzlich benötigten Streamer sind wir dann schon bei drei Kisten, wogegen der Bartok ein «All-in-one»-Paket ist. Der zumindest farblich sehr eigenwillig designte darTZeel LHC-208 ist ja ein richtiger Eyecatcher, allerdings ist er wohl auch nicht jedermanns Geschmack. Da der Digital/Analog-Wandler inklusive Streamer im Vollverstärker eingebaut ist, macht ihn das zum «Ultra-All-Inclusive»-Paket. Wir haben also ein illustres Testfeld.

Das Monster-Netzteil des DIY DAC.Das Monster-Netzteil des DIY DAC.

Hörvergleich

Vergleichsaufbau

Damit der Vergleich der DACs so akkurat wie möglich wurde, verwendeten wir zwei absolut identische High-End-Cinchkabel von Econ-Audio Austria. Als Verstärker diente mein Arbeitsinstrument, der dänische Aavik I-180, und für den zweiten Vergleich stand der darTZeel LHC-208 zur Verfügung. So standen alle Ampeln auf Grün für die Vergleiche.

Anlage 1 – dCS und DIY DAC

Zum Start spielten ich eine Qobuz-Playlist über den dCS Bartok, anschliessend schaltete ich um und spielten dieselbe Playlist über den DIY DAC.

Anlage 2 – darTZeel und DIY DAC

Beim zweiten Teil spielte ich wieder meine Qobuz-Playlist direkt über den darTZeel LHC-208 via eingebauten DAC und wechselte dann auf den DIY DAC als Quelle. Die Klangcharaktere kristallisierten sich sehr gut heraus und da wir hier zwar vergleichen, aber nicht eine Rangliste mit Punkten oder ähnlichem machen möchten, versuche ich nun die Stärken und Schwächen der drei Kandidaten zu beschreiben.

dCS Bartok Streamer/DAC

Speziell die klangliche Energie des Engländers war sofort auffällig. Er lieferte sehr viel Power von den tiefsten Bassfrequenzen über den Mittenbereich bis zu den höchsten Höhen. Auch die räumliche Abbildung war gross, präzise und die Auflösung war sehr gut. Digitale Härten waren keine im Klangbild festzustellen und die sprichwörtliche Spielfreude war exemplarisch gut. Einzig im Vergleich zum Röhren-DIY-DAC fehlte vielleicht der letzte Schmelz bei den Stimmen. Um den Sport als Vergleich zu nehmen: der dCS Bartok ist der Zehnkämpfer unter den Kandidaten: Er kann alles, und das auch noch mit höchster Präzision und Energie.

Der Ring- oder Ladder-DAC des dCS Bartok.

darTZeel Streamer/DAC (LHC-208 Verstärker)

Um mit seiner absoluten Stärke zu beginnen: Der darTZeel Streamer/DAC projiziert ein holografisches 3-D-Klangbild mit stupender Auflösung und Räumlichkeit! In dieser Disziplin performte er sogar noch minim über dem dCS Bartok. Chapeau, Monsieur Delétraz! Auch hatte er keine wirklichen digitalen Schärfen im Klangbild. Der Gesamtklang war aber heller als beim dCS und der Bassbereich hatte weniger Druck. Er ist der leicht ätherische Feingeist in diesem Testfeld. Um hier wieder den Sport als Vergleich zu bemühen: Der darTZeel LHC-208 wäre eher der filigrane 400-m-Hürdenläufer – oder wenn er ein Lautsprecher wäre, dann sicher ein Elektrostat!

Die Digital-Platine des darTZeel.Die Digital-Platine des darTZeel.

DIY Röhren-DAC

Klanglich standen sich der dCS und der darTZeel sicher viel näher als der DIY DAC. Aufgrund seiner Röhren-Ausgangsstufe unterschied sich das Klangbild doch massiv zu seinen beiden Mitstreitern.

Die Auflösung war nicht so lupenhaft wie beim darTZeel und auch die Bühne war kleiner als jene des dCS. Aber er spielte mit einer tollen Natürlichkeit und Wärme. «Was kümmert mich die highendige Erbsenzählerei?» schien er sich zu denken. Mehrmals beim Umschalten vergass ich, mich auf die audiophilen Kriterien zu konzentrieren und versank ganz in der Musik – der berühmte Fuss-Wipp-Effekt hat eingesetzt. Obenrum war zwar nicht so viel Glanz und Bling-Bling, aber dafür organisch-natürlicher Musikfluss. Und im Bassbereich kann er locker mithalten. Der DIY DAC ist also die analoge Spassmaschine. Als Lautsprecher wäre er wohl ein grossartiger Breitbänder.

Der Wandler-Chip des DIY DAC: Analog Devices AD 1865.Der Wandler-Chip des DIY DAC: Analog Devices AD 1865.

Schlussfazit

Jeder der drei Digital/Analog-Wandler ist auf seine Weise fantastisch und kann im besten Fall die perfekte Ergänzung für Ihre Anlage sein. Eine High-End-Anlage ist ja wie ein gutes Orchester, bei dem alle Mitspieler zusammen ein grosses und hoffentlich stimmiges Ganze ergeben.

Das DIY-DAC-Projekt ist hiermit abgeschlossen. Wir hoffen doch sehr, dass Sie von unserem Projekt etwas mit auf Ihren Weg zur perfekten Digital-Musik-Wiedergabe nehmen konnten. Dem DIY-DAC-Entwickler sei hier nochmals mein herzlichster Dank ausgesprochen für seine Geduld, seine Hilfe und den tollen DIY DAC, der nun mein Arbeitsgerät ist.