Geht es nach den Marktforschern, werden sich in den nächsten Jahren mehrere Milliarden "Dinge" mit dem Internet verbinden. Mein Regenschirm wird sich also die Wetterprognose aus dem Internet abholen und mich piepsend auffordern, ihn mitzunehmen. Und weil ich ihn dann später in der Beiz vergesse, jammert der Regenschirm vorwurfsvoll auf meinem Smartphone. Er meldet, dass er noch immer im "Goldigen Leuen" und ich im Regen stehe.
Swisscom wagt es
Damit solche Ideen funktionieren, braucht es allerdings ein neues Netz. Das Handy-Netz, das kompliziert und stromhungrig ist, muss mit einem stromsparenden Netz für meinen Regenschirm ergänzt werden.
Genau das macht Swisscom nun. Bis Ende Jahr will sie 80 Prozent der Schweizer mit einem Low-Power-Network (LPN) für das Internet der Dinge versorgen. Auf den bestehenden Sendemasten kommt also nochmals ein zusätzlicher Funker, der in Zukunft mit meinem Regenschirm plaudert. Die dabei verwendete Technik ist standardisiert, Swisscom macht bei LoRaWAN (www.lora-alliance.org) mit. Ich darf also meinen Regenschirm vielleicht sogar in den USA kaufen, wenn sich die lokalen Schirmbauer, die es eh nicht mehr gibt, dem Fortschritt verweigern.
Der Entscheid von Swisscom ist mutig. Denn welche Technik sich beim Netz für die Dinge durchsetzt, ist nämlich offen. Neben LoRaWAN funken ein halbes Dutzend weitere Techniken rum und das GSM-Konsortium will natürlich meinen Regenschirm irgendwann mit dem neuen Handystandard G5 einbinden. Swisscom hat ihr LPN aber bereits mit Feldversuchen erfolgreich getestet. Dass sie nun einige Millionen für den Netzbau investiert, hilft sicher auch dem Technologiestandort Schweiz.
Einige Lösungen, viele Ideen
Bei der Vorstellung ihres LPN-Netzes zeigte Swisscom denn auch bereits fertige Lösungen. Der Briefkasten der Zukunft wird so bald per LPN verkünden, wenn ein Brief eingeworfen wurde. Bodensensoren in Walliser Weinbergen lechzen autonom nach Dünger und Wasser. Meine Katze kriegt vielleicht bald einen LPN-Tracker umgeschnallt, damit ich weiss, wo sie sich nächtens rumtreibt. Sogar ins öffentliche WC wird uns LPN verfolgen. Dort dürfen wir auf einen Smiley-Knopf drücken, wenn alles helvetisch clean war. Die Begeisterung poppt dann in Echtzeit auf dem Smartphone der Toilettenreiniger auf. Selbstverständlich werden sich auch Türen dann per LPN öffnen und Lampen nur noch dann leuchten, wenn sie müssen. Sogar Autofahrer werden vom neuen Swisscom-Funknetz profitieren, wenn leere Parkplätze funkend nach Autos suchen, statt dass Automobilisten sinnlos durchs Quartier kurven.