An Messen richten sich Audio-Hersteller meist an potenzielle Handelspartner und interessierte (und meist gut informierte) Kunden. Mit Beiträgen und Werbung in Fachzeitschriften ebenfalls. Online-Marketing hingegen eröffnet neue Chancen, an bisher nicht erreichte Leute zu gelangen, weil die jeweilige Botschaft über Suchmaschinen im Internet gefunden werden kann. Dies aber auch nur von Leuten, die danach suchen. Von Leuten also, die ein besonderes Interesse am Thema Hi-Fi haben.
Wie aber gelangt man an Personen, die von Hi-Fi wenig Ahnung haben, sich aber sehr schnell begeistern liessen? Ich selbst kenne viele Leute, auf die das zutrifft. Sie haben wenig Ahnung von Hi-Fi – sind dann aber hin und weg, wenn sie erleben, wie grossartig Musik wiedergegeben werden kann.
Viele Hersteller geben wenig Geld für Marketing aus. Sie tun also das Übliche: Sie machen zwei bis drei Messeauftritte im Jahr und rufen die Fachmedien an, damit diese in Testberichten ihre Produkte preisen. Zudem haben sie vielleicht einen schönen Internetauftritt. Immer dieselbe Leier, immer dieselbe Zielgruppe. Kein Wunder, ist das Durchschnittsalter der Hi-Fi-Kunden in den letzten Jahren angestiegen – und der Nachwuchs dünn gesät.
Endorsements
Es zeichnet sich ein neuer Trend ab, der Zukunft hat und zudem zahlbar ist: Das sogenannte Endorsement von Musikern beziehungsweise Musikschaffenden. Der gemeinsame Nenner des Musikhörens mit jedem Gerät, das Musik irgendwie und irgendwo wiedergeben kann, ist die Musik und die Musiker. Und natürlich auch die Produzenten und die Labels. Viele Leute interessieren sich für die Musiker, sind Fans von ihnen, reisen an ihre Konzerte, schauen sich ihre Youtube-Videos an und interessieren sich für alles, das mit ihnen zu tun hat.
Wenn nun diese Musiker und Bands, Komponisten und Dirigenten für ein Hi-Fi-Produkt schwärmen und dies beispielsweise in einem Online-Video öffentlich zeigen, dann erfahren sehr viele Fans und Musik-Interessierte von einem Hi-Fi-Produkt und dessen Vorzügen. Das Hi-Fi-Produkt kann sogar zum Träger der Botschaft werden, dass Musikhören in hoher Qualität wichtig und erstrebenswert ist.
Die Musikschaffenden werden so zu Markenbotschaftern, so können die Marken neue Leute erreichen. Sie fragen sich: Warum schwärmt mein Idol von diesem und jenem Lautsprecher? Wäre das nicht auch etwas für mich? Sie werden auf neue Themen sensibilisiert.
Das gab es auch bei Musikinstrumenten: Jeder Hobbymusiker meiner dunklen Vergangenheit wollte eine Gibson Les Paul oder eine Fender Strat. Und so mancher Bassist von damals betonte, dass er denselben Bass spielt, wie Paul McCartney.
Immer mehr Audio-Hersteller bedienen sich mittlerweile diesem Endorsement – und machen es so, wie es auch in anderen Branchen üblich ist: Die Uhrenbranche, die Consumer-Electronic-Branche und die Hersteller vieler anderen Produktegruppen machen das schon länger.
Nichts ist gratis
Natürlich machen die Musiker das nicht umsonst. Sie werden bezahlt oder beschenkt. Ihre Karriere wird mitfinanziert – beispielsweise mit der Produktion eines Albums. Oder sie bekommen Geräte, die sie in ihrem Studio oder zuhause verwenden können.
Viele hochtalentierte Musiker können sich keine professionelle Produktion leisten. Woher kriegen sie das Geld? Von den gesättigten Labels, die sich gerade mit den Streamingdiensten eine goldene Nase verdienen? Von der Bank? Hi-Fi-Hersteller können hier einspringen, um den Talenten zu helfen.
Im Gegenzug leisten sie einen wertvollen Beitrag für die Hersteller. Sie stellen sich für einen Video-Dreh zur Verfügung, in dem es um Produkt und Botschaft geht. Sie dürfen zitiert werden. Man darf ihren Namen nennen und ihre Bilder verwenden, damit die Botschaft Gewicht und Reichweite erhält.
Mit Recht fragt man sich, ob der aktuelle Bond-Darsteller auch privat eine Omega-Uhr trägt. Die Frage ist aber nicht relevant: Die Hi-Fi-Begeisterten müssen nicht überzeugt werden, dass Hi-Fi eine gute Sache ist. Überzeugt werden müssen diejenigen, die wenig Ahnung von Hi-Fi haben. Und zwar dringend.
Jeder Hersteller, der dabei mitmacht, dient nicht nur sich selbst, sondern dem Ganzen: Der hochklassigen Musikwiedergabe und ihrer Verbreitung.
Fazit
Die Hersteller für Geräte und Systeme der hochklassigen Musikwiedergabe müssen nicht nur intelligente Geräte bauen, die eine neue und jüngere Zielgruppe ansprechen. Sie müssen auch einen Beitrag dazu leisten, dass die Konsumenten den Zusammenhang zwischen Produkt und Musikgenuss wieder verstehen. Gerade so wie bei Autos, wo alle den Unterschied zwischen einem High-Performance-Sportwagen, einem SUV und einem günstigen Auto begreifen.
Mittels Endorsement von Markenbotschaftern aus dem Musikbusiness erreicht man über die sozialen Medien viel mehr Leute als an Fachmessen und vermittelt spielerisch die Zusammenhänge und Unterschiede beim Hörgenuss zwischen praktischem Zweck-Audio und der Hi-Fi-Musikwiedergabe.