Zugegeben: Das Elektronik-Portfolio von Pro-Ject ist recht umfangreich und für Einsteiger nicht gerade übersichtlich. Das Gute daran: Für jedes Budget und für jeden Einsatzzweck gibt es das passende Gerät. Wir haben uns mit der PreBox DS2 Digital einen echten Tausendsassa für den Test herausgesucht: Im Grunde genommen handelt es sich dabei um eine Kombination des analogen Vorverstärkers PreBox DS2 Analogue und der DAC Box DS2 in einem Gehäuse.
Der Clou: Im Unterschied zum analogen Preamp findet man bei der «digitalen» Ausgabe paradoxerweise auch noch einen Phono-Eingang für MM- und MC-Tonzellen. Es handelt sich um ein wahres Wunderwerk der Integration, denn all dies findet in sehr überschaubaren Abmessungen Platz: 20,6 x 7,1 x 20 cm dürfen sogar noch als Desktop-tauglich gelten.
Pralle Ausstattung
Die Ausstattung der PreBox DS2 Digital lässt kaum Wünsche offen. Vier Digitaleingänge plus Bluetooth (AptX-kompatibel) lassen keine Engpässe erwarten; Traditionalisten werden (nebst Phono) mit einem Analogeingang bedacht. Nur die Ausgangsseite ist knapp bemessen. Lediglich ein Paar Cinchausgänge verunmöglichen Bi-Amping. Dafür lässt sich ein (Mono-)Subwoofer anschliessen.
Nicht ganz durchdacht ist der Kopfhöreranschluss. Stöpselt man an der Front einen Hörer ein, so wird das Pre-Out-Signal nicht stumm geschaltet. Man muss den Endverstärker manuell ausschalten, möchte man ganz privat Musik geniessen. So gesehen macht der rückwärtige 12-V-Trigger-Ausgang an der Rückseite für die Ferneinschaltung nicht viel Sinn.
Die PreBox DS2 ist einwandfrei verarbeitet. Die Haptik der Tasten und des Volumen-Drehreglers auf der Front weiss zu gefallen. Die Lautstärke wird über ein motorbetriebenes Alps-Potentiometer eingestellt. Der Regelbereich ist optimal ausgelegt, auch weil man die Ausgangsspannung gegebenenfalls per Schiebeschalter auf +6 dB anheben kann.
Der Nachteil der kompakten Gerätefront findet sich bei der Eingangsanzeige in Form von winzigen LEDs, die mit ebenso winzigen Zahlen (1–7) durchnummeriert sind. Man benötigt gute Augen, um die Quellenwahl vorzunehmen. Die handliche Fernbedienung im Kreditkartenformat ist etwas übersichtlicher: Aber auch hier ist gegebenenfalls eine Lesebrille von Vorteil. Schön anzusehen ist die PreBox DS2, wenn man sie (gegen einen Aufpreis von CHF 100) mit Echtholz-Seitenteilen bestellt. Dadurch gewinnt sie einen feinen «Retro-Touch».
Digitales Klangtuning
Die Wandlerabteilung basiert auf einem bewährten 32-Bit-DAC des Typs AK4490 von Asahi Kasei Microdevices in Kombination mit einem aufwändigen Abtastratenwandler (AK4137EQ) vom gleichen Hersteller. Letzterer rechnet die digitalen Eingangssignale auf bis zu 768 kHz hoch, bzw. falls gewünscht auch auf DSD um, bevor sie vom eigentlichen Wandler-Chip weiterverarbeitet werden. Hierzu offeriert das Gerät drei per Tastendruck wählbare «Sound Modes»: Sound Mode 1 nimmt maximales PCM-Upsampling vor, Sound Mode 2 konvertiert in DSD (bis 256), und Sound Mode 3 konvertiert ebenfalls in PCM, jedoch «nur» auf 352 bzw. 384 kHz. Je nach Ausgangssignal kann man auch aus bis zu fünf verschiedenen Digitalfilter wählen.
Bei einem Standard-HiRes-Signal von 24-Bit / 96 kHz ist man jedoch auf zwei Filterstellungen beschränkt: Stellung 1: «Super slow roll-off» und Stellung 2: «Short delay roll-off». In Kombination mit den drei Sound Modes hat man insgesamt sechs Einstellungen zur Auswahl. Bei einem Signal mit 176 bzw. 192 kHz sind es sogar deren zwölf, weil hier noch weitere Filterstellungen angeboten werden. Dies alles ist für den durchschnittlichen Musikliebhaber eher verwirrend, für den «Digitalfreak» jedoch ein Füllhorn an klanglichem Feintuning.
Musikalische Darbietung
Wir hörten die PreBox DS2 Digital in einer analytischen Wiedergabekette, bestehend aus AVM-Monoblöcken und den Lautsprechern 805 D3 von Bowers & Wilkins. Um die feinen, aber nachhaltigen Klangunterschiede hörbar zu machen, benötigt man sehr hochwertige Verbindungskabel zwischen Vor- und Endverstärker. Als Vergleichsgerät fungierte ein Stand-Alone-DAC der 1000-Franken-Klasse (Gustard AH20), der mit einer ganz ähnlichen Wandler-Sektion daherkommt (AK4497, allerdings zwei Stück), jedoch ohne dezidierten Abtastraten-Wandler.
Wir beschränkten uns beim Hörtest auf 24-Bit / 96 kHz, um den Vergleichsaufwand in Grenzen zu halten. Im Sound Mode 1 (maximales PCM-Upsampling), Filterstellung 1, agierte die PreBox sehr prägnant und dynamisch, in der räumlichen Abbildung konturenscharf und ausgesprochen nahzeichnend. In Filterstellung 2 klang es etwas gelassener und nicht so draufgängerisch, allerdings nicht ganz so konturiert.
Generell besser gefiel das DSD-Upsampling: In Filterstellung 1 tönte es feinsinnig, kultiviert und mit besserer räumlicher Tiefenstaffelung. Am schönsten erwies sich die Kombination aus Sound Mode 2 und Filterstellung 2. Wunderbare räumliche Tiefe und Breite, dabei ausgeprägte Konturen und perfekt definierte, unaufdringliche Höhen. Grundsätzlich agierte das Gerät im DSD-Upsampling etwas leiser und minim weniger dynamisch, aber einfach irgendwie gefälliger.
Sound Mode 3 mit Filterstellung 1 erwies sich insgesamt am neutralsten, ohne grosse klangliche Vor-, aber auch ohne Nachteile. Filterstellung 2 übertrieb hingegen wieder etwas die Ausdruckskraft auf Kosten der «inneren Ruhe». Die klanglichen Unterschiede der verschiedenen Sound Modes und Filterstellungen waren in dieser Wiedergabekette übrigens gut wahrnehmbar – ausgeprägter als etwa beim Vergleichsgerät.
Interessant war der Vergleich zum Stand-Alone-DAC: Tatsächlich klang die PreBox DS2 Digital im Sound Mode 2 oben rum sogar noch etwas losgelöster und quirliger als der Gustard AH20, dafür konterte dieser mit noch mehr «Schwärze» im Klangbild und autoritärem Tieftonfundament. Diesbezüglich agierte die PreBox DS2 keineswegs schlecht, lediglich tendenziell schlank, dafür sehr konturiert. Gut möglich, dass sich die Wiedergabe unter Einsatz eines besseren Netzteils noch aufwerten lässt.
Im Lieferumfang findet sich ein Standard-Steckernetzteil (18 V, 1 A). Pro-Ject offeriert jedoch das separate Netzteil «DS2 Sources» für CHF 599, welches auch noch weitere Pro-Ject-Gerätschaften mit gut gesiebtem Gleichstrom versorgt. Aber auch schon mit Standard-Netzteil ist die PreBox DS2 Digital bezogen auf den vergleichsweise günstigen Einstandspreis ein echter Überflieger.
Guter Phono-Eingang
Fast nur Positives gibt es über den Phono-Eingang zu berichten. In MM-Stellung (mit einer High-Output-MC-Tonzelle Benz Glider klang es ausnehmend klar, rauscharm und dynamisch. Dass in allertiefsten und obersten tonalen Lagen vielleicht noch etwas Druck bzw. Glanz fehlte, darf man angesichts des günstigen Preises nicht wirklich bemängeln.
Auch so schon machte Vinyl über die PreBox DS2 Digital richtig Spass. Weniger gilt dies im Zusammenspiel mit vielen MC-Tonzellen: Aufgrund der niedrigen Eingangsimpedanz von nur 10 Ohm klang es mit einer Benz-Reference-Tonzelle zu leise und zu dumpf. Besitzer niederohmiger MC-Zellen (beispielsweise von Ortofon) können deutlich bessere Resultate erwarten. Als sehr gut sowohl an nieder- wie hochohmigen Hörern erwies sich dafür der integrierte Kopfhöreranschluss.
Fazit
Alles andere als eine Mogelpackung: Die kompakte PreBox DS2 Digital ist ein echter Tausendsassa und kann fast überall punkten. Vor allem betreffend Klang dürfte es schwierig sein, für einen ähnlichen Preis ein besseres Gerät zu finden. Die anfänglichen Schwächen bei der Bedienung (Eingangswahl) hat man mit etwas Gewöhnung übrigens schnell im Griff.