Während der Vorgänger des Classics noch in der bekannten weissen Plastikschale daher kam, präsentiert sich der neue, immer noch sehr flache iPod Classic mit seiner mattschwarzen oder silbernfarbigen Frontplatte aus eloxiertem und kratzfestem Aluminium deutlich wertiger.
Die 80 GB /160 GB-Versionen speichern bis zu 20'000 / 40'000 Songs im 128 kBit/Sek. im AAC-Format, bis zu 25'000 vom iPod anzeigbare Fotos und bis zu 100 Stunden / 200 Stunden Videomaterial.
Zudem lässt sich der Classic als externe Festplatte zum PC verwenden. Nach wie vor werden folgende Audio-Formate unterstützt: AAC (16 bis 320 kBit/Sek.), Protected AAC (aus dem iTunes Store), MP3 (16 bis 320 kBit/Sek.), MP3 VBR, Audible (Formate 2, 3 und 4), Apple Lossless, WAV und AIFF.
Nicht unterstützt wird das weitverbreitet WMA- (Windows Media Audio!) Format. Wiederum hat man auf sehr lange Betriebszeiten mit einer Akkufüllung geachtet. Mit garantierten 35 Stunden schlägt er seinen Vorgänger, der ebenfall nicht schwach auf der Brust war, nochmals deutlich.
Der User des Classics kann unter rund 20 voreingestellen Equalizerstellungen wählen. Ob sie, wie beim alten iPod, immer noch hörbar klirren, zeigen der Hörtest und die Messungen.
Was ist neu?
Das charakteristische Click Wheel und das 2.5 Zoll- Display beherrschen nach wie vor die Optik.
Zum Radiohören gibt es immer noch die iPod Radio Remote-Fernbedienung. Wer Musik oder Sprache direkt auf den iPod aufnehmen will, leiste sich ein passendes Mikrofon wie zum Beispiel das Griffin iTalk Pro Mikrofon, welches direkt an den Dock-Anschluss geschaltet werden kann und sogar in Stereo aufnimmt.
Die wesentlichsten Neuerungen stecken in der Software.
Im sogenannten Splitscreen wird das Hauptmenü dargestellt. Das heisst: auf der linken Seite wird die Menüstruktur, auf der rechten Seite je nach Auswahl eine Vorschau oder Icons gebracht.
Der Classic kann sogar die Covers der am PC gerippten oder im iTunes Store gekauften CDs auf dem Display darstellen. Mittels der Cover Flow-Möglichkeit lässt es sich elegant durch die Musiksammlung blättern und die Albumcover anzeigen.
Neu ist auch, dass man beim Synchronisieren, sprich Übertragen der Dateien vom PC auf den iPod, nicht mehr die gesamten Playlists übertragen muss, sondern nur die speziell bezeichneten Stücke. So geht das Synchronisieren wesentlich schneller vonstatten und es lassen sich mehrere iPods an einem PC mit unterschiedlichen Programmen beladen.
Start (fast) ohne Probleme
Um zu sehen, ob der Classic nur mit allerneusten PCs arbeitet, wurde er an ein betagtes G3 Notebok mit neuster OSX-Software, sowie ans Internet geschaltet.
Nach dem automatischen Laden eines Fehlerbehungs-Updates von Apple verlief die Inbetriebnahme des Classics, abgesehen von einem einmaligen Hängenbeiben bei der Registrierung, problemlos.
Auf dem Labortisch
Der Classic bietet einen perefekt ausgewogenen Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz.
Auch die Klirrfaktoren sind ohne Equalizer sehr niedrig.
Das ändert sich aber schlagartig bei eingeschaltetem Equalizer. Gerade bei hoher Aussteuerung des Signales nahe der 0 dB-Marke steigen die Klirrfaktoren drastisch an und erreichen Werte, die so irritierend hoch waren, dass wir die Testsignale nicht nur vom computergesteuerten Audio Precision, sondern auch noch durch den ultrapräzisen Radiometer 201 messen liessen. Beide Messinstrumente spuckten dieselben unglaublichen Werte aus und das Tektronix Oszilloskop zeigte, dass das Sinus-Messignal arg durch den Equalizer verunstaltet wurde!
Bei Equalizerstellung "Mehr Bässe" lag der Klirrfaktor bei 1 kHz und 0 dB-Aussteuerung bei 0.7 % , auf der Stellung "Deep" bei 10.8 % ! Genau dieselben Werte zeigte der iPod-Vorgänger der 5. Generation.
Das Fass aus dem Boden schlägt jedoch die Stellung "Gesang" mit einem Klirrfaktor von unglaublichen 19.2 % bei 1 kHz und 0 dB-Aussteuerung. 1 dB tiefer ausgesteuert, also bei der -1 dB Marke, sind es immer noch 16 % Klirr. Erst wenn der Pegel tiefer liegt, sinkt der Klirr. Bei -6 dB ist alles ok und der Klirrwert liegt dann dort, wo er immer sein sollte, nämlich unter 0.01%. Zu bemerken ist, dass diese hässlich klingenden Klirrfaktoren (kein Röhrenklirr!) unabhängig von der gewählten Lautstärke und dem Audioformat sind.
Der Equalizer hat ganz klar zuwenig Headroom, und stösst bei hoch ausgesteuerten Aufnahmen an die Grenze der System-Dynamik.
Keine Reaktion
Interessant ist zu wissen, dass avguide.ch bereits vor rund einem Jahr Hörerfahrungen und Messwerte an Apple Schweiz geschickt hat, wo man versprach, diese an Apple USA weiter zu leiten.
Doch bisher kam aus den USA keine Antwort, und man bietet den Leuten nach wie vor einen Equalizer an, der des Namens Apple nicht würdig ist.
Zudem zeigt es, wie unkritisch die junge MP3-Generation geworden ist, dass sie eine solche Fehlkonstruktion auf der ganzen Welt ohne zu mucksen einfach tolerieren...
Von audiophil bis schrecklich
Der von Apple mitgelieferte und von vielen Leuten auch benutzte Kopfhörer gehört zu den sogenannten "In Ear-Hörer", im Volksmunde "Stöpselkopfhörer" genannt. Von diesen weiss man aber, dass sie einen massiven Bassmangel zeigen und somit recht mickrig klingen.
Zum Joggen mag das reichen, für echten Musikgenuss jedoch nicht.
So ist man fast gezwungen, den Equalizer einzuschalten.
Ich wähle also die EQ-Stellung "Mehr Bass" und höre mir das auf Klirren kritische Stück "Less than an Pearl" auf der Enja CD "Amarantine" mit teilweise hochausgesteuerten Chorpassagen an. Der Bassbereich wird nun deutlich kräftiger. Leider macht sich bei höher ausgesteuerten Passsage ein leises, aber deutliches Klirren bemerkbar.
Noch schlimmer wird der Klirr auf der Equalizer Stellung "Deep" und geradezu grotesk klirren Solo-Stimmen und Chorpassagen auf der EQ-Stellung "Gesang"(!)
Es ist aber möglich, dass dieses Klirren bei unkritischer, elektronischer Musik weniger, oder überhaupt nicht stört.
Doch das ist keine akzeptable Entschuldigung, denn der Classic soll ja auch gehobenere klangliche Ansprüche erfüllen. Zudem kenne ich Leute, die ihre ganze CD-Sammlung mit klassischer Musik auf den iPod abfüllen.
Ganz anders dann die Klangresultate mit einem guten HiFi-Kopfhörer wie zum Beispiel dem Bose Quiet Comfort 3 und ausgeschalteten Equalizer. Ab Übertragungsraten von 128 kBit/s wird der Klang sowohl auf AAC und MP3 echt sauber und differenziert.
Während für eine akustische Berieselung eine Übertragungsrate von 128 kBit/s gewiss ausreicht, rippe ich persönlich meine geschätzten Musikstücke mit MP3 oder AAC und einer Übertragungsrate von 192 kBit/s. Lieblings-Hits werden mit 320 kBit/s und echt audiophile Aufnahmen, die ich in originaler Qualität behalten möchte, im Apple Lossless oder WAV-Format gerippt.
Fazit
Der neue iPod Classic wäre an und für sich ein geniales Gerät, wenn da nicht ein fettes Haar in der Suppe schwämme!
Der Equalizer zeigte bei - zugegeben kritischem - Musikmaterial nach wie vor rekordverdächtige Klirrwerte.
Für ungetrübten Musikgenuss gilt somit: Finger weg vom Equalizer! Nur dann ist der Classic wirklich Klasse!