TESTBERICHT
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Publikationsdatum
30. April 2007
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Der Lenco L-3866USB ist ein sogenannter USB-Plattenspieler mit einer Doppelfunktion: Er lässt sich wie ein normaler Plattenspieler einsetzen und ermöglicht zudem in Verbindung mit einem PC eine denkbar einfache Übertragung von analogen Platten auf CD oder den MP3-Player.

Komfortabler Volksplayer

Fixes System! Auch das Gegengewicht kann nicht verdreht werden.

Um es gleich klar zu stellen: Der Lenco L-3866USB ist "made in China" und kostet lediglich 219 Franken. Seine Produktion wird allerdings peinlich genau durch ein "Swiss Controlling" überwacht. Er ist ein topmoderner und praktisch "narrensicherer", halbautomatischer Volksplayer und beileibe kein High-End-Gerät für Vinyl-Freaks.

Was hier aber erwartet werden kann, ist, neben einer anständigen Klangqualität, eine möglichst einfache und komfortable Bedienung. Nach dem Motto " Wo es nichts zu verstellen gibt, kann auch nichts falsch eingestellt werden!", kann man bei diesem Plattenspieler am Tonarm rein gar nichts - also nicht einmal das Gegengewicht - justieren!

Was das bedeutet ist klar: es kann nur der dazu passende Tonabnehmer verwendet werden. Mit der Klangqualität der Tonzelle und der vorgegebenen Auflagekraft muss man sich abfinden. Wichtig ist, dass die Abtastfähigkeit ausreicht, um auch hochausgesteuerte Platten ohne Verzerrungen abzutasten und dass die Antiskatingkraft richtig arbeitet.

Der Plattenspieler steht auf vier Gummifüsschen mit Schockabsorberwirkung . Der Plattenteller ist zudem von der Zarge entkoppelt.

Wer unter die Gummimatte schaut, erlebt eine positive Überraschung: Der Antrieb erfolgt nicht direkt, sondern geradezu audiophil über einen Riemen.

Einfache Bedienung

Halbautomat mit USB-Anschluss: Lenco L-3866

Die Bedienung dieses Halbautomaten ist in der Tat einfach und komfortabel: Über eine "up-down"-Taste kann der Tonarm angehoben und abgesenkt werden. Der Plattenteller beginnt erst dann zu laufen, wenn der Tonarm von Hand zur Platte hin geschwenkt wird.

Am Ende der Platte stellt der Motor ab und der Tonarm kehrt automatisch in seine Ruheposition zurück.

Die Lenco-Entwickler haben auch daran gedacht, dass viele heutige Verstärker keine hochempfindlichen Phonoeingänge mehr haben und bauten in diesen Plattenspieler einen Vorverstärker samt RIAA-Entzerrung ein. So kann er direkt an CD-oder Aux-Eingänge von Verstärkern und Mischpulten angeschlossen werden

Die Praxis

Zunächst ging es darum festzustellen, ob die Mechanik dieses ultrasimplen und auf das absolut Notwendigste abgespeckte Gerät seine Aufgabe erfüllen kann.

Mit unserer Test-LP ermittelten wir eine erfreulich hohe Abtastfähigkeit von 70u horizontal und 60u vertikal bei einer vernünftigen Auflagekraft. Die Antiskatingkraft ist bei glatter Plattenoberfläche haargenau richtig eingestellt.

Lediglich bei der Messung der Abtastfähigkeit verzerrte jeweils der rechte Kanal etwas früher als der linke, was von einer doch nicht ganz optimalen Einstellung zeugt. Für die Praxis reicht dies jedoch völlig aus.

Die Entkoppelung von der Standfläche ist nicht gerade exzellent aber doch als "genügend" zu bezeichnen. Auf dem Boden herumtrampeln oder gar an die Zarge klopfen, sollte man während einer Aufnahme also tunlichst unterlassen.

Open Source Audio-Editor

Genial: Open Source Audio Editor Audacity

Zum Lieferumfang gehört ein USB-Kabel und eine CD mit der auch im Internet kostenlos erhältlichen Open-Source-Software "Audacity".

Mit diesem, relativ leicht zu bedienenden Audioeditor und -recorder für Windows, Mac OS X, GNU/Linux und andere Betriebssysteme kann man live Audio aufnehmen, Cassetten und Schallplatten digitalisieren, Ogg Vorbis-, MP3- und WAV-Dateien bearbeiten, Töne und Dateien schneiden, kopieren und mischen, die Geschwindigkeit oder Tonhöhe einer Aufnahme ändern und noch vieles mehr!

Dass sich Lenco an diese Software gewendet hat, ist ein ganz cleverer Schritt, denn dieser Audioeditor hat es in sich und wird laufend verbessert. (http://audacity.sourceforge.net/download/)

Schnelligkeit ist gefragt

Ein gerade zur Verfügung stehender, etwas betagter Mac G4 mit OSX-Betriebssystem, konnte mit der mitgelieferten CD nichts anfangen. Obwohl auf der CD versprochen, befand sich keine Mac-taugliche Software darauf! Deshalb wurde der Audacity Editor kurzerhand vom Web gratis heruntergeladen und schon konnte es losgehen.

Also Tonabnehmer über die Platte geschoben, beim Audioeditor auf die Rec-Taste gedrückt.

Dabei zeigte es sich, dass der nicht mehr ganz neue, aber mit einem Dual-Prozessor bestückte G4, für die bestmögliche Aufnahmequalität mit 32 Bit (!) nicht schnell genug war, jeweils nach einer gewissen Zeit den Dienst verweigerte und die Aufnahme stoppte. Dies, obwohl der Restzähler noch 15 Stunden mögliche Aufnahmedauer auf die Festplatte anzeigte! Nach einer Reduktion der Bitrate von 32 auf 16 Bit lief dann alles einwandfrei.

Sowohl im Windows XP als auch mit OSX meisterte dann ein brandneues Intel Macbook Pro das ganze Aufnahmeprozedere und alle Bearbeitungsschritte in jeder Qualität.

Speichern und brennen

audiophiler Riemenantrieb

Nach der Bearbeitung der Aufnahme, wie etwa Wegschneiden der Anfangs- und Schluss-Geräusche, aber auch vielen weiteren Möglichkeiten, kann die ganze Sache in verschiedenen Formaten auf die Festplatte gespeichert werden.

Wird die LP als Audacity-Projekt mit den File-Endung ".aup" abgespeichert, so kann man dieses File immer noch nachträglich mit dem Editor vollumfänglich bearbeiten.

Will man die Aufnahme verlustlos, also ohne Datenreduktion, zum Beispiel auf CD-brennen, so wird der Export als WAV-Datei empfohlen.

Allerdings wird zum Brennen auf CD noch eine zusätzliche CD-Brenner-Software notwendig.

Soll die Aufnahme im MP3 -Format abgespeichert werden, muss zuerst noch der Lame MP3 Encoder installiert werden. Ist dies geschehen, kann in allen erdenklichen Qualitäten und Bitraten gespeichert werden.

Da beim Transfer von Vinyl auf die Festplatte keine Gracenote-Datenbank, die alles über die Aufnahme weiss, mithelfen kann, ist das einfache und komfortable Erstellen von Playlists, wie beim Rippen von CDs, kaum möglich. Will man also jeden auch noch so kurzen Hit auf einem separaten Track verewigen, so braucht das etwas Zeit und Geduld. Doch hat man den Editor mal im Griff, so lässt sich zügig damit arbeiten.

Und wie klingts?

Dank eingebautem Phonovorverstärker kann der Player direkt an hochpegelige Aux-Eingänge und Mischpulte angeschlossen werden

Der Plattenspieler klingt im normalen Betrieb über einen Verstärker oder Mischpult sehr anständig. Abgesehen von einer gewissen Betonung des Obertonbereichs, welche dem Klang eine gewisse zusätzliche Brillanz verleiht,  ist der Klang recht ausgewogen.

Gewiss gibt es weitaus teurere High-End-Geräte, welche den Klang noch differenzierter und weiträumiger auffächern können.

Trotzdem darf man diesen Spieler eine durchaus akzeptable Klangqualität zugestehen, was in dieser Preisklasse schon eine ganz beachtliche Leistung ist.

Fazit

Zu einem sehr günstigen Preis bietet Lenco einen USB-Plattenspieler an, der seine Aufgabe als Klangspender für den täglichen Gebrauch voll erfüllt und auch den Transfer von Musik ab analogem Vinyl in die digitale Domaine elegant und - dank USB-Verbindung zum PC - so einfach wie heute nur möglich vollziehen kann.

STECKBRIEF
Modell:
L 3866USB
Profil:
Preisgünstiger USB-Plattenspieler für die HiFi-Anlage und für die Kombination mit dem PC.
Pro:
günstiger Preis;akzteptable Klangqualität;einfach Bedienung;guter Audio-Editor;Phono-Vorverstärker eingebaut
Contra:
nur mit originalem Tonabnehmer zu betreiben
Preis:
219.00 CHF
Hersteller:
Lenco
Jahrgang:
2007
Vertrieb:
Masse:
420 x 94 x 330 mm
Gewicht:
2,4 kg
Farbe:
silber